Inhalt: Die
Geheimorganisation OAS gründete sich, nachdem der französische Staatspräsident
Charles De Gaulle 1962 einer Unabhängigkeit Algeriens zugestimmt hatte. Die OAS
bestand aus Soldaten, die in Algerien gekämpft hatten, und mit der Loslösung
Algeriens vom französischen Staat nicht einverstanden waren. Nachdem vier hohe
Offiziere der OAS vergeblich in Algerien geputscht hatten, richtete sich ihr
Kampf gegen De Gaulle, den sie als Verräter an der gemeinsamen Sache empfanden.
Unter der Leitung des Offiziers Bastien-Thiry (Jean Sorel)
unternahmen sie einen Anschlag auf den französischen Staatspräsidenten, dem
dieser nur knapp entkam, woraufhin Bastien-Thiry zum Tode verurteilt wurde. Davon
aufgeschreckt, wurde der Führungsgruppe der OAS bewusst, das es zu viele
Mitwisser und undichte Stellen in ihrer Organisation gab, weshalb sie sich
entschlossen einen Profikiller zu engagieren, der von außerhalb kommen musste.
Nur einem kleinen Kreis war der Mann bekannt, der unter dem Decknamen „Der
Schakal“ (Edward Fox) begann, sich penibel auf das Attentat auf den bestens
geschützten und wichtigen Staatsmann vorzubereiten…
Regisseur
Fred Zinnemann wehrte sich damals vehement dagegen, dass das 1997 gedrehte
Remake seines Films mit Bruce Willis in der Hauptrolle denselben Titel tragen
sollte, woraufhin dieser auf "The jackal" gekürzt wurde. Aus heutiger
Sicht stellt sich die Frage, warum dieser Unterschied für ihn eine solche
Bedeutung hatte?
Betrachtet man aktuelle Kritiken, wird „The day of the Jackal“ ausschließlich auf die Schilderung des Attentates reduziert, letztlich auch die einzige Parallele zum Remake. Während die detailliert beschriebene Vorgehensweise des Profi-Killers, sowie des ihn verfolgenden Kommissars, positiv beurteilt wird - trotz des im Vergleich zu aktuellen Filmen gemächlichen Tempos - wird dem Film ein darüber hinaus gehender Tiefgang abgesprochen (Lexikon des internationalen Films, 1997) und - noch deutlich absurder - bemängelt, es stände zuvor schon fest, das das hier gezeigte Attentat von 1963 scheitern würde. Die Zielperson, der französische Präsident Charles De Gaulle, starb bekanntlich erst 1970 eines natürlichen Todes.
Wie sehr der historische Kontext des Films aus dem Gedächtnis der Betrachter verschwunden sein musste, zeigte sich spätestens in der Gestaltung des Remakes, das ausschließlich auf die Action setzte. Entscheidend war weniger, das es sich bei der Zielperson des Killers und seiner Auftraggeber um eine weniger bedeutende politische Persönlichkeit handelte, sondern das Niemand mehr begriff, das Zinnemanns gesamter Film in seiner Entstehungszeit ein Politikum war. Sowohl Frederic Forsythes Romanvorlage, als auch die Verfilmung entstanden zu einem Zeitpunkt, in dem die Folgen des Algerienkrieges besonders in Frankreich in ihrer Wertung höchst umstritten waren.
Betrachtet man aktuelle Kritiken, wird „The day of the Jackal“ ausschließlich auf die Schilderung des Attentates reduziert, letztlich auch die einzige Parallele zum Remake. Während die detailliert beschriebene Vorgehensweise des Profi-Killers, sowie des ihn verfolgenden Kommissars, positiv beurteilt wird - trotz des im Vergleich zu aktuellen Filmen gemächlichen Tempos - wird dem Film ein darüber hinaus gehender Tiefgang abgesprochen (Lexikon des internationalen Films, 1997) und - noch deutlich absurder - bemängelt, es stände zuvor schon fest, das das hier gezeigte Attentat von 1963 scheitern würde. Die Zielperson, der französische Präsident Charles De Gaulle, starb bekanntlich erst 1970 eines natürlichen Todes.
Wie sehr der historische Kontext des Films aus dem Gedächtnis der Betrachter verschwunden sein musste, zeigte sich spätestens in der Gestaltung des Remakes, das ausschließlich auf die Action setzte. Entscheidend war weniger, das es sich bei der Zielperson des Killers und seiner Auftraggeber um eine weniger bedeutende politische Persönlichkeit handelte, sondern das Niemand mehr begriff, das Zinnemanns gesamter Film in seiner Entstehungszeit ein Politikum war. Sowohl Frederic Forsythes Romanvorlage, als auch die Verfilmung entstanden zu einem Zeitpunkt, in dem die Folgen des Algerienkrieges besonders in Frankreich in ihrer Wertung höchst umstritten waren.
