Inhalt: In
Rom gehören Trickbetrügereien und Diebstähle zum Alltag - eine Welt in der sich
Nico Giraldi (Tomas Milian) bestens auskennt. Das er Polizist ist, sieht man
dem vollbärtigen Langhaarigen, der immer eine gestrickte Mütze in bunten Farben
auf dem Kopf trägt, nicht an. Aber das täuscht, denn Giraldi, dessen Mutter
Prostituierte war und der in den Straßen Roms aufgewachsen ist, kennt die
Gauner genau und weiß, wie er sie zu fassen bekommt.
Doch als zwei kleine Diebe zufällig die Aktentasche des Amerikaners Norman Shelley (Jack Palance) entwenden, verändert sich die Situation. Offiziell schaltet Shelley die Polizei nicht ein, weil angeblich nur wertlose Papiere in der Aktentasche waren, aber als die Diebe den Koffer öffnen, wissen sie, das es gefährlich wird. Bald wird einer von ihnen brutal ermordet...
Doch als zwei kleine Diebe zufällig die Aktentasche des Amerikaners Norman Shelley (Jack Palance) entwenden, verändert sich die Situation. Offiziell schaltet Shelley die Polizei nicht ein, weil angeblich nur wertlose Papiere in der Aktentasche waren, aber als die Diebe den Koffer öffnen, wissen sie, das es gefährlich wird. Bald wird einer von ihnen brutal ermordet...
Das Jahr
1976 bedeutete nicht nur eine Hochphase im Genre des Poliziesco, sondern auch
in Tomas Milians langjähriger Karriere. In Roberto Guerrieris "Liberti
armati pericolosi" (Bewaffnet und gefährlich) spielte er einen Kommissar
und gemeinsam mit Umberto Lenzi entwickelte er zwei seiner bekanntesten
Charaktere - den Buckligen "Il gobbo" in "Roma a mano armata" (Die Viper) und Sergio Marazzi, genannt "Monnezza", in
"Trucido e lo sbirro" (Das Schlitzohr und der Bulle). Das die
Zusammenführung beider Figuren in "La banda del gobbo" (Die Kröte,
1978) nach "Il cinico, l'infame, il violento" (Die Gewalt bin ich, 1977) ihr letzter gemeinsamer Film werden würde, war zu diesem Zeitpunkt genauso
wenig zu ahnen, wie die Erfolgsgeschichte um "Nico Giraldi", dessen
erster Auftritt in "Squadra Antiscippo" (Der Superbulle mit der
Strickmütze) innerhalb von 8 Jahren noch zehn Fortsetzungen nach sich ziehen
sollte - immer gemeinsam mit Regisseur Bruno Corbucci und ab dem zweiten Film
"Squadra Antifurto" (Hippie Nico von der Kripo, ebenfalls noch 1976)
mit Franco Lechner, bekannter unter dem Namen "Bombolo".
Der Titel
„Squadra antiscippo“ (frei übersetzt „Einsatztruppe gegen den
Handtaschendiebstahl“) deutet schon darauf hin, das Corbucci den Kampf gegen
die Kriminalität mehr von der humorvollen Seite angehen wollte. Die erste Szene
bestätigt diesen Eindruck, als das blanke Hinterteil eines Mannes eine Gruppe
japanischer Touristen so sehr in den Bann zieht, das dessen Kollegen in Ruhe
deren Gepäck abräumen können. Corbucci reiht noch weitere Beispiele des
alltäglichen Diebstahls in den Straßen Roms an, bevor Tomas Milian erstmals in
der Person des Polizisten Nico Giraldi auftritt. Es ist offensichtlich, dass er
diese Figur stark an seinen Charakter Sergio „Monnezza“ Marazzi aus „Trucido e lo sbirro“ (Das Schlitzohr und der Bulle) angelehnt hatte, nicht nur wegen der
optischen Ähnlichkeit und der römischen Herkunft.
