Für ihn war der Weg zur "Sexy"-Variante vorgezeichnet - den

Für ihn war der Weg zur "Sexy"-Variante vorgezeichnet - den
Ein Rückblick in die Entstehungsphase der "Commedia sexy all'italiana"

Sonntag, 23. Dezember 2012

Z (Z - Anatomie eines politischen Mordes) 1969 Costa-Gavras


Inhalt: In einem europäischen Staat werden die Polizeieinsatzkräfte auf ihrer Aufgabe zur Verteidigung der Demokratie von einem General (Pierre Dux) eingewiesen. Es gilt eine kranke Einflussnahme auf den Staat und sein Volk zu unterbinden. Eine Veranstaltung der politischen Opposition wird entsprechend von der Polizei behindert. Nicht nur, dass der zur Verfügung gestellte Saal zu klein ist, auch die sich notgedrungen außerhalb des Gebäudes aufhaltenden Anhänger werden von einem Schlägertrupp brutal auseinander getrieben. Dabei haben sie es gezielt auf den Oppositionsführer und Hauptredner (Yves Montand) abgesehen, der in dem Durcheinander einem Anschlag erliegt.

Ein junger Staatsanwalt (Jean-Louis Trintignant) soll den Tod des Politikers untersuchen. Scheinbar stehen ihm alle Möglichkeiten des Rechtsstaats zur Verfügung, aber bald muss er feststellen, dass seine Ermittlungen nur den äußeren Anschein wahren sollen. Als er sich davon nicht zurückschrecken lässt, gerät er selbst in Schwierigkeiten…


"Jede Ähnlichkeit mit lebenden Personen oder tatsächlichen Ereignissen ist GEWOLLT" - mit diesen eingeblendeten Worten beginnt Regisseur Costa-Gavras seinen Film "Z", dessen Entstehungsgeschichte im Jahr 1969 diese Aussage noch betont. Es war schwierig, die Finanzierung für den Film aufzubringen, da verschiedene Geldgeber aus Angst zurücktraten und die prominenten Schauspieler mit Yves Montand, Jean-Louis Trintignant und Irene Papas an der Spitze den Film erst ermöglichten, indem sie auf ihre Gage verzichteten. Ohne diese Unterstützung wären auch seine folgenden politischen Filme wie "L'aveu" (Das Geständnis, 1970) oder "L'etat de siège" (Der unsichtbare Aufstand, 1973) kaum möglich geworden.

Costa-Gavras spielt in seinem Film, der in Algerien gedreht wurde, unmittelbar auf die Ereignisse in seinem Heimatland Griechenland an, die 1963 mit einem vertuschten Mord an einem prominenten Oppositionellen begannen und im Jahr 1967 zu einem Militärputsch führten, in dessen Folge tausende Griechen inhaftiert und ermordet wurden. Doch er verzichtet auf eine exakte Ortsangabe, denn "Z" wurde zu einem generellen Exempel für die Vernichtung von Bürgerrechten unter dem Deckmäntelchen, den Staat vor Feinden schützen zu wollen - nur um damit die Übernahme der Macht durch Wenige zu rechtfertigen.

Trotz dieser Verallgemeinerung spürt man die Wucht der damaligen realen Ereignisse, denn Costa-Gavras Wut über die Diktatur in seinem Heimatland bleibt jede Sekunde im Film vorherrschend. Dieser beginnt mit einer Vorlesung in einem Hörsaal, indem sich größtenteils uniformierte Männer aufhalten. Der General (Pierre Dux) hält eine flammende Rede darüber, dass Ereignisse und "kranke Einflussnahmen", die den gesunden Staat und dessen Volkswillen stören können, schon im Keim erstickt werden müssen. Als Zuschauer glaubt man einer militärischen Versammlung reaktionärer Offiziere beizuwohnen, stattdessen handelt es sich um die ortsansässigen Polizeioffiziere und der General betont zuletzt auch noch, daß es darum gehe, die Grundrechte der Demokratie zu verteidigen...

