Inhalt: Mario
(Renato Salvatori) hat seine Arbeit in Hannover verloren und überlegt, wieder
nach Italien zurückzukehren. Als man ihm in einem italienischen Restaurant
keinen Platz anbieten will, weil er zu ärmlich gekleidet ist, und er sich
deshalb erregt, lernt er Totonno (Alberto Sordi) kennen, der ihn an seinen
Tisch bittet. Scheinbar überaus freundlich, stiehlt er ihm seinen Pass, als
eine Polizeikontrolle vorbei kommt, weshalb Mario mit auf die Wache gehen muss.
Doch am nächsten Tag gibt ihm Totonno seinen Pass wieder zurück und beruhigt den verärgerten Mario damit, ihm einen Job besorgen zu wollen, bei dem man sehr gut verdient. Er holt ihn in einen Kreis aus Neapolitanern, die unter der Leitung von Don Raffaele (Carmine Ippolito) Stoffe verkaufen. Totonno nimmt Mario auf einer seiner Touren mit, um ihm das Geschäft näher zu bringen. Tatsächlich nutzt der gerissene Verkäufer, trotz seines mangelhaften Deutsch, alle Tricks, um die Stoffbahnen für einen überteuerten Kurs loszuwerden...
Doch am nächsten Tag gibt ihm Totonno seinen Pass wieder zurück und beruhigt den verärgerten Mario damit, ihm einen Job besorgen zu wollen, bei dem man sehr gut verdient. Er holt ihn in einen Kreis aus Neapolitanern, die unter der Leitung von Don Raffaele (Carmine Ippolito) Stoffe verkaufen. Totonno nimmt Mario auf einer seiner Touren mit, um ihm das Geschäft näher zu bringen. Tatsächlich nutzt der gerissene Verkäufer, trotz seines mangelhaften Deutsch, alle Tricks, um die Stoffbahnen für einen überteuerten Kurs loszuwerden...
An
Francesco Rosis Filmschaffen lässt sich die Entwicklung des italienischen
Neorealismus der 40er Jahre bis in die 80er Jahre sehr gut ablesen - von dem
frühen Einfluss durch die Mitarbeit als Regie-Assistent bei Luchino Viscontis, über seinen stilibildenden "Salvatore Giuliano" (1961), seiner letzten Zusammenarbeit mit
Suso Cecchi D'Amico nach einem Jahrzehnt gemeinsamer Drehbücher, bis zu
"Cronaca di una morte annunciata" (Chronik eines angekündigten
Mordes) von 1987. Anders als Regisseure wie Visconti, Vittorio De Sica oder
Roberto Rossellini, deren Schaffen immer in eine neorealistische und eine
post-neorealistische Phase eingeteilt wird, gilt Francesco Rosi vor allem als
moderner Polit-Filmer, ohne direkten Bezug zum Stil des Realismus der
italienischen Nachkriegszeit.
Dabei ist sein individueller semi-dokumentarischer Stil, den er beginnend mit "Salvatore Giuliano", in "Le mani sulla città" (Die Hände über der Stadt, 1963), "Uomini contro" (Bataillon der Verlorenen, 1970), "Il caso Mattei" (Der Fall Mattei, 1972) bis zu "Lucky Luciano" 1973 zu großer Blüte entwickelte, ohne den neorealistischen Einfluss nicht vorstellbar. Die akribisch erarbeitete Authentizität dieser Filme, verbunden mit einer, trotz einer klaren politischen Haltung, möglichst objektiven Darstellung der darin geschilderten Situation, ist eine konsequente Weiterentwicklung etwa von Rossellinis "Roma, città aperta" (Rom, offene Stadt, 1945) oder Viscontis "La terra trema" (Die Erde bebt, 1948), an dem er erstmals beteiligt war, und verdeutlicht, das der Realismus im italienischen Film keine zeitliche Limitierung kennt.
Dabei ist sein individueller semi-dokumentarischer Stil, den er beginnend mit "Salvatore Giuliano", in "Le mani sulla città" (Die Hände über der Stadt, 1963), "Uomini contro" (Bataillon der Verlorenen, 1970), "Il caso Mattei" (Der Fall Mattei, 1972) bis zu "Lucky Luciano" 1973 zu großer Blüte entwickelte, ohne den neorealistischen Einfluss nicht vorstellbar. Die akribisch erarbeitete Authentizität dieser Filme, verbunden mit einer, trotz einer klaren politischen Haltung, möglichst objektiven Darstellung der darin geschilderten Situation, ist eine konsequente Weiterentwicklung etwa von Rossellinis "Roma, città aperta" (Rom, offene Stadt, 1945) oder Viscontis "La terra trema" (Die Erde bebt, 1948), an dem er erstmals beteiligt war, und verdeutlicht, das der Realismus im italienischen Film keine zeitliche Limitierung kennt.
