Inhalt: Wesley (Lewis Collins) befehligt eine Einheit
freischaffender Söldner, die sich auf besonders gefährliche Einsätze
spezialisiert hat, weshalb auch die Trainingsmethoden wenig zimperlich
ausfallen. Wegen seiner Härte rumort es innerhalb der Mannschaft, aber Wesley
kann sich bei der Auswahl seiner Männer keine Schwächen und
Disziplinlosigkeiten leisten.
Wie notwendig diese Perfektion ist, erweist sich, als Wesley
von Fletcher (Ernest Borgnine) und Charleton (Klaus Kinski) in Hongkong empfangen
wird, die ihn und seine Männer beauftragen, ein Drogen-Camp zu zerstören, dass
sich inmitten eines von Militärdiktatur und Guerilla umkämpften Gebiets
befindet. Den US-Amerikaner Fletcher motivieren persönliche Gründe, aber die
Rolle Charletons bleibt im Ungewissen. Schon in Hongkong entkommt Wesley nur
knapp seinen Verfolgern – ein kleiner Vorgeschmack auf das, was ihn im
asiatischen Dschungel erwartet…
Knapp zehn Jahre nach dem Rückzug des US-amerikanischen
Militärs aus Vietnam schien auch Regisseur Antonio Margheriti seine Schlachten
geschlagen zu haben. Der amerikanische Darsteller David Warbeck hatte als
Vertreter der US-Armee gefährliche Missionen in "L'ultimo cacciatore"
(Jäger der Apokalypse, 1980), "Fuga dall'arcipelago maledetto"
(Höllenkommando zur Ewigkeit, 1982) und "Tornado" (Im Wendekreis des
Söldners, 1983) im vietnamesischen Dschungel bestanden, jeweils gedreht auf den
Philippinen und produziert von Gianfranco Couyoumdjian, der auch die Drehbücher
schrieb - zu den beiden Nachfolgern von "L'ultimo cacciatore"
gemeinsam mit Tito Carpi. Nur der Schweizer Produzent Erwin C.Dietrich hatte
offensichtlich noch nicht genug davon und verpflichtete das komplette
Kreativ-Team für einen erneuten Söldner-Aufguss, nachdem er sein fast
20jähriges Engagement im Erotik-Genre beendet hatte.
Wie schon während seiner Zusammenarbeit mit Jesus Franco
(siehe den Essay "Die 70er Jahre Erotik-Connection") hatte Dietrich
erheblichen Einfluss auf die Besetzung des als deutsch-italienische
Co-Produktion entstandenen Films. Mit seinem Kameramann Peter Baumgartner
gehörte sein langjähriger Mitstreiter ebenso zum Team wie eine Vielzahl damals
unbekannter deutscher Schauspieler, die unter dem als neuen Hauptdarsteller
verpflichteten englischen TV-Star Lewis Collins ("Die Profis"
1977-1983) Mitglieder der Söldner-Truppe mimten. Manfred Lehmann, Thomas
Danneberg oder Frank Glaubrecht haben heute einen hervorragenden Ruf als
Synchron-Sprecher, als Stars wurden von Dietrich aber die leicht gealterten
Ernest Borgnine und Lee Van Cleef engagiert, dazu noch die US-Mimin Mimsy
Farmer - ebenfalls erfahren im italienischen Genre-Film ("Il profumo della signora in nero" (Das Parfüm der Dame in Schwarz, 1974)) - und fast
obligatorisch Klaus Kinski, der nach seinen vielen Italo-Western-Einsätzen nun
auch im italienischen Action-Film der 80er Jahre sein Talent als Finsterling
beweisen durfte.
So vorhersehbar diese Konstellation klingt, muss man
Dietrich zugestehen, Margheritis Dschungel-Action-Filmen damit neuen Schwung
verliehen zu haben. Zwar entstand "Geheimcode Wildgänse"
(italienischer Verleihtitel "Arcobaleno selvaggio") ebenfalls auf den
Philippinen, aber nicht mehr der Vietnam-Krieg stand im Mittelpunkt, sondern
die Herstellung von Heroin im sogenannten „Goldenen Dreieck“ in den angrenzenden
asiatischen Staaten Thailand, Laos und Burma, kombiniert mit klassischen
Elementen der Militärdiktatur, dabei konkrete Anspielungen auf tatsächliche
Ereignisse vermeidend. Autor Gianfranco Couyoumdjian, auch Co-Produzent an der
Seite Dietrichs, und Tito Carpi nutzten diese Vorlage für ein buntes Gemisch
aus Guerilla-Kämpfen, Militär-Aktionen und den Interessen internationaler
Multis am einträglichen Drogen-Geschäft, die von Hongkong aus agieren.
Hier beginnt auch die Handlung, in der Wesley (Lewis
Collins) und seine Spezialeinheit den Auftrag erhalten, die schwer bewachten
Drogen-Küchen auszuschalten. Zwar bekommen sie Unterstützung durch die heimischen
Guerilla-Kämpfer, aber nachdem sie ein erstes Drogen-Camp ausgeschaltet haben,
erweist sich ihre Aufgabe zunehmend als Todeskommando, da auch ihre
Auftraggeber eigene Interessen verfolgen, wie sich schon in Hongkong ankündigte,
als Wesley nur knapp einem Anschlag entging. Ein zu tiefes Eindringen in die
inhaltliche Logik erweist sich als ebenso wenig sinnvoll, wie die häufig
geäußerten Vorwürfe von Rassismus und Gewaltverherrlichung, denen sich Margheritis
Dschungelfilme während ihrer Entstehungszeit ausgesetzt sahen. Trotz typischer
Klischees – hier die europäischen/us-amerikanischen Kämpfer für die richtige
Sache, dort die asiatischen Despoten – erstaunt aus heutiger Sicht die
Ausgewogenheit in der Schuldfrage international agierender Banden und der
fehlende Heroismus in den Aktionen der Söldner trotz ihrer ständigen Kämpfe,
Schusswechsel und Explosionen.
Selbst die Gewaltdarstellungen wirken mit dem zeitlichen
Abstand von drei Jahrzehnten weniger explizit oder sadistisch, sondern reihen
sich angemessen in ein gut inszeniertes Abenteuerspektakel - wie gewohnt
überzeugte Margheriti mit atemberaubenden Stunts und knalligem Feuerwerk - das
trotz seiner linearen Erzählform und den üblichen Charakteren des
Kriegsfilm-Genres unterhaltend und im Detail überraschend bleibt. Für die
langjährigen Begleiter des Regisseurs - Gianfranco Couyoumdjian und Tito Carpi
- wurde es die letzte Zusammenarbeit, während Produzent Dietrich noch zwei
weitere Filme mit Lewis Collins in der Hauptrolle und seiner Stammbesetzung folgen
ließ – „Kommando Leopard“ (1985) und „Der Commander“ (1986) – die die Thematik nur
leicht variiert wiederholten, aber nicht mehr an die qualitative Dichte von
„Geheimcode Wildgänse“ herankamen.
"Geheimcode Wildgänse" Deutschland, Italien 1984, Regie: Antonio Margheriti, Drehbuch: Tito Carpi, Gianfranco Couyoumdijan, Michael Lester, Darsteller : Lewis Collins, Ernest Borgnine, Lee Van Cleef, Klaus Kinski, Mimsy Farmer, Manfred Lehmann, Thomas Danneberg, Laufzeit : 98 Minuten
weitere im Blog besprochene Filme von Antonio Margheriti:
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