Szenenwechsel - einige Männer organisieren eine politische Veranstaltung. Trotz der Plakate und Parolen ist eine exakte Zuordnung der Partei in Links und Rechts nicht möglich. Damit beabsichtigte Costa-Gavras übliche Klischees und damit auch Sympathien oder Antipathien beim Zuseher zu vermeiden. Offensichtlich ist aber, dass es sich um eine Oppositionspartei handelt, die dazu noch für Abrüstung plädiert und damit der Regierung ein Dorn im Auge ist. Die Organisatoren für die große Kundgebung am Abend bekommen Probleme, da man ihnen die zugesagte Halle nicht gibt und eine Open-Air-Veranstaltung als Provokation gilt. Die Polizei, nach außen hin eine solche Veranstaltung unterstützend, vermittelt stattdessen einen Saal, der viel zu klein ist. Zusätzlich nimmt sie Morddrohungen, die gegen den Hauptredner und charismatischen Oppositionsführer (Yves Montand) für den Abend kolportiert werden, nicht ernst. 

Als die Veranstaltung beginnt, hat sich eine gefährliche Stimmung ausgebreitet. Da der Saal bei weitem nicht alle Anhänger fasst, halten sich viele Anhänger außerhalb des Hauses auf und hören die Rede durch große Lautsprecher mit. Die Polizei lässt unerkannt einen rechtsradikalen Schlägertrupp auf die Versammlung los, der nicht nur für Unruhen sorgen soll, sondern es gezielt auf den Oppositionsführer abgesehen hat. Costa-Gavras verklausuliert die Ereignisse nicht, sondern schildert sie mit erschreckender Direktheit. Die Prügelszenen werden in ihrer Brutalität und der damit verbundenen Niedertracht schonungslos gezeigt. Die Schläger, die einen exakten Plan haben und entsprechend skrupellos vorgehen, treffen auf Menschen, die friedlich demonstrieren wollen und die der Gewalt hilflos gegenüberstehen.

Die erste Hälfte des Films gilt den Unruhen bis zu dem als Unfall getarnten Anschlag auf den Oppositionsführer, die zweite widmet sich der Verfolgung der Täter, bei der ein junger Richter (Jean-Louis Trintignant) aktiv wird, um im Namen des Staates den Fall aufzuklären. Durch diese äußerlich einem demokratischen Staat entsprechenden Mechanismen, wird erst deutlich, wie leicht dessen Regeln missbraucht werden können und wie wichtig die moralische Integrität der Verantwortlichen ist. Entsprechend interessiert sich Costa-Gavras nicht für Namen, sondern für die Vertreter eines Staates - Polizisten, Politiker, Journalisten, Staatsanwälte und Richter - und deren Umgang mit der Macht. Trotz der dadurch entstehenden Vielfalt bleibt "Z" klar strukturiert, die einzelnen Personen dank der herausragenden Schauspielerleistungen jederzeit wieder erkennbar und auch charakterlich nachvollziehbar und die Handlung trotz des hohen Tempos und der häufigen Schnitte immer schlüssig.

"Z" wurde als politischer Film, der sich mit unmittelbarer Zuspitzung nur diesem einen Thema widmete und auf private Hintergründe fast gänzlich verzichtete, in dieser Formsprache beispielhaft für das Genre. Die wenigen Szenen, die unter der Bevölkerung spielen oder die trauernde Ehefrau (Irene Papas) des ermordeten Abgeordneten zeigen, werden fast beiläufig geschildert, ohne das daraus emotionales Kapital geschlagen wird. Einzig die Angst, die Jeden angesichts der Allmacht des Staates packen müsste, wird an diesen von Costa-Gavras veranschaulicht. So entstand ein zeitloses, exemplarisches Werk, dass in seiner Konsequenz, die komplexen Mechanismen der Entstehung einer Diktatur aufschlüsseln zu wollen, einmalig geblieben ist.
 

"Z" Frankreich, Algerien 1969, Regie: Costa-Gavras, Drehbuch: Costa-Gavras, George Semprún, Vasislis Vasilikos (Buchvorlage), Darsteller : Yves Montand, Jean-Louis Trintignant, Irene Papas, Jacques Perrin, Charles Denner, Laufzeit : 127 Minuten

weitere im Blog besprochene Filme von Costa-Gavras:

"L'aveu" (1970)

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Der Name "L'amore in città" bezieht sich auf einen Episoden Film aus dem Jahr 1953, der erstmals Regisseure in Italien dazu brachte, ihre extra dafür geschriebenen und gedrehten Kurzfilme zu einem Gesamtwerk zu vereinen. Der Episodenfilm steht symbolisch für eine lange, sehr kreative Phase im italienischen Film, die in vielerlei Hinsicht stilbildend für die Kunstform Film wurde. Die intensive Genre-übergreifende Zusammenarbeit unter den Filmschaffenden war eine wesentliche Grundlage dafür.