Inhalt: Der
Frauenheld Kitosch (George Kennedy) kann die Finger vom weiblichen Geschlecht
nicht lassen, weshalb er regelmäßig Ärger mit seinem Boss Mendoza (Eduardo
Fajardo) bekommt, nachdem er auf dessen Ranch mit der Frau eines Anderen
erwischt wurde. Doch die Bestrafung mit ein paar Peitschenhieben nimmt er dafür lächelnd in Kauf. Das ändert sich, als er mit der Ehefrau (Pamela Tudor) seines
Chefs entdeckt wird, der seine Leute gegen ihn aufhetzt. Brutal zusammen
geschlagen endet er am Strang und wird im letzten Moment von Tracy (Frank
Wolff) gerettet, einem gefürchteten Pistolero, der ihn zuvor noch ausgeliefert hatte.
Dankbar
schließt er sich ihm an und begleitet ihn auf dem Weg in dessen ehemalige
Heimat, wo Tracy noch eine Rechnung zu begleichen hat. Selbst als dieser ihn
als Lockvogel dafür nutzt, den ihn verfolgenden Sheriff und dessen Leute aus
dem Hinterhalt zu erschießen, bleibt er solidarisch, aber zunehmend muss auch
er erkennen, wer dieser Mann wirklich ist...
Seitdem George Hilton in Lucio Fulcis "Le colt cantarono la morte e fu... tempo di massacro" (Django - sein Gesangsbuch war der Colt, 1966) erstmals in einem Italo-Western mitgewirkt hatte, war er zum festen Bestandteil des Genres geworden. Die Rolle des "Kitosch" hatte er zuvor schon in "Kitosch, l'uomo che veniva dal nord“ (Der Mann, der aus dem Norden kam, 1967), einer italienisch/spanischen Produktion unter der Regie von José Luis Merino, gespielt, an die er in "Il tempo degli avvoltoi" (Die Zeit der Geier) in der Charaktergestaltung unmittelbar anknüpft - nicht erstaunlich, da beide Drehbücher von Fulvio Gicca Palli stammen. George Hilton verkörpert mit breitem Grinsen einen Typus, der für jeden Unsinn zu haben ist und nur wenig von einem Revolverheld hat. Entsprechend erinnert Nando Ciceros erster von drei Western zu Beginn eher an eine Komödie, wenn Kitosch mit wechselnden Frauen anbandelt und zwei zusätzliche Peitschenhiebe fordert, als er von seinem Boss Don Jaime Mendoza (Eduardo Fajardo) dafür bestraft wird, dass er mit der Frau eines anderen Cowboys geschlafen hatte - sie wäre es wert gewesen.
Seitdem George Hilton in Lucio Fulcis "Le colt cantarono la morte e fu... tempo di massacro" (Django - sein Gesangsbuch war der Colt, 1966) erstmals in einem Italo-Western mitgewirkt hatte, war er zum festen Bestandteil des Genres geworden. Die Rolle des "Kitosch" hatte er zuvor schon in "Kitosch, l'uomo che veniva dal nord“ (Der Mann, der aus dem Norden kam, 1967), einer italienisch/spanischen Produktion unter der Regie von José Luis Merino, gespielt, an die er in "Il tempo degli avvoltoi" (Die Zeit der Geier) in der Charaktergestaltung unmittelbar anknüpft - nicht erstaunlich, da beide Drehbücher von Fulvio Gicca Palli stammen. George Hilton verkörpert mit breitem Grinsen einen Typus, der für jeden Unsinn zu haben ist und nur wenig von einem Revolverheld hat. Entsprechend erinnert Nando Ciceros erster von drei Western zu Beginn eher an eine Komödie, wenn Kitosch mit wechselnden Frauen anbandelt und zwei zusätzliche Peitschenhiebe fordert, als er von seinem Boss Don Jaime Mendoza (Eduardo Fajardo) dafür bestraft wird, dass er mit der Frau eines anderen Cowboys geschlafen hatte - sie wäre es wert gewesen.
Das Blatt wendet
sich plötzlich, nachdem er bei der Frau (Pamela Tudor) seines Bosses erwischt
wurde. Aus dem bisher eher humorigen Treiben wird ansatzlos blutiger Ernst und
Kitosch sieht sich Don Mendoza und seinen Männern gegenüber, die ihn zuerst
quälen und dann aufhängen wollen. Selbst die Flucht in den nächsten Ort hilft
ihm nicht, da der Sheriff ihn wie einen Verbrecher festnimmt und wieder an Mendoza
übergibt. Als sich das Seil schon um seinen Hals zuzieht, taucht der „schwarze
Tracy“ (Frank Wolff) auf und rettet ihm das Leben. Ein Moment, der schon in
vielen Western das klassische Szenario eines Rachefeldzugs ausgelöst hatte -
der „Underdog“ kehrt als inzwischen erfahrener Pistolero zurück und rächt sich
an seinen Peinigern. Nicht so in Nando Ciceros ungewöhnlichem Western, der zwei
Charaktere in den Mittelpunkt stellt, deren weitere Wege überraschend bleiben.