Charles De Gaulle hatte unter dem Druck der Weltöffentlichkeit, aber auch der Mehrheit
der französischen Bevölkerung, nach einem fast 8jährigen Krieg - wie er in
Frankreich bis 1999 nicht offiziell genannt werden durfte - 1962 in eine
Unabhängigkeit Algeriens eingewilligt, aber an der nationalistischen Haltung
des ehemaligen hohen Offiziers der französischen Armee gab es keinen Zweifel.
Das es ausgerechnet ehemalige Offiziere waren, die sich, vereinigt in der
Geheimorganisation OAS, gegen ihn stellten, verdeutlicht die innere
Zerrissenheit des Landes, besonders innerhalb der militärischen
Führungsschicht. Zinnemann beginnt seinen Film mit dem von dem Offizier
Bastien-Thiry (Jean Sorel) verantworteten Attentat auf De Gaulle im Jahr 1962,
dem dieser nur knapp unverletzt entkam. Er lässt Bastien-Thiry kurz vor der
Vollstreckung des gegen ihn ausgesprochenen Todesurteils sagen, das er nicht
glaubt, dass Soldaten auf ihn schießen werden. Ein Irrtum, der aber deutlich
macht, wie stark sich die OAS in ihrer Haltung von einem Großteil der
Bevölkerung unterstützt fühlte.
Zinnemanns Film entstand entsprechend nicht nur nach einer englischsprachigen
Vorlage, sondern auch dank englischer Produktionsgelder - eine solch
ausgewogene Umsetzung, die auch die harschen Methoden des Polizeiapparates mit
einschloss, wäre 1973, nur ein Jahrzehnt nach dem Ende des Konflikts, unter
französischer Verantwortung nur schwer vorstellbar gewesen. Besonders im ersten
Drittel des mehr als zweistündigen Films, bevor mit Kommissar Lebel (Michael
Lonsdale) eine intelligente und in ihrer Sperrigkeit sympathische Figur auftritt,
wenden die Verfolger dieselbe Methode gegen die Geheimorganisation an, die sie
nur wenige Jahre zuvor noch gegen die algerischen Freiheitskämpfer richteten -
die Folter.
Um diesen Zusammenhang zu verdeutlichen, besetzte Zinnemann mit Jean Martin den
einzigen professionellen Darsteller in Gillo Pontecorvos Film "La Battaglia di Algeri" (Die Schlacht von Algier, 1966) prinzipiell in derselben
Rolle. Hatte Martin dort den leitenden Offizier gespielt, der für die
Niederschlagung der Freiheitsbewegung in Algier verantwortlich war, auch unter
Anwendung von Folter, ist er als ehemaliger Offizier Wolinski in "The day
of the jackal" Mitglied der OAS, zuständig für den Nachrichtenverkehr
innerhalb der Organisation. Wegen dieser Funktion wird er von der französischen
Polizei so lange gefoltert, bis er das Wort "Schakal" unter großen
Schmerzen herauspresst, bevor er an den Folgen stirbt - der entscheidende
Hinweis auf das geplante Attentat.
Vor dem Beginn der Tortur erwähnt der für die "Befragung" zuständige
Polizist gegenüber Wolinski, dieser wüsste doch dank eigener Erfahrungen in
Indochina und Algerien, das am Ende Jeder redet. Mit der Besetzung Jean
Martins, der wegen seiner klaren Haltung für die Unabhängigkeit Algeriens
einige Zeit lang in Frankreich keine Rollen bekam, betonte Zinnemann nicht nur
seine kritische Haltung gegenüber der Folter, sondern gegenüber einer Moral,
die ihre Methoden nicht in Frage stellte, sondern sie auf Grund der geänderten
politischen Situation gegen Menschen richtete, die diese selbst kurz zuvor noch
im Namen des Staates durchführten. Weder die Bedeutung des Darstellers Jean
Martin, noch dieser offensichtliche Zusammenhang zu Pontecorvos Film taucht in
heutigen Betrachtungen zu "The day of the jackal" noch auf.
