Erst im Bergwerk trifft er auf Widerstand, denn zwei Männer machen
ihm die Mine streitig und es kommt zu einer wilden Prügelei. Zwischen Halbbrüdern,
wie sich dank des alten Stanford (Vittorio Bonos) bald herausstellt, einem
Freund des vor 10 Jahren verstorbenen Vaters. Etienne Devereaux (Nadir Moretti),
Lester Kato (James Shigeta) und Selbys haben die Mine zu gleichen Teilen
geerbt, aber das hilft ihnen nur wenig. Der Sheriff nimmt sie fest, weil die Mine
inzwischen dem skrupellosen Großgrundbesitzer Julius Cäsar Fuller (Enrico Maria
Salerno) gehören soll, und schmeißt sie ins Gefängnis…Rückblick auf das italienische Genre-Filmfestival "Terza visione 3" vom 01.04. bis 03.04.2016
Es gehört zu den Mythen des Italo-Western, dass seine
Spätphase ab den 70er Jahren zunehmend von humorvollen Werken dominiert wurde.
Genauso gilt der Umkehrschluss, in der Hochphase von 1966 bis 1968 wäre es nur
"Django-like“ dreckig, unbarmherzig und gewalttätig zugegangen -
komödiantisch angelegte Italo-Western dieser Phase sorgen meist für
Überraschung. Ein Eindruck, der noch durch die deutsche Verleih-Praxis
gefördert wurde. Eine Western-Komödie wie "Due rrringos nel Texas"
(1967), in dem das Komiker-Duo Franco Franchi / Ciccio Ingrassio die Klischees
ironisch kommentierte, kam unter dem Titel "Zwei Trottel gegen Django"
erst 1970 in die deutschen Kinos, ihr zuvor schon auf den Hype reagierender
"I due figli di Ringo" (1966) blieb hierzulande unveröffentlicht.
"Sugar Colt" (Rocco, der Mann mit den zwei
Gesichtern, 1966), der komödiantische und ernsthafte Elemente miteinander
verband, erlebte ebenso eine um Jahre verspätete Vermarktung wie "Tre
pistole contro Cesare" (Drei Pistolen gegen Cesare, 1967). Trotzdem wurden
einige absurde, weniger Western-affin wirkende Elemente noch aus der deutschen
Fassung herausgeschnitten. Dabei ist der Film ein wunderbares Abbild einer
Zeit, in der nahezu grenzenlose Freiheit für die Filmemacher herrschte. Allein
in den Monaten Februar und März 1967 kamen neben "Tre pistole contro
Cesare" 15 weitere Italo-Western in die italienischen Kinos, im gesamten
Jahr waren es 67 - eine Dichte, wie sie kein anderes Genre über einen so langen
Zeitraum erreichte. Das lässt nicht nur auf eine große Nachfrage und sichere
Einnahmen schließen, sondern erforderte immense Ressourcen an Fachkräften. Das
Beispiel von Enzo Peri, der hier neben dem Dokumentarfilm "Il piacere e il
mistero" (1964) seine einzige Regie-Arbeit ablieferte, war keine Ausnahme.
Ihm zur Seite gesellte sich der erfahrene Autor Piero
Regnoli, der kurz zuvor das Drehbuch zu Carlo Lizzanis "Un fiume di
dollari" (Eine Flut von Dollars Blut, 1966) verfasst hatte, an dem auch Thomas
Hunter in seiner ersten Hauptrolle beteiligt war, bevor er hier erneut als
Pistolero besetzt wurde. Doch damit endeten schon die Parallelen zur gängigen
Western-Ware, denn die Macher nutzten ihren Freiraum für eine eigenständige
Interpretation. Besitzt Whity Selby (Thomas Hunter) äußerlich noch das Zeug zum
typischen Westernhelden, verstieß er schon in der ersten Szene gegen eherne
Regeln. Eine Übermacht von 4 zu 1 erledigten Revolverschützen normalerweise aus
dem linken Hüftgürtel, hier benutzt Selby einen vierläufigen Colt. Ein Trick,
der die Linie eines Films vorgab, der fantastische Elemente und ungewöhnliche
Charaktere mit klassischen Western-Szenarien mischte.
