Am nächsten Sonntag scheint wenig los zu sein, weshalb er sich nur kurz auf dem Kommissariat sehen lässt, um darauf seinen Sohn zu besuchen, der bei seiner von ihm getrennt lebenden Frau Vera (Janet Agren) lebt. Doch er hat nicht mit Sergio (Massimo Mirani) gerechnet, der als harmlos scheinender Bürger die Wache betritt und sich nach Mariani erkundigt. Dort wird ihm mit geteilt, dass dieser später nochmal zurück kommt, weshalb Sergio zuerst wartet, aber als ihm die Zeit zu lang wird, geht er heimlich in dessen leeres Büro, um nach weiteren Informationen zu suchen. Als er dort von einem anderen Polizisten entdeckt wird, eskaliert die Situation - Sergio bedroht die Männer mit seiner Pistole und formuliert seinen Wunsch: er will Kommissar Mariani töten...

Die Entführung einer Tochter aus reichem Hause, mit der der Film beginnt, geht zwar auf die Mitte der 70er Jahre grassierende Entführungswelle (wie auch in Eriprando Viscontis „La orca“ von 1976) ein, soll aber nur verdeutlichen, dass Kommissar Mariani (Maurizio Merli) seine eigenen Wege bei der Verbrechensbekämpfung geht. Anstatt auf die Bitte des zahlungswilligen Vaters einzugehen, nicht einzugreifen, nimmt er die Spur der Entführer auf und kann das Opfer schließlich unverletzt befreien, allerdings ohne die Hintermänner zu fassen. Nur dank des positiven Ausgangs der Aktion, kommt er mit einer Rüge seines Vorgesetzten davon.
Abgesehen von dieser Eingangssequenz, spielt die komplette weitere Handlung nur am folgenden Sonntag, beginnend mit dem allein in seiner Wohnung aufwachenden Polizisten. Der Film entwirft mit wenigen Pinselstrichen das Bild eines Mannes, dessen zeitintensive Polizeiarbeit sein Familienleben zerstört hat. Seine Frau Vera (Janet Agren) hat ihn mit dem gemeinsamen Sohn verlassen, weshalb er – nachdem er kurz in seinem Kommissariat vorbei gesehen hatte – diesen, wie an jedem Sonntag besucht. Dem Film gelingt es, diese typische Konstellation ohne emotionalen Bombast zu vermitteln. Weder ist Mariani ein Zyniker, der den Glauben an die Menschheit verloren hat, noch ist er geistig ständig auf Verbrecherjagd, sondern einfach ein Mann der Tat. Er spielt genauso intensiv „Räuber und Gendarm“ mit seinem Sohn, wie er Verbrecher jagt – nur abwarten und Nichtstun, wie es die Polizeiarbeit oft verlangt, kann er einfach nicht.
Dieser Charakterisierung fehlt zwar jede Zwiespältigkeit, hat aber den Vorteil, das auch die weiteren Ereignisse um die Entführung seines Sohnes ohne das gewohnte pathetische Beiwerk abläuft. Maurizio Merlis Darstellung ist eine weitere Variante des engagierten, nicht aus eigennützigen Motiven handelnden Polizisten, wie er ihn schon mehrfach seit "Roma violenta" (Verdammte heilige Stadt, 1975) und in Umberti Lenzis Film "Roma a mano armato" (Die Viper, 1976) gespielt hatte. Allerdings deutlich weniger fanatisch angelegt, was der deutsche Verleih offensichtlich nicht akzeptieren wollte. In der deutsche Synchronisation wurde ihm wieder der beliebte Name "Ferro" verliehen, der in der Originalversion nur im Filmtitel erscheint.


Betrachtet man "Il commissario di ferro" in der Entwicklung des italienischen Polizeifilms seit Lizzanis "Banditi a Milano" von 1968, wird deutlich, dass das Genre seinen Zenit 1978 schon überschritten hatte. Gemessen an Umberto Lenzis Filmen während der Hochphase "Milano odia:la polizia non può sparare" (Der Berserker, 1974) oder dem schon erwähnten "Roma mano armato" wirkt Massi Film gemäßigter und weniger kompromisslos, vergleichbar mit dem im selben Jahr entstandenen "La banda del gobbo" (Die Kröte).
"Il commissario di ferro" Italien 1978, Regie: Stelvio Massi, Drehbuch: Roberto Gianviti, Darsteller : Maurizio Merli, Janet Agren, Ettore Manni, Massimo Mirani, Chris Avram, Laufzeit : 81 Minuten
weitere im Blog besprochene Filme von Stelvio Massi:
"La banda del trucido" (1977)
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