Inhalt: Bei einem Einbruch müssen die Ganoven um „Er Trippa“
(Bombolo) und „Er Zagaja“ (Vittorio Stagni) feststellen, dass es in der Wohnung
nichts zu holen gibt. Der Besitzer hatte während seines Urlaubs alle Wertsachen
an einem sicheren Ort untergebracht, was „Er Trippa“ dazu veranlasst, auf
dessen Sessel zu kacken. Leider hinterließ sein Kumpel Zagaja eindeutige
Fußabdrücke, weshalb Maresciallo Nico Giraldi (Tomas Milian) nicht lange
braucht, um ihnen auf die Spur zu kommen - und um „Er Trippa“ seine
Hinterlassenschaft wieder zu präsentieren.
Als Ermittler des Diebstahl- und Einbruch-Dezernats und
eingefleischter Römer kennt Giraldi alle Tricks seiner Umgebung und kann dank
unkonventioneller Methoden eine Vielzahl an Delikten aufklären. Als aber einige
der ihm bestens bekannten Kleinkriminellen ermordet werden, steht er vor einem
Rätsel. Er ahnt nicht, dass sie bei einem Einbruch in die Villa des
US-Amerikaners Mr.Douglas (Robert Webber) in dessen Tresor Papiere fanden, die
dieser unbedingt zurückhaben möchte. Ihr Versuch, den Mann, der diplomatischen
Schutz genießt, damit zu erpressen, erweist sich als lebensgefährlich…
Nur ein gutes halbes Jahr nach seinem ersten Auftritt als
Nico Giraldi in "Squadra antiscippo" (Der Superbulle mit der
Strickmütze, 1976) kam Tomas Milian als unkonventioneller Maresciallo, der als
Mitglied der Carabinieri in Rom auf eigene Weise für Recht und Ordnung sorgt,
erneut ins Kino. Unmittelbar nachdem er in "Il trucido e lo sbirro"
(Das Schlitzohr und der Bulle, 1976) in nahezu identischer Bürgerschreck-Optik
einen Kleinganoven gegeben hatte, der als Teil der römischen Szene zur
Aufklärung eines Verbrechens beitragen konnte. Damit variierte Milian seine
Polizisten-Rolle noch zusätzlich, woran die damalige Beliebtheit dieser Figur
beim italienischen Publikum deutlich wird, die erklärt, warum es Nico Giraldi
bis 1984 auf insgesamt elf Kinofilme brachte.
Der deutsche Verleih betonte dessen nonkonformistisches
Aussehen noch mit dem lautmalerischen Titel "Hippie Nico von der
Kripo", was aber nicht darüber hinwegtäuschen konnte, dass der Erfolg
dieser Reihe auf seiner Nähe zu den spezifisch italienischen, mehr noch
römischen Eigenarten beruhte. In einer kurzen Szene mit Nello Pazzafini als
Kapitän eines spanischen Schiffes äfft Milian dessen Akzent nach. Eine
ironische Umkehrung der Realität, denn die Stimme des Kubaners Milian musste synchronisiert
werden, damit Nico Giraldi mit römischem Dialekt sprechen konnte. In der
deutschen Synchronisation kamen Anspielungen wie diese platter und betont auf
Klamauk gebürstet herüber, passten aber zu der Vermarktung des Polizisten als
"Superbulle" Toni Maroni, wie er ab dem dritten Film der Reihe
"Squadra antitruffa" (Der Superbulle schlägt wieder zu, 1977) in
Deutschland genannt wurde.
Anders als sein Vorgänger kam "Squadra antifurto" nicht in die deutschen Kinos. Vordergründig verständlich angesichts der Tatsache, dass
Regisseur Bruno Corbucci und Co-Autor Mario Amendola bei Giraldis zweitem
Auftritt scheinbar exakt das Erfolgsmodell von
"Squadra antiscippo" kopierten, sieht man davon ab, dass Giraldi von
der "Antiscippo" (Taschendiebstahl) zur "Antifurto"
(Schwerer Diebstahl) – Abteilung befördert worden war. Zuerst einen Einbruch oder Diebstahl an den nächsten
reihend, erhielt Milian wieder genügend Gelegenheit zu eigenwilligen Aktionen
bei der Verbrechensbekämpfung - darunter auch unter dem etwas sparsameren
Gebrauch eines Gelände-Motorrads - bevor mit dem Auftritt eines US-Amerikaners
(diesmal Robert Webber statt Jack Palance) die komödienhafte Handlung wieder
die ernsthafteren Züge eines Poliziesco annahm, ohne deren tragische Konsequenz
zu besitzen. Denn trotz einer Vielzahl an brutalen Morden unter den
Kleinganoven Roms und Nico Giraldis abschließendem Vergeltungs-Trip nach New
York, blieben Corbucci und Milian ihrem humorvollen Stil treu.