Die beiden Männer, die Selby gleichwertig zur Seite gestellt
wurden und sich bald als seine Halbbrüder herausstellen, gehörten normalerweise
in die Riege der Unikate, wenn sie nicht als Feindbild dienten. Etienne
Devereaux (Nadir Moretti) – den Namen verdankt er seiner französischen Mutter –
legt Wert auf gepflegte Kleidung und hält sich für unwiderstehlich. Seine erste
Szene, nachdem er ein paar Vergewaltiger außer Gefecht gesetzt hatte, endete
folgerichtig mit einem Kuss der Geretteten. Lester Kato (James Shigeta), halb
japanisch, halb-amerikanisch, sieht sich rassistischen Verunglimpfungen
ausgesetzt, weiß sich aber mittels asiatischer Kampftechnik zu wehren. Eine
frühe Vorwegnahme der Western-Eastern-Komödien der 70er Jahre, als in Filmen
wie „Il mio nome è Shanghai Joe“ (Der Mann mit der Kugelpeitsche, 1972)
Kung-Fu-Kämpfer den Westen aufmischten.
Ungewöhnlich groß war auch der Anteil an tragenden weiblichen
Rollen. Die damals 19jährige Delia Boccardo startete in „Tre pistole contro
Cesare“ ihre erfolgreiche Karriere und bewies neben viel Selbstbewusstsein ihr
Gesangs-Talent bei zwei Saloon-Auftritten. Gianna Serra, zuvor ebenfalls an "Un
fiume di dollari" beteiligt, spielte eine geheimnisvolle Retterin und Femi
Benussi trat als tanzende Haremsdame auf. Ein Passus, der leider für die
deutsche Fassung herausgeschnitten wurde und zum eigentlichen Glanzstück des
Films überleitet. Enrico Maria Salerno, prominentester Darsteller am Set gab
hier seine erste von drei Genre-Rollen, will man überhaupt von einem
Western-Charakter reden. Er nennt sich nicht nur „Julius Cäsar“, sondern
betrachtet sich als legitimen Nachfolger des römischen Imperators, aus dessen
Schriften er sich vorlesen lässt. Sein oberhalb einer Klippe gelegenes und nur
mit einem Aufzug erreichbares Refugium mit römischer Therme verlässt er fast nie,
sondern überlasst die Dreckarbeit seinem Adjutanten Bronson (Umberto D‘Orsi),
dessen weißer Anzug über seine innere Haltung hinwegtäuscht.
Dagegen wirkt die Anlage der Story eher konventionell. Drei
Männer erben parallel eine Goldmine von ihrem unbekannten Vater, um zu erfahren,
dass dort angeblich nichts zu holen ist. Stellt sich nur die Frage, warum Julius
Cäsar jedes Mittel Recht ist, in deren Besitz zu gelangen? – Zwar birgt die
Dramaturgie einige Überraschungen, aber entscheidend sind die vielen
innovativen bis absurden Details, mit denen „Tre pistole contro Cesare“
aufwarten konnte. Anders als die Komiker Fanco Franchi / Ciccio Ingrassio oder viele
Western-Komödien der 70er Jahre machten sich Peri und Autor Regnoli damit nicht
über ausgelatschte Western-Klischees lustig, sondern bereicherten das Genre mit
ihren originellen Ideen. Trotz Julius Cäsar Attitüde verfiel Enrico Maria Salerno
nicht ins Lächerliche und ließ an seiner Gefährlichkeit keinen Zweifel
aufkommen. Auch das Zusammenspiel der drei ungleichen Halbbrüder kam ohne klischeehafte
Anspielungen aus - unter der unterhaltsamen Leichtigkeit blieb immer die Ernsthaftigkeit
des Western spürbar."Tre pistole contro Cesare" Italien 1967, Regie: Enzo Peri, Drehbuch: Enzo Peri, Piero Regnoli, Darsteller : Thomas Hunter, Enrico Maria Salerno, Umberto D'Orsi, James Shigeta, Nadir Moretti, Delia Boccardo, Femi Benussi, Gianna Serra, Laufzeit : 82 Minuten


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