Für ihn war der Weg zur "Sexy"-Variante vorgezeichnet - den

Für ihn war der Weg zur "Sexy"-Variante vorgezeichnet - den
Ein Rückblick in die Entstehungsphase der "Commedia sexy all'italiana"

Freitag, 30. August 2013

Un detective (Die Klette) 1969 Romolo Guerrieri

Inhalt: Der Kommissar der Fremdenpolizei Stefano Belli (Franco Nero) lässt sich von dem Rechtsanwalt Fontana (Adolfo Celi) gut dafür bezahlen, das britische Fotomodell Sandy Bronson (Delia Boccardo) möglichst schnell abzuschieben. Sie hat sich bei Fontana unbeliebt gemacht, weil sie sich an dessen Sohn Mino (Maurizio Bonuglia) heran gemacht hatte, der sie zu heiraten beabsichtigt - für Fontana nur aus dem Grund, um an sein Geld heranzukommen. Zudem soll Belli noch den Musikproduzenten Romanis überprüfen, in dessen Geschäfte Fontanas Frau Vera (Florinda Bolkan) eine größere Summe investieren will.

Die Angelegenheit mit dem englischen Model erweist sich als leichter Auftrag, auch wenn Sandy ihre Verführungskünste einzusetzen versucht, um ihn umzustimmen. Doch bei dem Produzenten erwartet ihn eine böse Überraschung, denn er findet ihn tot in seiner Wohnung liegend vor. Offensichtlich schon längere Zeit, denn sein Kollege von der Mordkommission, Commissario Baldo (Renzo Palmer), ist nicht weit und wundert sich über Bellis Anwesenheit. Diese kann er noch leicht erklären, indem er auf Fontanas Bitte, Romanis zu überprüfen, verweist, aber damit fangen seine Schwierigkeiten erst an...


Regisseur Romolo Guerrieris bürgerlicher Familienname lautet "Girolami" - ein Markenzeichen im italienischen Kino der 60er und 70er Jahre, dank seines Bruders Marino Girolami und seines Neffen Enzo Girolami (bekannt als Enzo G. Castellari), beide ebenfalls Regisseure, sowie dessen Bruder Ennio Girolami, einem Schauspieler. Besonders im Italo-Western Genre mischten die vier Girolamis intensiv und in unterschiedlichen Positionen mit, aber auch der "Poliziesco all'italiana" ist ohne sie kaum vorstellbar. Doch während Enzo G.Castellari zu den unbestrittenen Größen des italienischen Polizeifilms zählt, dessen "La polizia incrimina la legge assolve" (Tote Zeugen singen nicht, 1973) zu den einflussreichsten Werken des Genres gehört, und Marino Girolami in "Roma violenta" (Verdammte heilige Stadt, 1975) erstmals Maurizio Merli in seiner prägenden Rolle als kompromisslosen Commissario auftreten ließ, sind Guerrieris (der Geburtsname seine Mutter) Polizieschi heute nahezu unbekannt.

Weder die frühen "La polizia è al servizio del cittadino?" (Auf verlorenem Posten, 1973) und "Un uomo, una città" (1974) mit Enrico Maria Salerno in der Hauptrolle, noch der während der Hochphase herausgekommene "Liberi armati pericolosi" (Bewaffnet und gefährlich, 1976) sind adäquat in Deutschland erschienen, obwohl sie zu den überdurchschnittlichen Genre-Vertretern gehören und in Guerrieris letztem Poliziesco sogar Tomas Milian die Rolle des Kommissars verkörperte. Einzig "Un detective" (Die Klette) nach dem Roman "Macchie di belletto" (sinngemäß "Flecken auf dem Make-Up") verfügt dank Franco Nero über einen gewissen Bekanntheitsgrad, wird in der Regel aber nicht als wichtiger Wegbereiter für das Poliziesco-Genre betrachtet, sondern als Kriminalfilm etwa im Stil des gleichnamigen us-amerikanischen "The detective", der ein Jahr zuvor mit Frank Sinatra in der Rolle des allein ermittelnden Protagonisten in die Kinos gekommen war.

„Un detective“, dessen deutscher Titel „Die Klette“ die Coolness des Films unnötig untergräbt, erinnert in seiner ruhigen Inszenierung vordergründig an einen klassischen Kriminalfilm, aber Guerrieri bricht mit eigenwilligen Rück- und Überblendungen regelmäßig das grundsätzlich langsame Tempo des Films. In einer Szene treibt er die stakkatoartige Beschleunigung der Handlung auf die Spitze, als Commissario Stephano Belli (Franco Nero) versucht, dass britische Model Sandy Bronson (Delia Boccardo) zu einer Aussage zu zwingen, indem er lebensgefährliche Manöver mit seinem Auto unternimmt. Mit rasendem Tempo fährt Belli durch Roms Straßen, gegen die Fahrtrichtung und ohne Rücksicht auf die übrigen Verkehrsteilnehmer zu nehmen, was auch zu einigen Unfällen führt, die ihn aber nicht von seiner Vorgehensweise abhalten, das Model in Angst und Schrecken zu versetzen – ein Plan, der scheinbar aufgeht. Diese mit hohem Tempo gefilmten Szenen erinnern stark an die späteren für den Poliziesco typischen Verfolgungsjagden, wirken aber in „Un detective“ noch fremdartig, da dieser darüber hinaus nur wenige weitere Action-Elemente aufweist.

Auch Franco Neros atypisch charakterisierte Rolle widersprach den späteren Gepflogenheiten. Als Commissario der Fremdenpolizei ist er in die Aufklärung des Mordes an dem Musikproduzenten Romanis nicht eingebunden, ermittelt aber trotzdem in dem Fall und stört damit die Untersuchungen seines Kollegen Baldo (Renzo Palmer) von der Mordkommission. Der Grund für seinen Aktionismus liegt aber nicht im mutigen Kampf gegen gesellschaftliches Unrecht oder Verbrechersyndikate, sondern um sich selbst zu schützen. Er hatte von dem Rechtsanwalt Fontana (Adolfo Celi) Geld dafür genommen, das englische Model Sandy unter fadenscheinigen Gründen abschieben zu lassen, da sie sich an dessen Sohn Mino (Maurizio Bonuglia) herangemacht hatte. Zudem sollte er die Seriosität des getöteten Produzenten überprüfen, weil Fontanas Frau Vera (Florinda Bolkan) beabsichtigte, viel Geld in dessen Geschäfte zu investieren. Belli findet schnell heraus, dass es Verbindungen zwischen beiden Fällen gibt und setzt besonders Sandy unter Druck, damit sie ihn nicht wegen Bestechlichkeit anzeigt.

Die Rolle des eigenmächtig handelnden, bei seinen Ermittlungen rücksichtslos vorgehenden Commissario weist schon deutlich auf die harte Vorgehensweise etwa eines Maurizio Merli hin, wie sie Mitte der 70er Jahre im Poliziesco üblich war, wird hier aber gebrochen, da Belli selbst keine weiße Weste hat, sondern von Nero als selbstgefälliger, egoistischer Zeitgenosse verkörpert wird. Zudem ist „Un detective“ nicht gesellschaftskritisch angelegt, sondern beschränkt sich auf die feine Gesellschaft von Rom mit der Via Veneto als Ausgangspunkt. Mit seiner großen Anzahl an schönen Darstellerinnen – neben Florinda Bolkan und Delia Boccardo, noch Susanna Martinková und Laura Antonelli in einer frühen Nebenrolle - weist der Film zwar Parallelen zum damals populären Giallo auf, aber Guerrieri nutzte den moralisch verdorbenen Hintergrund, geprägt von Sex, Drogen und Erpressung im Show-Business, nicht für eine exzessive Story, sondern behielt einen nahezu sachlichen Gestus bei, der sowohl in seiner Optik, als auch der jazzartigen Musik noch von den 60er Jahren geprägt ist.

Mit dieser ruhigen, auf gezielte Spannungsmomente verzichtenden Inszenierung, die über differenziert gestaltete Charaktere verfügt, erfüllte „Un detective“ weder die Erwartungshaltung an einen Giallo-artigen Thriller, noch - trotz einiger Nacktaufnahmen, die nachvollziehbar integriert wurden - an die aufkommende Erotik-Welle. Selbst die Besetzung Franco Neros bot sich nicht uneingeschränkt zur Identifikation an, zu sperrig und egoistisch agierte er hier. Trotzdem ist „Un detective“ uneingeschränkt ein Kind seiner Zeit, dass den Weg zum Poliziesco der 70er Jahre vorzeichnete, in seiner Grundanlage aber noch der traditionellen Erzählform der 60er Jahre verpflichtet blieb.