Genauer steigerten sie ihn noch im Vergleich zum Erstling.
Die Schilderung des römischen Biotops und Giraldis tiefe Verzahnung mit der
Bevölkerung nahmen in „Squadra antifurto“ noch mehr Raum ein und machen die
sympathische Qualität des Films aus. Zwar kannte Milian hinsichtlich des
expressiv-geschmacklosen Kleidungsstils seiner Figur wie gewohnt keine Grenzen,
blieb aber hinsichtlich seines gossenhaften Benehmens zurückhaltender. Dafür
nutzte er seinen Schlag bei Frauen hemmungslos für Ermittlungsergebnisse, was
Corbucci mit romantischer Bildsprache persiflierte. Ob er von Olimpia - gespielt von Olimpia di Nardo, die ab Teil
7 („Delitto a porta romana“ (Elfmeter für den Superbullen, 1980)) fünfmal als seine
Ehefrau Angela mitwirkte - bei der Beerdigung ihres ermordeten Freundes die
Adresse eines Bandenmitglieds erfahren will oder er dem dunkelhäutigen
amerikanischen Dienstmädchen den Wohnungsschlüssel abluchsen will, jeweils
fährt Nico Giraldi das komplette Verführungs-Programm. Um nach erfolgreicher Umsetzung
sofort wieder zur Tat zu schreiten.
Hielt „Squadra antiscippo“ noch die Waage zwischen Komödie
und ernsthaftem Poliziesco, forcierte „Squadra antifurto“ den satirischen Blick
auf die Klischees des damals sehr populären Polizei-Films bis hin zur geplanten
Selbstjustiz, bevor die Reihe in ihrer Skurrilität immer eigenständiger wurde. Eine
Entwicklung, an der nicht zuletzt Milian-Side-Kick Bombolo beteiligt war, der
ab Teil 3 „Squadra antitruffa“ als „Venticello“ zum festen Besetzungsstamm
gehörte und den Schub Richtung Komödie weiter beschleunigte. Zwar hatte Franco
Lechner, wie „Bombolo“ bürgerlich hieß, in „Squadra antifurto“ seinen ersten
Auftritt, spielte aber nur eine kleine Rolle zu Beginn als „Er Trippa“
(Fettwanst), der bei einem misslungenen Einbruch – der Besitzer hatte seine
Wertsachen zuvor in Sicherheit gebracht – auf dessen Sessel kackt. Mit
unangenehmen Folgen für „Er Trippa“, der seine Exkremente von Nico Giraldi als Mahlzeit
serviert bekommt. Deftigkeiten dieser Art blieben noch die Ausnahme,
hinterließen aber offensichtlich einen bleibenden Eindruck, weshalb Bruno Corbucci,
der den römischen Straßenverkäufer „Bombolo“ für den Film entdeckte, diesem bis
zum letzten Nico Giraldi Film „Delitto al Blue Gay“ (Ein Superesel auf dem
Ku'Damm, 1984) treu blieb.
Angesichts des Filmposters mit Al Pacino, das Giraldis Wand
ziert, ließ Milian keinen Zweifel daran, dass er sich an dessen „Serpico“
(1973) - Interpretation orientierte. Um gleich darauf das Vorbild wieder zu
verulken, denn bei dem von ihm gerufenen „Serpico“ handelt es sich um eine
kleine weiße Maus. Auf diese passt Vanessa in seiner Abwesenheit auf - im Film
die von Giraldi bevorzugte Dame, die von der kürzlich verstorbenen Lilli Carati
(23.09.1956 - 20.10.2014) in einer ihrer ersten Rollen gespielt wurde. Trotz
des Erfolgs der beiden kurz nacheinander erschienenen Giraldi-Filme muss den
Machern um Corbucci aber bewusst gewesen sein, dass sie nicht nach demselben
Strickmuster weiter verfahren konnten, weshalb mehr als ein Jahr verging, bis „Squadra
Antitruffa“ in die Kinos kam. Giraldis Versetzung ins Betrugs-Dezernat und ein
weiterer Schritt in Richtung Komödie.
"Squadra antifurto" Italien 1976, Regie: Bruno Corbucci, Drehbuch: Bruno Corbucci, Mario Amendola, Darsteller : Tomas Milian, Robert Webber, Lilli Carati, Olimpia Di Nardo, Bombolo, Massimo Vanni, Nello Pazzafini, Laufzeit : 98 Minuten