Dagegen gilt es inzwischen als Fehler, die Hauptrolle des Profikillers mit dem
damals eher unbekannten Edward Fox besetzt zu haben, selbst Fred Zinnemann soll
sich entsprechend geäußert haben, als sein Film an der Kinokasse kein Erfolg
wurde. Von diesem Gesichtspunkt aus gesehen mag diese Meinung richtig sein, für
die innere Schlüssigkeit des Films war die Entscheidung für Fox richtig. Dieser
besitzt genau die Mischung aus Charisma und Unauffälligkeit, um ihm sowohl den
Killer, als auch den unscheinbaren Durchschnittstypen abzunehmen. Mit der
heutigen Gestaltung eines Profikillers - wie etwa die Interpretation von Bruce
Willis in dem Remake - hat das nur wenig gemeinsam, denn "der
Schakal" agiert keineswegs immer kalkuliert und überlegen, sondern
mehrfach kommt ihm auch der Zufall zu Hilfe, oft ohne sein Wissen. Auch seine
äußerliche Emotionslosigkeit beruht nicht auf Coolness, sondern überdeckt seine
innere Getriebenheit. Als er am Telefon erfährt, dass die Polizei von seinem
geplanten Attentat erfahren hat und ihm auf der Spur ist, steht er an einer
Straßengabelung kurz vor der Entscheidung, die Sache aufzugeben. Das er weiter
macht, basiert nicht auf logischem Kalkül, sondern das er sich dem Sog dieses
unglaublichen Vorhabens nicht mehr entziehen kann.
Die Tragweite des Planes, Charles De Gaulle zu ermorden, lässt sich heute nur
noch schwer vermitteln. Sie geht weit über die Beseitigung eines unliebsamen
Politikers hinaus und basierte nicht einfach auf der verrückten Idee einer
terroristischen Splittergruppe. Man kann davon ausgehen, das die Intentionen
der OAS damals von vielen Franzosen geteilt wurden, auch innerhalb des
Polizeiapparates. Aber ihr Versuch, ausgerechnet den konservativen Staatsführer
zu beseitigen, den die Offiziere als Verräter an der ehemals gemeinsamen Sache
betrachteten, beruhte auf einer Fehleinschätzung der Gesamtlage. Wie schmal der
Grat trotzdem zwischen Sympathie und Ablehnung für den Plan der OAS war, wird
daran deutlich, das Lebel den Profikiller erst in dem Moment öffentlich zur
Fahndung ausschreibt, als dieser einen Mord begangen hatte. Erst ab diesem
Zeitpunkt gerät er ins Visier der offiziellen Polizeiermittlung.
Zinnemann gelingt es bis zum Schluss, eine Waage zu halten zwischen dem
Gelingen und der Verhinderung des Attentates, auch verkörpert durch die beiden
Protagonisten, die sich in ihrem einzelgängerischen, fanatisch fokussierten
Charakter nicht unähnlich sind, weniger zum Zweck der Spannungserzeugnis, als
zur Betonung, wie knapp Frankreich damals einer Staatskrise entkam, die die Ermordung
De Gaulles unweigerlich nach sich gezogen hätte. Schon allein die Kenntnis von
dem Plan der OAS hätte zu Unruhen in der Bevölkerung führen können, weshalb
dieses Wissen mit dem Attentäter in einem anonymen Grab verschwindet. Nicht
einmal dessen Nationalität wird bestätigt.
In „The day of the jackal“ gibt es eine Vielzahl von Story-Elementen, die in Genre verwandten Filmen später wieder verwendet wurden, aber in Zinnemanns Film hat jedes Detail eine Bedeutung im Gesamtkontext und legt keinen Wert auf äußerliche Effekte. Seine Spannung gewinnt der Film durch die Glaubwürdigkeit der Handelnden vor einer realistischen Atmosphäre politischer Spannungen. Nicht erstaunlich, das Zinnemann die Parallelen zu dem Remake von 1997 möglichst gering halten wollte.
In „The day of the jackal“ gibt es eine Vielzahl von Story-Elementen, die in Genre verwandten Filmen später wieder verwendet wurden, aber in Zinnemanns Film hat jedes Detail eine Bedeutung im Gesamtkontext und legt keinen Wert auf äußerliche Effekte. Seine Spannung gewinnt der Film durch die Glaubwürdigkeit der Handelnden vor einer realistischen Atmosphäre politischer Spannungen. Nicht erstaunlich, das Zinnemann die Parallelen zu dem Remake von 1997 möglichst gering halten wollte.
"The day of the Jackal" England / Frankreich 1973, Regie: Fred Zinnemann, Drehbuch: Kenneth Ross, Frederic Forsythe (Roman), Darsteller : Edward Fox, Michael Lonsdale, Jean Martin, Cyril Cusack, Olga Georges - Picot, Jean Sorel, Laufzeit : 137 Minuten
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