"Un detective" Italien 1969, Regie: Romolo Guerrieri, Drehbuch: Massimo D'Avak, Alberto Silvestri, Gene Luotto, Ludovico Dentice (Roman)Darsteller : Franco Nero, Florinda Bolkan, Adolfo Celi, Delia Boccardo, Renzo Palmer, Laura Antonelli, Laufzeit : 98 Minuten

weitere im Blog besprochene Filme von Romolo Guerrieri:

Donnerstag, 22. August 2013

Caccia tragica (Tragische Jagd) 1947 Giuseppe De Santis

Giuseppe De Santis, Regisseur und Drehbuchautor, verdankt seinen heutigen eher geringen Bekanntheitsgrad ausschließlich seinem zweiten Kinofilm "Riso amaro" (Bitterer Reis) von 1949, obwohl er tiefer gehende und kontroversere Filme gedreht hatte. Sein Einfluss auf das italienische Kino ist von der Entstehung seines ersten Kinofilms "Caccia tragica" nicht zu trennen, weshalb dessen Besprechung mit einem Porträt über den Regisseur De Santis einhergeht, von dessen Filmen bis jetzt noch keiner auf DVD oder Blue-Ray in Deutschland veröffentlicht wurde - nur "Bitterer Reis" erschien vor vielen Jahren auf Video.






Inhalt: Michele (Massimo Girotti) und Giovanna (Carla Del Poggio), gerade frisch verheiratet, küssen sich auf der Ladefläche eines LKW, der unterwegs zu einer Landwirtschaft - Kooperative ist, um dieser die dringend benötigten Gelder für die Bezahlung der Pacht zu bringen. Giovanna ist es ein wenig peinlich, dass sie Jeder beobachten kann, aber Michele lässt seine junge Frau nicht aus seinen Armen, bis ein Priester am Straßenrand steht, den die Fahrer auch zusteigen lassen.

Als ein Krankentransporter den LKW überholt und kurz darauf stoppt, müssen sie erfahren, dass es sich um keinen echten Priester handelt, sondern um einen Kumpanen der Bande, die ihnen das Geld für die Kooperative abnehmen will. Die Fahrer werden kaltblütig mit einem Maschinengewehr erschossen und Michele bleibt allein zurück, nachdem sie seine Frau als Geisel genommen hatten. Damit wollen sie ihn einschüchtern, weil er in Alberto (Andrea Checchi) einen der Verbrecher erkannt hatte, einen Freund aus der gemeinsamen Zeit im Kriegsgefangenenlager der Nazis, der deshalb nicht in der Lage war, ihn zu töten. Aus Angst um seine Frau verrät er ihn nicht gegenüber den empörten Mitgliedern der Kooperative, aber er will sich allein auf die Suche machen, während die Anderen beginnen, die Diebe zu jagen...


Obwohl Giuseppe De Santis nur elf Filme zwischen 1947 und 1969 als Regisseur verantwortete, ist sein Name untrennbar mit dem Stil des "Neorealismus" verbunden, der das Medium grundsätzlich erneuerte und die Jahrzehnte lang anhaltende Hochphase des italienischen Kinos einleitete. Zurecht wurde De Santis 1995, zwei Jahre vor seinem Tod, der Orden "Commendatore Ordine al Merito della Repubblica Italiana" verliehen und erhielt er im selben Jahr bei den Filmfestspielen in Venedig den "Goldenen Löwen" für sein Lebenswerk, denn sein Einfluss auf die Entwicklung des Filmschaffens generell, ist nicht hoch genug einzuschätzen.

Giuseppe De Santis, am 11. Februar 1917 in Fondi geboren, studierte von 1935 bis 1940 Philosophie und Literatur an der Universität in Rom, bevor er in den folgenden zwei Jahren sein Regie-Diplom an der "Centro sperimentale di cinematografia" ablegte. Schon früh schloss er sich einer intellektuellen Gruppierung an, die interkulturelle Disziplinen pflegte und sich gegen die Leitlinien des Mussolini-Regimes richtete, dabei regelmäßig die "l'Osteria Fratelli Menghi" frequentierend, in der sich seit 1940 Maler, Regisseure, Bühnenbildner, Schriftsteller und Dichter austauschten. Aus dieser Zeit stammen nicht nur seine Kontakte zu den späteren Regisseuren Carlo Lizzani, Antonio Pietrangeli und Gianni Puccini, sondern auch zu einer Gruppe junger römischer Antifaschisten - bestehend aus den Journalisten Mario Alicata, Antonello Trombadori, Pietro Ingrao, spätere wichtige Vertreter der kommunistischen Partei Italiens, und dem Schriftsteller Giaime Pintor - die seine sozialkritische Haltung prägten.

De Santis Zusammenarbeit mit Regisseur Luchino Visconti, sowie Mario Alicata, Gianni Puccini und Antonio Pietrangeli aus seinem Freundeskreis am Drehbuch von "Ossessione" (Besessenheit, 1942), der heute als erster neorealistischer Film gilt, war ebenso folgerichtig, wie seine Mitarbeit als Autor an der Seite Roberto Rossellinis bei "Desiderio" (1946) und Aldo Verganos "Il sole sorge ancora" (1946), gemeinsam mit Carlo Lizzani. Entsprechend beeindruckend liest sich die Liste der Mitwirkenden an seinem ersten als Regisseur verantworteten Kinofilm "Caccia tragica" (Tragische Jagd). Nicht nur Cesare Zavattini, einer der einflussreichsten Drehbuchautoren des Neorealismus, der eng mit den schon etablierten Alessandro Blassetti ("Quattro passi fra lenuvole" (Lüge eine Sommernacht, 1942)) und Vittorio De Sica ("Scuscia" (Schuhputzer, 1946)) zusammen arbeitete, war daran beteiligt, auch Michelangelo Antonioni in einer seiner wenigen Autorenarbeiten für andere Regisseure, sowie Carlo Lizzani  und Gianni Puccini, De Santis ständige Mitstreiter.

Ähnliches gilt für die Darstellerriege, die von Massimo Girotti angeführt wurde, der auch in "Ossessione" und "Desiderio" die Hauptrolle übernommen hatte. Der erfahrene Mime Andrea Checchi war De Santis spätestens seit dessen Rolle in "Ultimo amore" (1947) bekannt, zu dem er ebenfalls das Drehbuch geschrieben hatte, Carla del Poggio hatte neben Anna Magnani in Alberto Lattuadas erstem Film "Il bandito" (Der Bandit, 1946) gespielt und Vivi Gioi war nicht nur die Lebensgefährtin Vittorio De Sicas, sondern dank ihrer Mitwirkung in dem deutschen Film "...und die Musik spielt dazu" (1943, Regie Carl Boese) in der Rolle der "Lissy Müller" auch in der Lage, die schwierige Rolle der ehemaligen deutschen Spionin authentisch zu verkörpern, die regelmäßig in das deutsche Idiom wechselt.

Angesichts dieser Ansammlung an Kreativität und Mut, stellt sich die Frage, wieso "Caccia tragica" heute nicht nur nahezu unbekannt ist, sondern nicht einmal zur Liste der "Hundert zu bewahrenden Filme Italiens" gehört - im Gegensatz zu dem deutlich plakativeren, inhaltlich die sozialkritische Thematik nur oberflächlich berührenden "Riso amaro" (Bitterer Reis, 1949), mit dem Giuseppe De Santis heute fast ausschließlich in Zusammenhang gebracht wird. Obwohl De Santis 1948 das "Silberne Band" für die beste Regie verliehen bekam, Vivi Gioi als beste Nebendarstellerin ebenfalls vom Journalistenverband ausgezeichnet wurde, und "Caccia tragica" als "bester italienischer Film" des Jahres 1947 in Venedig ausgezeichnet wurde, blieb er ebenso im Schatten von "Riso amaro" wie seine folgenden, ebenfalls dem neorealistischen Stil zugehörigen Filme "Non c'è pace tra gli ulivi" (Kein Frieden unter den Olivenbäumen, 1950) und "Roma ore 11" (Es geschah Punkt 11, 1952), an dem der junge Elio Petri mitwirkte. Selbst "La strada lunga un anno" (1958), eine italienisch-jugoslawische Co-Produktion, ist inzwischen vollständig in Vergessenheit geraten, obwohl er den "Golden Globe" als bester fremdsprachiger Film verliehen bekam und in dieser Kategorie auch für den "Oscar" nominiert worden war.