"I magliari", der als zweite alleinige Regiearbeit nach "La
sfida"(1958) entstand - er hatte zuvor bei "Camicie rosse"
(Anita Garibaldi, 1952) mit Goffredo Alessandrini und "Kean" (1956)
mit Vittorio Gassman zusammen gearbeitet - zeigt einige stilistische Parallelen
zum klassischen neorealistischen Film und wirkt, nicht nur wegen Renato
Salvatori in einer der Hauptrollen, wie ein Vorläufer zu "Rocco e i suoi fratelli" (Rocco und seine Brüder, 1960) von Luchino Visconti. Thematisch
widmen sich beide Filme den Folgen des Zwangs, aus der Heimat auswandern zu
müssen, um Arbeit zu finden. In "Rocco e i suoi fratelli" gehen die
Protagonisten aus dem armen Süditalien ins wohlhabende Norditalien, in "I
magliari" sucht der Toskaner Mario Balducci (Renato Salvatori) Arbeit in
Deutschland. Innerhalb der Story - besonders hinsichtlich der Anlage der
weiblichen Hauptfigur - lassen sich ebenfalls Übereinstimmungen zu Viscontis
Film finden, aber während "Rocco e i suoi fratelli" trotz dessen
epischer Erzählweise häufig als Abschluss seiner neorealistischen Phase
angesehen wird, ist "I magliari" diesem Stil tatsächlich wesentlich
näher.
Entsprechend konsequent verzichtete der Titel "I magliari" (wörtlich
"Die Tuchhändler") auf jedes schmückende Beiwerk, wohingegen der deutsche
Titel "Auf St. Pauli ist der Teufel los" unpassend marktschreierisch
wirkt. Sicherlich stand auch ein gewisser Werbeeffekt dahinter, aber
tatsächlich waren Francesco Rosis realistische Aufnahmen von Hannover und
Hamburg, besonders deren Nachtleben – Striptease-Schuppen, Lokale, Cafés und
Bordelle (darunter auch Originalaufnahmen der "Herbertstraße") – Ende
der 50er Jahre noch eine Sensation. Erstaunlich ist nicht, dass einige dieser
Szenen in der deutschen Fassung herausgeschnitten wurden. Aus heutiger
Sicht liegt deren Besonderheit in der Authentizität und der atmosphärischen
Dichte, begleitet von zeitgenössischer Musik, die einen genauen Eindruck des
Lebens in der Bundesrepublik Deutschland dieser Zeit widerspiegeln. Rosi
beurteilte nicht, sondern bildete nur ab, worin sich die Entwicklung seines
Stils ablesen lässt – in der Gestaltung erinnert er an die neorealistischen
Einflüsse, in seiner Neutralität an seine zukünftigen Filme.
In ihrer Zurückhaltung und damit dem Versuch, die Geschehnisse aus einem objektiven Winkel zu betrachten, weist auch die Story auf seine späteren semi-dokumentarischen Werke hin, obwohl sie in der Anlage eher konventionell ist. Weil Mario seine Arbeit verloren hat, will er wieder in seine toskanische Heimat zurückkehren, lernt vorher aber Totonno (Alberto Sordi) kennen, einen offensichtlich erfolgreichen Geschäftsmann, der mit einem schönen Auto durch Deutschland fährt und Stoffe verkauft. Dieser will ihn in der größtenteils aus Neapolitanern bestehenden Gruppe von Tuchhändlern unterbringen, die unter der Leitung von Don Raffaele (Carmine Ippolito) im Raum Hannover arbeitet, plant aber heimlich eine eigene Verkäufergruppe unter seiner Leitung in Hamburg. Dafür nutzt er den Kontakt zu dem reichen deutschen Geschäftsmann Mayer (Josef Dahmen), in dessen viel jüngere Ehefrau Paula (Belinda Lee) sich Mario verliebt.