Besonders
dem us-amerikanischen Mimen Frank Wolff, der erstmals in „Salvatore Giuliani“
(Wer erschoss Salvatore G.?) von Francesco Rosi in Italien besetzt wurde – der
Beginn einer intensiven Phase im italienischen Film bis zu seinem Selbstmord
1971 – gelingt es der Figur eines sadistischen und rücksichtslosen Killers
menschliche Züge zu verleihen. Dank der Rettung Kitoschs vor dem Strang, kann
er sich nicht nur dessen Dankbarkeit sicher sein, sondern gewinnt auch
Sympathien, trotz seiner wenig fairen Art, Gegner aus dem Hinterhalt zu
erschießen. Gefördert wird diese Wirkung mit dem gewohnten Kniff im
Italo-Western, die bürgerliche Gesellschaft – hier verkörpert durch den
Gutsbesitzer Mendoza und dessen Vasallen – noch brutaler und ungerechter zu charakterisieren
als die Gesetzlosen.
Doch der
schwarze „Tracy“ hat wenig gemein mit den Revolverhelden eines Clint Eastwood oder
Lee Van Cleef, sein wortkarges Auftreten entbehrt jeder Komik oder Coolness und
seine Wut ist unbarmherzig. Gemeinsam mit Kitosch macht er sich auf den Weg zu
Traps (Maria Grazia Marescalchi),
seiner ehemaligen Geliebten, die ihn verraten und ins Gefängnis gebracht hatte.
Seine anfänglich noch positive Wirkung wird zunehmend demontiert, denn Tracy
erweist sich als unberechenbar und bar jeden moralischen Anstands, ohne sich
deshalb in die Massen an eindimensionalen Killern einzureihen, die das
Western-Genre bevölkerten. Im Gegenteil erzeugt der von epileptischen Anfällen
geplagte, Jedem misstrauenden Mann auch Mitleid, wodurch sich Kitoschs
solidarische Haltung zu ihm erklärt.
Der vom uruguayischen Darsteller George Hilton gespielte Kitosch wirkt
anfangs unbedarft, fast naiv. Selbst als er von der aufgewiegelten Meute seines
Dienstherrn verfolgt wird, wendet er keine Gewalt an, weshalb die Lynchjustiz
gegen ihn aus reiner, rachlustiger Willkür geschieht. Erst als ihm Tracy das
Schießen beibringen will, beweist Kitosch plötzlich seine überragenden
Fähigkeiten mit dem Revolver. Diese Wendung wirkt zuerst wenig nachvollziehbar,
relativiert sich aber dadurch, dass er im weiteren Verlauf des Films zuerst
noch gewaltlos bleibt. Es ist ein ungewöhnliches Duo, dass Nando Cicero hier auf
die Leinwand bringt, bestehend aus dem Sympathieträger des Films und einem Sadisten,
dessen brutale Taten Kitosch lange Zeit verborgen bleiben. Dank dieser
Konstellation bleibt ihre weitere Vorgehensweise jederzeit unberechenbar, besonders
als Kitosch rücksichtsloser und gewalttätiger wird. Nando Cicero scheut sich
nicht davor, auch seine Identifikationsfigur in Frage zu stellen und als sich
der Kreis schließt und er wieder auf die Ranch seines früheren Bosses Mendoza
zurückkehrt, ist die Rollenverteilung keineswegs so eindeutig wie der Beginn
des Films erwarten ließ.
Nando Ciceros zweiter Film wirkt vom Aufbau etwas uneinheitlich – erst
die komödiantischen Sequenzen, dann die sadistische Treibjagd, bevor die
Handlung in eine andere Richtung abdriftet und sich Tracys Rachefeldzug widmet.
Erst um Schluss kehrt der Film wieder an seinen Ausgangspunkt zurück, aber
unter neuen Vorzeichen. Trotzdem bleibt "Il tempo degli avvoltoi" jederzeit schlüssig in
der Entwicklung des Konfliktes zwischen
Kitosch, dem „Schwarzen Tracy“ und einem von Egoismen und Verlogenheit
geprägten Umfeld. Begleitet von Piero
Umilianis Filmmusik, die weniger einzelne Szenen betont, als den Charakter des
Films widerspiegelt, entsteht große Spannung aus einer Situation, deren Ausgang
nicht vorauszusehen ist. Cicero und seinem Drehbuchautor Fulvio Gicca
Palli gelang ein außergewöhnlich guter
Beitrag zum Italo-Western-Genre, der sich nicht an den typischen
Erwartungshaltungen orientierte.
"Il tempo degli avvoltoi" Italien 1967, Regie: Nando Cicero, Drehbuch: Fulvio Gicca, Darsteller : George Hilton, Frank Wolff, Pamela Tudor, Eduardo Fajardo, Femi Benussi, Laufzeit : 92 Minuten
weitere im Blog besprochene Filme von Nando Cicero:
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