"Riso amaro" gewann dagegen zurecht keine Preise, gilt aber heute neben "Ladri di biciclette" (Fahrraddiebe, 1949) von Vittorio De Sica als der bekannteste Vertreter des Neorealismus, nicht zuletzt wegen der freizügigen Aufnahmen schöner Frauen, die Hauptdarstellerin Silvana Mangano zu einem großen Filmstar werden ließen. Dass der von Dino de Laurentiis geschickt vermarktete „Riso amaro“ diese Popularität erreichte, erklärt aber nicht, warum „Caccia tragica“ keinen ähnlichen Bekanntheitsgrad aufweisen kann, denn er weist schon alle Stärken des Regisseurs auf, eine spannende und action-geladene Story mit einem realistischen Szenario zu verbinden, dabei große Menschenmengen geschickt zu dirigieren und die Beziehungen unter den Protagonisten melodramatisch zuzuspitzen – genau die Zutaten, die zum Erfolg von „Riso amaro“ beitrugen. Selbst die Aufnahmen leicht bekleideter Frauen, die in „Riso amaro“ zu einem Skandal hochstilisiert wurden, gab es schon in „Caccia tragica“. Zudem beginnt er damit, wie Michele (Massimo Girotti) seine ihm frisch angetraute Giovanna (Carla del Poggio) hemmungslos vor den Augen der Öffentlichkeit küsst, als sie sich auf der Ladefläche eines LKW zu ihrer Landwirtschaft - Kooperative transportieren lassen, begleitet von den anzüglichen Kommentaren ihrer Umgebung.

Die geradlinige Story ist schnell erzählt: der LKW wird überfallen und Geld, dass für die Kooperative überlebenswichtig ist, gestohlen. Micheles junge Frau nehmen die Verbrecher mit, um ihn zu zwingen, seinen früheren Freund Alberto (Andrea Checchi) bis zu ihrer Flucht nicht zu verraten, den er wieder erkannt hatte. Michele hält sich daran, kann aber nicht verhindern, dass die Menschen der Kooperative, die um ihre Existenz kämpfen, eine gnadenlose Jagd auf die Diebe beginnen. Die Komplexität der inneren Verflechtungen und gegenseitigen Abhängigkeiten entsteht aus einer Nachkriegszeit, die „Caccia tragica“ in ihrer anarchistischen, die bürgerlichen Regeln außer Kraft setzenden Situation wie kaum ein zweiter Film authentisch erfasste. Inmitten einer zerstörten Umwelt – beeindruckend etwa die Szene, als in einer Wohnung, in der Kinder spielen, der Vorhang beiseite gezogen wird, hinter dem die Außenwand verschwunden ist – und einer nicht existierenden staatlichen Ordnung, versuchen die Menschen Nahrung und Arbeit zu finden

Die von ihren Mitgliedern selbst verwaltete Landwirtschaft - Kooperative, die den Hintergrund der Handlung bildete, war ein früher Versuch nach dem Krieg, eine neue Lebensgrundlage zu schaffen, mit der die Menschen auf eine durch den Faschismus zerstörte, ursprünglich von der katholischen Kirche initiierte Verwaltungsform, zurückgriffen. Durch den Diebstahl des Geldes ist die Kooperative nicht mehr in der Lage ihre Pacht zu bezahlen, auf die die Verwalter (Folco Lulli, Alfredo Salvatori) schon auf dem Bauernhof-Gelände warten. Ohne zu zögern, nehmen sie den Tierbestand und die Gerätschaften mit, als der Diebstahl bekannt wird, was wiederum die verzweifelten Mitglieder der Kooperative dazu veranlasst, selbst die Verfolgung der Diebe aufzunehmen. Parallel dazu zeigt der Film, der wie „Riso amaro“ in der „Po-Ebene“ des nördlichen Italien spielt, eine mit einem riesigen Topf über das Land fahrende Gruppe, die für die zwei Millionen Kriegsveteranen Geld sammelt. Auch Michele und Alberto, die gemeinsam in einem Gefangenlager der Nationalsozialisten eingesperrt waren, gehören zu den ehemaligen Soldaten, gekennzeichnet durch ein Brandzeichen am Unterarm – doch während der eine wieder Arbeit in der Kooperative fand, zerstört der andere durch seinen Diebstahl deren schwache Grundlage.

Doch der Film geht über diesen persönlichen Konflikt hinaus und beschreibt eine chaotische Situation, in der Solidarität oder ethische Überlegungen kaum eine Chance haben, sobald das nackte Überleben auf dem Spiel steht. Damit verstieß „Caccia tragica“, der nur geschnitten in die italienischen Kinos kam, gegen jede Heroisierung der Überlebenden, unabhängig davon, ob es sich um die zu Hause Gebliebenen oder die aus der Kriegsgefangenschaft heimkehrenden Soldaten handelte. Nicht nur, dass die Verwalter selbst hinter dem Raub stecken, um sowohl von der Beute, als auch dem geringen Besitz der Kooperative zu profitieren - dabei skrupellos deren Scheitern in Kauf nehmend – innerhalb der Gruppe der Banditen befindet sich neben einem deutschen Gefängnisaufseher, mit Daniela (Vivi Gioi) eine frühere deutsche Spionin, die mit Alberto, der als Kriegsgefangener nur knapp überlebte, in einer Liebesbeziehung steht. Dank Vivi Giois überzeugendem Spiel gelingt es Sympathien für diese so gewalttätige, wie liebesbedürftige Frau zu entwickeln. Auch ihr Verhältnis mit Alberto wird nachvollziehbar, obwohl sie mit den Deutschen kollaboriert hatte.

Die Figur der Daniela, die auf Grund ihrer Rolle während des Krieges „Lilli Marleen“ gerufen wird und der zur Strafe die Haare abrasiert wurden, symbolisiert die nach dem Krieg vorherrschenden Emotionen – Verzweiflung und Hoffnung, Liebe und Hass, Widerstandsgeist und Mitläufertum – womit es der Film wagte, keine Schuldigen zu suchen, sondern Menschen jeglicher Couleur in den Mittelpunkt zu stellen, die nur versuchen weiter zu leben. „Caccia tragica“ ist in der Beschreibung dieses inneren Konflikts eine seltene Ausnahme, da er mit der Illusion von automatischer Solidarität und gemeinsamen Wideraufbaugeist bricht, sondern erst deren Notwendigkeit einfordert. Auch in „Riso amaro“ lassen sich ähnliche Intentionen erkennen, aber die Charakterisierungen in „Caccia tragica“ gingen tiefer und rührten damit unmittelbar an das Selbstverständnis der Betrachter. Dass der Film trotz seiner eindeutigen Qualitäten und der unterhaltenden Inszenierung im Schatten von „Riso amaro“ blieb, war deshalb nur folgerichtig, denn dessen Spiel mit klischeehaften Figuren und einer oberflächlichen, melodramatisch aufgeheizten Kontroverse, war den hier geschilderten realen Konflikten in der Publikumsgunst überlegen.

Ein Erfolg, an den Giuseppe De Santis nicht mehr herankam, der 1971 seinen letzten Kinofilm „Un apprezzato professionista di sicuro avveniredrehte, nachdem es in den 60er Jahren schon sehr ruhig um ihn geworden war. Somit blieb sein Name mit „Riso amaro“ (Bitterer Reis) verbunden und im weiteren Sinn mit dem Neorealismus, ohne das seine generelle Fähigkeit zu einer gleichzeitig spannenden, sozialkritischen und melodramatischen Erzählweise, die den italienischen Film maßgeblich beeinflusste, ausreichend gewürdigt wird.