Diese Szenen leben vor allem vom Spiel Alberto Sordis, der Totonnos Betrügereien hinter viel Witz und Emotionalität verbirgt. Der etwas ruhige, manchmal naiv wirkende Mario wird von ihm mitgerissen, obwohl er dessen falsches Spiel durchschaut, aber als er mit Paula eine Affäre beginnt, schwindet dessen Einfluss. „I magliari“ erzählt im Prinzip eine dramatische Geschichte von Verrat, Betrug, Bandenkrieg und einer unglücklichen Liebesgeschichte zwischen einem jungen Mann, der gezwungen ist, weit entfernt von seiner Heimat Arbeit zu suchen, und einer jungen Frau, die früher in Italien als Prostituierte gearbeitet hatte, sich jetzt aber nicht mehr von ihrem reichen Ehemann trennen will, um ihre materielle Sicherheit zu behalten.
Doch Francesco Rosi entwickelt seine Story ohne emotionale Schürung und vermeidet extreme Konsequenzen. Das Leben geht in „I magliari“ weiter und die Tragik dahinter zeigt sich alleine in der jeweiligen persönlichen Reaktion – der fehlenden Selbsteinsicht oder einer Entscheidung gegen die eigenen Emotionen. Dank dieser Distanz zum Geschehen, aber auch zu seinen Protagonisten, ist „I magliari“ kein aufrüttelnder Film, keine politische Anklage geworden, sondern das Zeitgemälde einer Phase des gesellschaftlichen Umbruchs. Eine Wertung überlässt Francesco Rosi dem Betrachter und verweist damit direkt auf seine kommenden Werke.
In ihrer Zurückhaltung und damit dem Versuch, die Geschehnisse aus einem objektiven Winkel zu betrachten, weist auch die Story auf seine späteren semi-dokumentarischen Werke hin, obwohl sie in der Anlage eher konventionell ist. Weil Mario seine Arbeit verloren hat, will er wieder in seine toskanische Heimat zurückkehren, lernt vorher aber Totonno (Alberto Sordi) kennen, einen offensichtlich erfolgreichen Geschäftsmann, der mit einem schönen Auto durch Deutschland fährt und Stoffe verkauft. Dieser will ihn in der größtenteils aus Neapolitanern bestehenden Gruppe von Tuchhändlern unterbringen, die unter der Leitung von Don Raffaele (Carmine Ippolito) im Raum Hannover arbeitet, plant aber heimlich eine eigene Verkäufergruppe unter seiner Leitung in Hamburg. Dafür nutzt er den Kontakt zu dem reichen deutschen Geschäftsmann Mayer (Josef Dahmen), in dessen viel jüngere Ehefrau Paula (Belinda Lee) sich Mario verliebt.
Diese Szenen leben vor allem vom Spiel Alberto Sordis, der Totonnos Betrügereien hinter viel Witz und Emotionalität verbirgt. Der etwas ruhige, manchmal naiv wirkende Mario wird von ihm mitgerissen, obwohl er dessen falsches Spiel durchschaut, aber als er mit Paula eine Affäre beginnt, schwindet dessen Einfluss. „I magliari“ erzählt im Prinzip eine dramatische Geschichte von Verrat, Betrug, Bandenkrieg und einer unglücklichen Liebesgeschichte zwischen einem jungen Mann, der gezwungen ist, weit entfernt von seiner Heimat Arbeit zu suchen, und einer jungen Frau, die früher in Italien als Prostituierte gearbeitet hatte, sich jetzt aber nicht mehr von ihrem reichen Ehemann trennen will, um ihre materielle Sicherheit zu behalten.
Doch Francesco Rosi entwickelt seine Story ohne emotionale Schürung und vermeidet extreme Konsequenzen. Das Leben geht in „I magliari“ weiter und die Tragik dahinter zeigt sich alleine in der jeweiligen persönlichen Reaktion – der fehlenden Selbsteinsicht oder einer Entscheidung gegen die eigenen Emotionen. Dank dieser Distanz zum Geschehen, aber auch zu seinen Protagonisten, ist „I magliari“ kein aufrüttelnder Film, keine politische Anklage geworden, sondern das Zeitgemälde einer Phase des gesellschaftlichen Umbruchs. Eine Wertung überlässt Francesco Rosi dem Betrachter und verweist damit direkt auf seine kommenden Werke.
"I magliari" Italien, Frankreich 1959, Regie: Francesco Rosi, Drehbuch: Francesco Rosi, Suso Cecchi D'Amico, Darsteller : Alberto Sordi, Renato Salvatori, Belinda Lee, Aldo Giuffrè, Nino Vingelli, Laufzeit : 112 Minuten
weitere im Blog besprochene Filme von Francesco Rosi:
"Salvatore Giuliano" (1961)
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