War
„Monnezza“ ein Kleinkrimineller, der der Polizei mit unorthodoxen Methoden
half, ist Giraldi ein ungewöhnlicher Polizist, der aus dem kriminellen Milieu
stammt. Stand seine wallende Lockenmähne, gepaart mit einem wuchernden
Vollbart, schon als Ganove Pate für den typischen Bürgerschreck, Mitte der 70er
Jahre, steigert er diesen Eindruck in seiner Funktion als Staatsdiener noch,
auch wenn er mit einer bunten Strickmütze versucht, seinen Haarschopf zu
bändigen. Milians Interpretation eines Polizisten, der mit einem geländefähigen
Motorrad auf Verbrecherjagd geht, dabei meist ein Schlachtfeld hinter sich
lassend, hat Züge einer Karikatur, aber ihm gelingt es – ähnlich wie als Sergio
Marazzi – dabei glaubwürdig und authentisch zu bleiben. Selbst den Erfolg, den
er gerade wegen seiner direkten Art bei den Frauen hat - hier bei der
intellektuellen Signora Cattani (Maria Rosario Omaggio) – nimmt man ihm ab,
denn Giraldi beweist Einfühlungsvermögen und Cleverness, auch wenn er jede
Allgemeinbildung weit von sich weist. In dieser nach Außen hin betonten
Einfachheit, die seinen gut
funktionierenden Verstand kaschiert und seine Gegner täuscht, begleitet von
wilden Grimassen und lautem Geschrei, werden weitere Parallelen zu der Figur
aus „Trucido e lo sbrirro“ deutlich – nicht erstaunlich, das Nico Giraldi in
Italien auch „Monnezza“ genannt wird und das der deutsche Verleih ihn im achten
und neunten Teil der in Deutschland unter dem Begriff „Superbulle“ laufenden
Reihe wieder zum „Schlitzohr“ ernannte.
Doch trotz
Milians ironischer Verkörperung eines Polizisten und Corbuccis lässigem Beginn,
bleibt „Squadra antiscippo“ in seiner Grundanlage ein ernsthafter Film.
Entgegen dem äußerlichen Anschein ist Giraldi ein „Vollblut-Bulle“ und
spätestens mit dem routinierten Auftritt von Jack Palance als zwielichtigem
amerikanischen Geschäftsmann Norman Shelley, nimmt der Film die Züge eines
klassischen Poliziesco an. Zwei Taschendiebe stehlen ihm seinen Aktenkoffer,
der angeblich nur wertlose Papiere enthielt, weshalb er die Polizei nicht
einschaltet. Tatsächlich befinden sich viele Dollar darin und Jack Palance,
sowie seine Mitstreiter, haben nicht vor, Zeugen zu hinterlassen. Nicht nur
Giraldi bekommt es statt mit Klein-Ganoven mit Schwerverbrechern zu tun, auch
Corbucci dreht die Gewaltschraube nach oben, zeigt waghalsige Verfolgungsjagden
und ausgiebige Schusswechsel. Es wird deutlich, das Bruno Corbucci seinen
ersten Film mit Tomas Milian keineswegs als Persiflage auf den Poliziesco
verstand, sondern auch einen pessimistischen Blick zulässt, so gut gelaunt
Giraldi auch dagegen antritt.
Wie gut
diese Mixtur beim Publikum ankam, bewies der anhaltende Erfolg der Filme um den
sehr speziellen Ermittler, allerdings verschob sich die Gewichtung der späteren
Folgen zunehmend in Richtung Komödie. Der Aufstieg des „Superbullen“ - in Deutschland bürgerlich unter dem Namen
Tony Marroni bekannt - ging nicht zufällig einher mit dem Ende des
Polizieschi-Genres, ähnlich wie knapp 10 Jahre zuvor beim Italo-Western, als
dieser vermehrt ironisch betrachtet wurde. Die langjährige intensive
Zusammenarbeit zwischen Milian und Bruno Corbucci verdeutlichte die Trendwende
weg von einer kritischen Betrachtung der Gesellschaft, hin zu einem
humoristischen Blickwinkel, wie er schon seit Anfang der 70er Jahre in den
Western-Parodien von „Bud Spencer und Terence Hill“ zu beobachten war. „Squadra
antiscippo“ selbst entstand noch während der Hochphase des italienischen
Polizeifilms und nahm das Genre in seiner gelungenen Balance zwischen
gesellschaftskritischen und komödiantischen Elementen jederzeit ernst.
"Squadra antiscippo" Italien 1976, Regie: Bruno Corbucci, Drehbuch: Bruno Corbucci, Mario Amendola, Darsteller : Tomas Milian, Jack Palance, Maria Rosario Omaggio, Guido Mannari, Raf Luca, Laufzeit : 89 Minuten
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