"Caccia tragica" Italien 1947, Regie: Giuseppe De Santis, Drehbuch: Cesare Zavattini, Michelangelo Antonioni, Carlo Lizzani, Gianni Puccini, Lamberto Rem-Picci, Giuseppe De Santis, Darsteller : Massimo Girotti, Andrea Checchi, Vivi Gioi, Carla Del Poggio, Folco Lulli, Laufzeit : 85 Minuten


Giuseppe De Santis - Regisseur, Regista:

"Giorni di gloria" (Tage des Ruhms, 1945) 
    - Dokumentation gemeinsam mit Luchino Visconti, Marcello Pagliero und Mario Serandrei
"Caccia tragica" (Tragische Jagd, 1947)
"Riso amaro" (Bitterer Reis, 1949)
"Non c'è pace tra gli ulivi" (Kein Frieden unter den Oliven, 1950)
"Roma, ore 11" (Es geschah Punkt 11, 1952)
"Un marito per Anna Zaccheo" (Fluch der Schönheit, 1953)
"Giorni d'amore" (Tage der Liebe, 1954)
"Uomini e lupi" (Frauen und Wölfe, 1957) - gemeinsam mit Leopoldo Savona
"Cesta duga godinu dana" (La strada lunga un anno, 1958)
"La garconnière" (1960)
"Italiani brava gente" (1964)
"Un apprezzato professionista di sicuro avvenire" (1971)

Dienstag, 13. August 2013

Mondo cane (1962) Paolo Cavara, Gualtiero Jacopetti, Franco Prosperi

Inhalt: „Mondo cane“ entwickelte an Hand von weltweit aufgenommenen dokumentarischen Aufnahmen menschlicher Verhaltensmuster - bezogen auf Ernährung, Sexualität, Kleidung, Hierarchien, Religion, Freizeitgestaltung und Kultur – das komplexe Bild einer Welt, die „vor die Hunde geht“. Obwohl es viele Parallelen im Verhalten der unterschiedlichen Völker gibt, egal ob sie in New York oder im Dschungel leben, wird die zerstörerische Kraft einer Zivilisation deutlich, die für sich die Führung und damit die Hoheit über die Standards des Zusammenlebens beansprucht…


Der 1962 von den Dokumentarfilmern Gualtiero Jacopetti, Franco Prosperi und Paolo Cavara in die Kinos gebrachte "Mondo cane" gilt als der Begründer eines Subgenres, das sich scheinbar authentisch den Lebensverhältnissen der Menschen weltweit widmete. Kurze dokumentarische Aufnahmen aus verschiedenen Kulturräumen wurden auf Spielfilmlänge zusammengefügt, um ein möglichst komplexes Bild der menschlichen Sozialisation entstehen zu lassen, bezogen auf die wesentlichen Merkmale des Zusammenlebens - Ernährung, Sexualität, Kleidung, Hierarchien, Religion, Freizeitgestaltung und Kultur. Der Begriff "Mondo" (Welt) wurde zuvor schon in "Il mondo di notte" (Die Welt bei Nacht, 1959) von Regisseur Luigi Vanzi verwendet, aber darin widmete dieser sich ausschließlich den spezifischen Formen des Nachtlebens, weshalb "Mondo cane" zum ersten Film wurde, der das menschliche Dasein auf diese Weise generell erfassen wollte und dank seines großen Erfolgs zum Vorbild für viele Nachahmer wurde.

Sieht man von "Mondo cane 2" einmal ab, der ein Jahr später aus im ersten Film noch nicht verwendetem Material montiert wurde, wäre der unbekannt gebliebene "Il mondo di notte" das ehrlichere Vorbild für die folgenden "Mondo" - Filme, denn diese strebten keine umfassende, differenzierte Beobachtung menschlicher Verhaltensformen mehr an, sondern widmeten sich Themenbereichen, die sich an der Sensationsgier des Publikums orientierten. Selbst der von den drei Dokumentarfilmern ebenfalls noch 1963 veröffentlichte „La donna del mondo“ (Alle Frauen dieser Welt) schränkte seinen Blick schon ein, weshalb ihre folgenden Filme über Afrika („Africa addio“ (1966)) und „Addio, zio Tom“ (Addio Onkel Tom, 1971)) nicht mehr den „Mondo“ – Begriff im Titel führten. An den Afrika-Filmen war Paolo Cavara nicht mehr beteiligt, der mit „I malamondo“ (1964) schon einen Gegenentwurf zu „Mondo cane“ vorlegte, der sich bewusst auf die Auswüchse der westlichen Gesellschaft konzentrierte.

Denn obwohl in „Mondo cane“ versucht wurde, Parallelen zwischen dem Verhalten der westlichen Zivilisation und dem der Menschen in exotisch empfundenen Ländern aufzuzeigen, konnte von einer gleichwertigen Gegenüberstellung nicht die Rede sein, da der Film für ein westliches Publikum erdacht und hergestellt wurde. Aus Sicht der Verhaltensforschung haben afrikanische Stammesrituale bei der Jagd auf einen Bräutigam und der lächerliche Voyeurismus einer Hundertschaft Marinesoldaten beim Anblick hübscher Mädchen im Bikini einen ähnlichen Ursprung, für das damalige Publikum dagegen nicht, denn der Erfolg des Films beruhte auf Einblicke in Welten, die dem westlich geprägten Europäer oder Nordamerikaner Anfang der 60er Jahre noch gänzlich fremd waren. So wie im Panoptikum des frühen 20. Jahrhunderts allein die Zurschaustellung eines Schwarzafrikaners zur Sensation gereichte, so genügte schon der Anblick von Afrikanern mit ihrem Gesichtsschmuck und Tätowierungen, von Asiaten, die Schlangen oder Hunde verspeisen, gemästeten Haremsfrauen eines spindeldürren Despoten, oder die gezeigten Tierschlachtungen, um gruseliges Empfinden zu erzeugen.

Den Filmemachern muss bewusst gewesen sein, damit den wachsenden Wunsch des Publikums nach Tabubrüchen zu bedienen, der sich in der moralisch konservativ geprägten Nachkriegszeit mit dem Verweis auf „primitive“ Völker leichter verwirklichen ließ (siehe auch den deutschen Beitrag von 1956 „Liane, das Mädchen aus dem Urwald“). Ein inhaltlicher Vorwurf ist ihnen daraus vordergründig nicht zu machen, denn nur wenige Szenen wirken übertrieben oder geschürt, wie das Schwein, das an einer weiblichen Brust säugt, während ihr Versuch, den exotischen Schauwerten zivilisatorische Abgründe mit gezielt entlarvenden Bildern von Ausbeutung oder Dekadenz entgegen zu setzen, offensichtlich wird. Begleitet von der großartigen, häufig in ihrer Schönheit bewusst kontrastierenden Musik Riz Ortolanis und einem emotionslos vorgetragenen Kommentar, der angesichts des Gezeigten abwechselnd zynisch, ironisch oder informierend wirkt, entfaltet sich ein Bild der Welt vor dem Auge des Betrachter, das seine erschreckende Wirkung inzwischen eher gesteigert hat.

Denn aus heutiger Sicht erweisen sich die Aufnahmen der Naturvölker oder die Essgewohnheiten von Asiaten als traditionell gewachsene Lebensformen, während die gezeigten Eingriffe und Auswüchse der westlichen Zivilisation zerstörerisch und unnatürlich wirken. Das Einsperren von Hunden in viel zu enge Käfige, die in Reih- und Glied aufmarschierenden, uniform gekleideten Mädchen in Australien, Entenstopfleber in Frankreich, die Schnapsleichen am Morgen auf der Hamburger Reeperbahn oder die Missionierung der Afrikaner erhalten mit dem heutigen Wissen eine gänzlich andere Bewertung, als es 1962 möglich war. Das lässt nicht übersehen, dass das Denken der Macher konservativ geprägt war und die Auswahl dessen, was als lächerlich oder kleingeistig dargestellt wurde, deren subjektiver Meinung entsprach. Allein die einmaligen Aufnahmen der Performance des unmittelbar nach der Entstehung des Films früh verstorbenen französischen Pop-Art Künstlers Yves Klein, dessen monochromes Blau Kunstgeschichte schrieb, legitimieren schon die Ansicht des Film, auch wenn der Kommentator den Künstler nicht nur fälschlicherweise als Tschechoslowaken bezeichnete (ein seltsamer Fehler, angesichts der sonst hohen Professionalität), sondern sich auch stammtischartig über die „Moderne Kunst“ belustigte - wie häufig mit einem Hinweis auf deren hohen Preis.

Das „Mondo cane“ als Vorbild für die folgende Welle so genannter „Mondo“ Filme gilt – darunter die wenig später entstandenen „Sexy nel mondo“ (1963) und „Mondo balordo“ (1964) von Regisseur Roberto Bianchi Montero – ist nur hinsichtlich der äußeren Form richtig, inhaltlich gibt es kaum Parallelen. Doch während die frühen Nachahmer immerhin noch versuchten, dem Begriff „Mondo“ und damit einer weltweiten Betrachtung gerecht zu werden, sind „Mondo Hollywood“ (USA, 1967) oder das ab den 70er Jahren inflationär verwendete „Mondo cannibale“ schon in sich widersprüchlich, da sie sich auf einen sehr begrenzten Bereich konzentrierten. Umberto Lenzis 1972 entstandener Dschungel-Abenteuerfilm „Il paese del sesso selvaggio“ gilt als erster "Mondo cannibale", wobei es sich um einen Etikettenschwindel des deutschen Verleihs handelt. Lenzis Film hat mit „Mondo cane“ nur den darin geäußerten Hinweis des Kommentators auf Kannibalismus gemeinsam und diverse Szenen von Tiertötungen - von einem direkten Einfluss kann nicht die Rede sein.

Dagegen ist es wichtig, einen Film wie „Mondo cane“ gleichzeitig aus damaliger wie heutiger Sicht zu betrachten, denn daran lässt sich die Entwicklung eines halben Jahrhunderts in der sich verändernden Bewertung der menschlichen Zivilisation nachvollziehen. Die damals als sensationell empfundenen Bilder haben ihre Wirkung in einer medial übersättigten Welt schon lange verloren, weshalb es gerade die eher unscheinbaren Aufnahmen sind, die heute kaum Jemand mehr zeigt, die tiefe Einblicke in das Verhalten der Menschheit vermitteln.

"Mondo cane" Italien 1962, Regie: Paolo Cavara, Gualtiero Jacopetti, Franco Prosperi, Drehbuch: Paolo Cavara, Gualtiero JacopettiDarsteller : Stefano Sibaldi (Erzähler), Laufzeit : 103 Minuten

Freitag, 9. August 2013

Quattro passi fra le nuvole (Lüge einer Sommernacht) 1942 Alessandro Blasetti



Inhalt: Paolo Bianchi (Gino Cervi), Vertreter für Süßwaren, verlässt nach einem üblichen Streit mit seiner Frau seine Wohnung, um mit dem Zug von Turin nach Santa Maura zu fahren, wo er seiner Arbeit nachgehen will. In dem überfüllten Zug trifft er auf einen Kollegen, hat aber das Glück einen Sitzplatz zu ergattern. Als er eine Zeit lang das Abteil verlässt, sitzt bei seiner Rückkehr eine junge Frau (Adriana Benetti) auf seinem Platz, die diesen aber sofort wieder freigibt, als er seine älteren Rechte einfordert. Er kann aber nicht lange zusehen, wie sie in dem engen Gang steht und überlässt ihr doch seinen Platz. 

Er unterstützt sie auch, als der Schaffner ungeduldig wird, als sie ihre Fahrkarte zuerst nicht findet - zu seinem eigenen Nachteil. Denn im Gegensatz zu ihr hat er sein Ticket zu Hause liegen gelassen und wird von dem ungnädig gewordenen Schaffner an der nächsten Station ausgesetzt, obwohl er sich bereit erklärt, eine neue Fahrkarte lösen. Nachdem endlich seine Personalien festgestellt wurden, gelingt es ihm noch einen Bus zu erwischen, der allerdings mit großer Verspätung losfährt, da der Fahrer gerade Vater eines Sohnes geworden ist. Zu seiner Überraschung trifft er im Bus wieder auf die traurige junge Frau aus dem Zug, die auf dem Weg zu ihrem Elternhaus auf dem Land ist. Er erfährt von ihr, dass sie schwanger ist, aber von ihrem Freund im Stich gelassen wurde, weshalb sie große Angst hat, ihrem Vater wieder zu begegnen...


Seit dem Ende der Stummfilmzeit hatte Alessandro Blasetti erfolgreich als Regisseur und Drehbuchautor unter der Ägide der faschistischen Regierung Mussolinis gearbeitet, bevor es 1942 mit "Quattro passi fra le nuvole" (sinngemäß "Wandeln auf den Wolken") zu einem Bruch in seinem Werk kam, wie er auch bei Roberto Rossellini ("L'uomo dalla croce" 1943) in dieser Phase zu beobachten ist. Anders als im nationalsozialistisch regierten Deutschland waren die Kulturschaffenden in Italien weniger gleichgeschaltet, weshalb sich moderne Stile entfalten konnten - auch Michelangelo Antonioni arbeitete parallel zur Entwicklung seines ersten Kurzfilms "Gente del Po" (1943) als Kritiker bei der von Mussolinis Sohn herausgegebenen Filmzeitschrift "Cinema".

"Quattro passi fra le nuvole" - der deutsche Titel "Lüge einer Sommernacht" betont mehr den pragmatischen, als den emotionalen Hintergrund - gilt neben "Ossessione" (Besessenheit, 1942) von Luchino Visconti nicht nur als entscheidender Wegbereiter des "Neorealismus", sondern nahm auch dessen in den 50er Jahren aufkommende, komödiantische Variante - die "Comedia all'italiana" - früh vorweg. Trotzdem ist der Film, dessen Drehbuch auch für den Autor Cesare Zavattini der erste Schritt zum realistischen Stil bedeutete, den er unter vielen anderen Filmen mit "Ladri di biciclette" (Fahrraddiebe, 1948)) maßgeblich beeinflussen sollte, heute nicht nur unbekannt, sondern wird in kaum einer Publikation über den „Neorealismus“ erwähnt, da dem Film wesentliche Stilmerkmale zu fehlen scheinen. Weder zeigte "Quattro passi fra le nuvole" offensichtliche Missstände, noch basierte die Story auf einem dramatischen Hintergrund wie Viscontis „Ossessione“.

Im Gegensatz zu den Filmen der „Commedia all’italiana“ wie Monicellis „I soliti ignoti“ (Diebe haben’s schwer, 1958), deren Humor die konkret gezeigten Missstände kontrastierte und damit auf unterhaltende Weise erst betonte, nutzten Blasetti und Zavattini den komödiantischen Gestus, um ihre im Kern ernste Story zu kaschieren – die Intention war ähnlich, aber anders wäre es Blasetti kaum möglich gewesen, ein Tabu wie die Schwangerschaft einer unverheirateten jungen Frau in dieser humanistischen Form aufzugreifen. Ein Tabu, dass die tatsächliche Intention des Films zusätzlich verbarg – die Darstellung eines eintönigen, gleichförmigen Lebens, dass keine Aussicht auf Veränderung verspricht. Es geht in "Quattro passi fra le nuvole" nicht um eine Lüge – diese gönnt der jungen Maria (Adriana Benetti) nur einen Moment der Zuflucht vor dem Urteil ihres Vaters – sondern es geht um das „Wandeln auf den Wolken“, das der Vertreter für Süßwaren, Paolo Bianchi (Gino Cervi), einen Augenblick lang erleben darf, als er sich fälschlich als Ehemann von Maria ausgibt. Es sind nicht nur die Augen von Maria und die Landschaft, die Paolo an eine kurze glückliche Phase seiner Kindheit erinnert, es ist vor allem der Blick in ein anderes Leben, auf das er keine Chance hat.

"Quattro passi fra le nuvole" griff noch nicht die Armut eines großen Teils der Bevölkerung auf, zeigte weder Arbeitslosigkeit, Hungersnot, noch heruntergekommene oder vom Krieg zerstörte Häuser, wie die Werke des Neorealismus ab Mitte der 40er Jahre, sondern verankerte seine Story in einem scheinbar funktionierenden Italien. Der Film beginnt in einer modernen Wohnung in Turin, aber Gino Cervi - der später als Peppone in den „Don Camillo“ (1952) - Filmen populär werden sollte (interessanterweise spielte ausgerechnet „Camillo“ Fernandel seine Rolle als Vertreter in dem ersten Remake von Blasettis Film, mit dem Titel „Era di venerdi 17“ (Vater wider Willen, 1957) – lässt trotz seines flexiblen, leichten Spiels nie Zweifel an einer Realität aufkommen, die dem selbst gewählten Bild der Mussolini-Regierung widersprach. Paolo Bianchi ist ein fleißiger, angepasster Bürger, äußerlich mustergültig gekleidet, dem es trotzdem kaum gelingt, den Lebensunterhalt für seine Familie zu verdienen.

Der morgendliche Streit mit seiner Frau (Giuditta Rissone), die Kritik an deren Bruder, der seit zwei Jahren in seiner Wohnung lebt, weil er keine Arbeit findet, der überfüllte Zug, mit dem die Menschen jeden Morgen versuchen, zu ihrer Arbeit zu gelangen, zeigen in "Quattro passi fra le nuvole" einen Alltag, der ohne Dramatik auskommt. Im Gegenteil entwickelt sich die Geschichte um die traurige junge Frau, die Paolo im Zug erst versehentlich den glücklich ergatterten Sitzplatz wegnimmt, bevor er ihr diesen doch überlässt, humorvoll, selbst als Paolo aus dem Zug geschmissen wird, weil er seine Fahrkarte zu Hause liegen gelassen hatte. Der eigentliche Grund war der verärgerte Schaffner, den Paolo zuvor wegen seiner Ungeduld kritisiert hatte, als die junge Frau nicht sofort ihre Fahrkarte fand. Anders als in vielen Komödien der 60er Jahre, die damit gerne die angeblich so leichte italienische Lebensart feierten, verband Blasetti mit der Schilderung wenig tüchtiger Bahnbeamter und einem Busfahrer, der erst zu spät kommt, weil er noch auf die Geburt seines Sohnes wartete, bevor er nach ausführlichem Feiern mit dem Bus im Graben landet – Blasetti inszenierte diese Sequenz im rasanten Stil späterer Polizieschi – eine unterschwellige Kritik an einem wenig funktionierenden Gemeinwesen.

Entwickelte sich die Begegnung zwischen Maria und Paolo, die sich nach seinem erzwungen Ausstieg zufällig in dem Bus wieder treffen, bis zu dem Zeitpunkt des Busunfalls langsam, bewies Blasetti spätestens mit der nun folgenden Annäherung, die dazu führt, dass Paolo sich gegenüber den Eltern der schwangeren jungen Frau als ihr Ehemann ausgibt, sein exaktes Timing für die emotionale Ebene des Films. Keinen Moment fällt Paolo Bianchi aus seiner bürgerlichen Rolle, niemals agiert Adriana Benetti als ängstliche junge Frau übertrieben, und nie gibt es Zweifel an der Ernsthaftigkeit und Bedrohlichkeit in den Gesprächen mit ihrem Vater Luca (Aldo Sivani), der erst kritisiert, dass sie geheiratet haben, ohne ihn zu fragen, bevor es am nächsten Tag – als er die Wahrheit erfahren hat – zum entscheidenden Gespräch zwischen ihm und Paolo kommt. Trotz der gemeinsamen Feierlichkeiten auf dem Land und der sehr witzigen nächtlichen Begegnung zwischen Paolo und Marias Großvater (Giacinto Molteni), entsteht nicht der Charakter einer ausgelassenen Komödie, sondern bleibt die Ernsthaftigkeit der Thematik jederzeit gegenwärtig.

Dass es Paolo dank eines humanistischen Plädoyers am Ende gelingt, den Patriarchen davon zu überzeugen, nicht seine Tochter zu verstoßen, wurde in Italien als verklausulierte Kritik an Mussolini interpretiert, der zu einem solchen Umdenken nicht in der Lage war. Es verleiht "Quattro passi fra le nuvole" einen versöhnlichen Abschluss, aber kein Happy-End. Einen kurzen Augenblick lang konnte Paolo Bianchi, Vertreter für Süßwaren, aus seinem gleichförmigen, vorbestimmten Leben heraustreten, konnte sich für einen Menschen und ein anderes Denken einsetzen – er wandelte auf den Wolken – aber dann kehrt er wieder an seinen angestammten Platz zurück. Konsequenter ist dieser bis heute gültige, tragische Blick auf die Sozialisation selten gelungen.

"Quattro passi fra le nuvole" Italien 1942, Regie: Alessandro Blasetti, Drehbuch: Cesare Zavattini, Piero Tellini, Giuseppe Amato, Alessandro Blasetti, Darsteller : Gino Cervi, Adriana Benetti, Giuditta Rissone, Aldo Silvani, Margherita Seglin, Laufzeit : 88 Minuten

Samstag, 3. August 2013

Italo - Western 1967 - 1968 Nach "Django" - die Hochphase bis Leones "Spiel mir das Lied vom Tod"

ITALO-WESTERN 1967 - 1968 (Hochphase)

In den Jahren vor Corbuccis "Django", der am 06.04.1966 in die italienischen Kinos kam, entstanden ca. 60 Filme, die dem Italo-Western-Genre zugerechnet werden, auch wenn sich viele davon noch deutlich am us-amerikanischen Vorbild orientierten. Erst nach "Django" ging ab Mitte 1966 die Übersicht verloren, denn im europäisch/us-amerikanischen Kino gab es weder vorher, noch danach eine Phase, in der mehr Filme innerhalb so kurzer Zeit gedreht wurden und in die Kinos kamen, die einem spezifisch definierten Genre angehörten. Der deutsche "Heimatfilm" brachte es in den 50er Jahren auf etwa ein Drittel des Outputs und Roger Cormans Produktions-Aktivitäten in den 50er/60er Jahren hielten zwar zahlenmäßig ungefähr mit, deckten aber eine Vielzahl an Themen und Genres ab.

Auf Grund dieser schieren Menge entstanden zwangsläufig Klischees und Vorurteile, die inzwischen zum festen Bestandteil bei der Beurteilung des Genres wurden. Dank der unterschiedlichen Erscheinungszeitpunkte in den Ländern wurden häufig früher gedrehte Filme als Nachfolgefilme vermarktet - meist mit einem reißerischen Hinweis auf die nochmalige Steigerung von Gewaltdarstellungen - wodurch schon die Einordnung in Früh-, Hoch- bzw. Spätphase des Italo-Western erschwert wird. Hinzu kommen noch starke Eingriffe in die Filme mit Schnitten, Ummontierungen oder einer verfälschenden Synchronisation, die schon einen komödiantischen Unterton in die bis Ende 1968 noch fast ausschließlich ernsthaften Western einfließen ließ. Die Verleiher versuchten so, die älteren Filme an die zunehmend ironischeren Werke der Spätphase anzupassen. Eine vor allem in Deutschland betriebene Maßnahme, wo der Western-Boom erst mit leichter Verzögerung ausbrach. In diesem Zusammenhang wäre es interessant, zu untersuchen, warum besonders in Deutschland der Name "Django" für die Vermarktung der Western in geradezu inflationärer Weise hinzugezogen werden musste - weder in Italien, noch in Frankreich nahm das auch nur ansatzweise diese Ausmaße an.

Exakte Zahlen oder genaue Abgrenzungen vorzulegen wäre unseriös, da Filme individuellen Interpretationen hinsichtlich der Genre-Zugehörigkeit unterliegen und die Phasen fließend ineinander übergingen, auch lassen sich nicht mehr zu jedem Film die genauen Zeitpunkte des Erscheinens eruieren. Trotzdem gibt es an Hand der vorliegenden Daten keinen Zweifel an der Hochphase des Genres. Von Mitte 66 bis Ende 1968 entstanden etwa 200 Filme, bevor ab 1969 die jährliche Produktion um mehr als die Hälfte einbrach. Sergio Leone verstand "C'era una volta il west" (Spiel mir das Lied vom Tod) schon nicht mehr als typischen Western (er ließ sich ein letztes Mal dazu überreden), leitete damit zwar nicht das Ende des Genres ein, wie häufig kolportiert wird, begriff aber die Zeichen der Zeit. Auch Sergio Corbuccis pessimistischer "Il grande silenzio" (Leichen pflastern seinen Weg) steht am Ende dieser Phase, bevor er das Genre ironischer zu betrachten begann. Dass trotz des deutlich reduzierteren Outputs ab 1969 viele Italo-Western noch der Spätphase zuzuordnen sind, liegt in der Natur der Sache, denn noch lange versuchten Produzenten mit unterschiedlichem Geschick und Erfolg von dem Boom zu profitieren, der außerhalb Italiens länger anhielt - zunehmend kamen die Western deshalb nicht mehr zuerst in ihrem Herstellungsland ins Kino.

Wie gezielt die Produzenten in den Jahren 1966 - 68 die Konsumenten mit ihren Filmen eindeckten, lässt sich sehr schön an den Premierendaten ablesen. Ein Viertel der in dieser Zeit gedrehten Filme kamen von Mitte Juli bis Ende August während der Sommerferien in die italienischen Kinos - allein im August 1968 waren es neben den sonstigen Kinofilmen 18 Western, angesichts heutiger Premierengepflogenheiten eine unvorstellbar große Anzahl.














Tavola cronologica  / Zeittafel   --------------------------------   Persone importante /Protagonisten

Jahrgang 1967: (Reihenfolge nach dem Datum der Kinopremiere)

           "Straniero...fatti il segno della croce!" (Bekreuzige dich, Fremder)   Demofilo Fedani
           "Little Rita nel West" (Blaue Bohnen für ein Halleluja)  Ferdinando Baldi, Terence Hill
           "Una colt in punto al diavolo" (Pronto, Amigo, ein Colt in der Hand des Teufels)
                                                                                                               Sergio Bergonzelli
     
13.01. "Un dollaro tra i denti" (Ein Dollar zwischen den Zähne) Luigi Vanzi / Tony Anthony 
02.02. "I crudeli" (Die Grausamen)                                Sergio Corbucci / Joseph Cotten 
02.02. "Clint el solitario" (Tal der Hoffnung)                                    Alfonso Balcázar / George Martin
06.02. "El precio de un hombre" (Ohne Dollar keinen Sarg)     Eugenio Martin / Tomas Milian
15.02. "Joe l'implacabile" (Der Tod reitet mit)                                    Antonio Margeriti
18.02. "Tre pistole contro Cesare"(Drei Pistolen gegen Cesare)               Enzo Peri
23.02. "I lunghi giorni della vendetta" (Der lange Tag der Rache) Florestana Vancini, Giuliano Gemma
02.03. "Dove si spara di più" (Glut der Sonne)                              Gianni Puccini / Peter Lee Lawrence
03.03. "Sette donne per i MacGregor"                                                        Franco Giraldi
03.03. "10.000 Dollari per un massacro" (10.000 blutige Dollar)      Romolo Guerrieri / Gianni Garko 
                                                                                                                  / Fernando Sancho
09.03. "El hombre que mató a Billy el Nino"                                     Julio Buchs / Peter Lee Lawrence
10.03. "Requiescant" (Mögen sie in Frieden ruh'n)           Carlo Lizzani / Lou Castel / Mark Damon
11.03. "Los cuatro salvares" (Es geht um deinen Kopf, Amigo!)         Mario Caiano / Anthony Steffen
22.03. "Wanted" (Für drei lumpige Dollar)                          Giorgio Ferroni, Giuliano Gemma
23.03. "Pecos è qui: prega e muori" (Jonny Madoc rechnet ab)  Maurizio Lucidi / Robert Woods
23.03. "Frontera al sur" (Der Mann, der aus dem Norden kam)     José Luis Merino / George Hilton
28.03. "Due croci a Danger Pass"                                                    Rafael Romero Marchent
14.04. "Sette winchester per un massacro" (Die Satansbrut des Colonel Blake)  Enzo G.Castellari
19.04. "Ballata per un pistolero" (Rocco - Der Einzelgänger von Alamo)  Alfio Caltabiano
20.04. "Killer calibro 38" (Stirb oder töte!)                                Alfonso Brescia / Peter Lee Lawrence
27.04. "Wanted Johnny Texas"                                                        Emimmo Salvi / Fernando Sancho
29.04. "Sette pistole per un massacro" (Das Todeslied von Laramie)              Mario Caiano 
29.04. "Bill il taciturno" (Django tötet leise)                               Massimo Pupillo / George Eastman 
03.05. "Se sei vivo spara(Töte, Django)                                   Giulio Questi / Tomas Milian
26.05. "Il figlio di Django" (Der Sohn des Django)                                   Oswaldo Civirani






 






15.06. "Nato per uccidere"                                                              Antonio Mollica / Gordon Mitchell
23.06. "Due once di piombo" (Jonny Madoc)                             Maurizio Lucidi / Robert Woods
21.07. "La morte non conta i dollari" (Der Tod zählt keine Dollar)   Riccardo Freda / Mark Damon
28.07. "Il magnifico Texano" (Desperado - der geheimnisvolle Rächer) Luigi Capuano / Glenn Saxson
02.08.."Il tempo degli avvoltoi" (Zeit der Geier)                        Nando Cicero / George Hilton
09.08. "Cjamango" (Django - Kreuze im blutigen Sand)            Eduardo Mulargia / Ivan Rassimov
10.08. "L'ultimo Killer" (Rocco - ich leg dich um)                        Giuseppe Vari / George Eastman
10.08. "I giorni della violenza" (Sein Wechselgeld ist Blei)          Alfonso Brescia / Peter Lee Lawrence
13.08. "Il bello, il brutto, il cretino"                                                             Giovanni Grimaldi
14.08. "Gentleman Jo...uccidi" (Shamango)                                     Giorgio Stegani / Anthony Steffen
15.08. "Dio non paga el sabato" (Die sich in Fetzen schießen)                    Tanio Boccia / Larry Ward
17.08. "Un uomo, un cavallo, una pistola" (Western Jack)                 Luigi Vanzi / Tony Anthony
18.08. "Odio per odio" (Die gnadenlosen Zwei)                                      Domenico Paoella
25.08. "Due ringos nel Texas" (Zwei Trottel gegen Django)                Marino Girolami 
11.09. "Un hombre vino a matar" (Django - unersättlich wie der Satan) León Klimovsky / Brad Harris
14.09. "Un poker di pistole" (Poker mit Pistolen)       Giuseppe Vari / George Eastman / George Hilton
21.09. "Un hombre y un colt" (Ein Colt aus Gringos Hand)     Tulio Demicheli / Fernando Sancho
26.09. "Vado...l'ammazzo e torno" (Glory, Glory Hallelujah)      Enzo G.Castellaro/ George Hilton
30.09. "Killer Kid" (Chamaco)                                                     Leopoldo Savona / Anthony Steffen
30.09. "El desperado" (Die im Staub verrecken)                                     Franco Rossetti
15.10. "Bandidos"                                                              Massimo Dallamano / Enrico Maria Salerno
22.10. "Lola Colt" (Lola Colt...sie spuckt dem Teufel ins Gesicht)                Siro Marcenelli
22.10. "Voltati...ti uccido" (100.000 verdammte Dollar)           Alfonso Brescia / Fernando Sancho
26.10. "La più grande rapina del west" (Ein hallelujah für Django)  Maurizio Lucidi / George Hilton 
28.10. "Buckaroo, il winchester che non perdona" (Buccaroo - Galgenvögel zwitschern nicht)
                                                                                                        Adelchi Bianchi / Dean Reed
31.10. "Dio perdona...io no!" (Gott vergibt...Django nie!) Giuseppe Colizzi / Bud Spencer / Terence Hill
11.11. "Con lui cavalca la morte" (Tödlicher Ritt nach Sacramento)              Giuseppe Vari
16.11. "John il bastardo"                                  Armando Crispino / Claudio Camaso / Gordon Mitchell
19.11. "Bang Bang Kid"                                                                   Giorgio Gentili / Sandra Milo
23.11. "Faccia a faccia" (Von Angesicht zu Angesicht)                    Sergio Sollima
                                                                                                      / Tomas Milian / Gian Maria Volonté
02.12. "Non aspettare Django, spara" (Django - Dein Henker wartet) Eduardo Mulargia
                                                                                                                            / Ivan Rassimov
07.12. "Professionisti per un massacro" (Stoßgebet für drei Kanonen) Nando Cicero / George Hilton
15.12. "Quindici forche per un assassino" (Die schmutzigen Dreizehn) Nunzio Malasomma / G. Martin 
19.12. "I giorni dell'ira" (Der Tod ritt Dienstags)  Tonino Valerii / Lee van Cleef / Giuliano Gemma
28.12. "Le due facce del dollaro" (Django - sein Colt singt sechs Strophen)  Roberto B.Montero















Jahrgang 1968:

           "...e venne il tempo di uccidere(Einladung zum Totentanz)  Enzo Dell'Aquila
           "Crisantemi per un branco di carogne" (Tote brauchen keinen Dollar)  Sergio Pastore

01.01. "Sentenza di morte" (Django - unbarmherzig wie die Sonne)  Mario Lanfranchi
                                                                                                                 / Enrico Maria Salerno
06.01. "Un treno per Durango" (Der letzte Zug nach Durango)         Mario Caiano / Anthony Steffen
07.01. "Se vuoi vivere...spara" (Andere beten...Django schießt)   Sergio Garrone / Ivan Rassimov
08.02. "Winchester, uno entre mil"  ( Killer, adios )                                  Primo Zeglio
09.02. "Ognuno per se"(Das Gold von Sam Cooper)   Giorgio Capitani / Van Heflin / Klaus Kinski
15.02. "Dos hombres van a morir" (Ein Schuss zuviel)                   Rafael Romero Marchent
29.02. "Il pistolero segnato da Dio"                                              Giorgio Feroni / Anthony Steffen
01.03. "La vendetta è il mio perdono" (Django - sein letzter Gruß)              Roberto Mauri
06.03. "Giurò...e li uccise ad uno ad uno"                                    Guido Celano / Edmund Purdom
14.03. "Prega Dio...e scavati la fossa"                                         Edoardo Mulargia / Robert Woods
15.03. "Il mio corpo per un poker" (Mein Körper für ein Pokerspiel)  Lina Wertmüller /
                                                                                                   Robert Woods / George Eastman
22.03. "Quella sporca storia nel west" (Django - die Totengräber warten schon) Enzo G.Castallari
23.03. "Uno straniero a Paso Bravo"(Der Fremde von Paso Bravo) Salvatore Rosso / Anthony Steffen
27.03. "Tutto per tutto" (Zwei Aasgeier)                                         Umberto Lenzi / Mark Damon
28.03. "Oggi a me...domani a te" (Der Dicke ist nicht zu bremsen)  Tonino Cervi / Bud Spencer
03.04. "Una forca per un bastardo" (Eine Kugel für den Bastard)        Amasi Damiani
05.04.  "Vivo per la tua morte" (Ich bin ein entflohener Kettensträfling) Camillo Bazzoni / S. Reeves
06.04. "Sangue chiama sangue"                                                     Luigi Capuono / Fernando Sancho
10.04. "Al di là della legge" (Die letzte Rechnung zahlst du selbst) Giorgio Stegani
                                                                                                     / Lee van Cleef / Gordon Mitchell 
19.04. "Per 100.000 Dollari ti ammazzo" (Django, der Bastard)   Giovanni Fago / Gianni Garko 
                                                                                                                  / Fernando Sancho 
19.04. "Joko invoca Dio...e muori" (Fünf blutige Stricke)    Antonio Margheriti / Richard Harrison
29.04. "Dio li crea...io li ammazzo" (Bleigericht)                              Paolo Biamchini / Dean Reed
01.05. "Un minuto per pregare, un instante per morire" (Mehr tot als lebendig)  Franco Giraldi
05.05. "Io non perdono...uccido"                                                    Joaquin Luis Romero Marchent
16.05. "Vendo cara la pelle" (Zum Abschied noch ein Totenhemd)     Ettore Maria Fizzarotti
19.05. "Giarettiera Colt" (Das Coltstrumpfband)                            Gian Rocco / Claudio Camaso
25.05. "Un buco in fronte" (Ein Loch in der Stirn)                                    Giuseppe Vari













 




12.06. "L'uomo, l'orgoglio, la vendetta" (Mit Django kam der Tod)            Luigi Bazzoni
                                                                                                                 / Klaus Kinski / Franco Nero
15.06. "Lo voglio morto" (Django - Ich will ihn tot)                                      Paolo Bianchini
05.07. "Preparati la bara!" (Django und die Bande der Gehenkten)   Ferdinando Baldi / Terence Hill
05.07. "O tutto o niente"                                                                        Guido Zurli
18.07. "All'ultimo sangue" (Den Geiern zum Fraß)                            Paolo Moffa / Craig Hill
26.07. "Odia il prossimo tuo" (Hasse deinen Nächsten)           Ferdinando Baldo / George Eastman
28.07. "Il suo nome gridava vendetta" ( Django spricht das Nachtgebet)  Mario Caiano
                                                                                                                             / Anthony Steffen
04.08. "Il momento di uccidere" (Django - ein Sarg voll Blut)   Giuliano Carnimeo / George Hilton
05.08. "Il lunghi giorni dell'odio" (Seine Winchester pfeift das Lied vom Tod)  Gianfranco Baldanello
12.08. "Chiedi perdono a Dio...non a me" (Django - Den Colt an der Kehle) Vincenzo Musolini
12.08. "I tre che sconvolsero il west" (Drei ausgekochte Halunken) Enzo G.Castellari / Frank Wolff
13.08. "Uno dopo l'altro" (Von Django mit den besten Empfehlungen)  Nick Nostro / Richard Harrison
14.08. "Se incontri Sartana prega per la tua morte" (Sartana, bete um deinen Tod) 
                                                                                   Gianfranco Parolini / Gianni Garko / Klaus Kinski
14.08. "Execution" (Django - die Bibel ist kein Kartenspiel)                Domenico Paolella
17.08. "Uno di più all'inferno" (Django - Melodie in Blei)                    Giovanni Fago / George Hilton
17.08. "T'ammazzo! - Raccamandati a Dio!" (Django, wo steht dein Sarg?)  Osvaldo Civirani
                                                                                                  / George Hilton / Gordon Mitchell
23.08. "Réquiem para el gringo"  (Requiem für Django)   Eugenio Martn / Fernando Sancho
24.08. "Una pistola per cento bare" (Ein Colt für 100 Särge)      Umberto Lenzi / Peter Lee Lawrence
24.08. "L'ira di Dio" (Der Einsame)                                              Alberto Cardone / Brett Halsey
24.08. "Uno a uno sin piedad" (Einer nach dem anderen, ohne Erbarmen) Rafael Romero Marchent
                                                                                                        / Peter Lee Lawrence
27.08. "Ed ora...raccomanda l'anima a Dio!"                                 Demofilo Fidani / Fabio Testi
28.08. "Il lungo giorno del massacro" (Das Gesetz der Erbarmungslosen) Alberto Cardone
                                                                                                                                / Glenn Saxson
29.08. "Il mercenario" (Mercenario - der Gefürchtete)             Sergio Corbucci / Franco Nero 
29.08. "Corri uomo corri" (Lauf um dein Leben)                         Sergio Sollima / Tomas Milian
30.08. "...e per tetto un cielo per stelle" (Amigos)      Giulio Petroni / Giuliano Gemma / Mario Adorf
31.08. "Spara, Gringo, spara" (Im Staub der Sonne)                             Bruno Corbucci
14.09. "Quanto costa morire"                                                                  Sergio Merolle
20.09. "Vendetta per vendetta"  (Rache für Rache)                            Mario Colucci / John Ireland
21.09. "Joe...cercati un posto per morire!"(Ringo - such dir einen Platz zum Sterben) G. Carnimeo
26.09. "Ciccio perdona...io no!"                                              Marcello Ciorciolini / Fernando Sancho
07.10. "Anche nel west c'era una volta Dio"                     Marino Girolami / Richard Harrison
24.10. "Black Jack" (Auf die Knie, Django - und leck mir die Stiefel)       Gianfranco Baldanello
                                                                                                                            / Robert Woods
25.10. "Sonora" (Für ein paar Leichen mehr)                                  Alfonso Balcázar / George Martin
31.10. "I quattro dell'Ave Maria" (Vier für ein Ave Maria)            Giuseppe Colizzi
                                                                                                           / Bud Spencer / Terence Hill
19.11. "I grande silenzio" (Leichen pflastern seinen Weg)         Sergio Corbucci / Klaus Kinski
21.11. "Carogne si nasce" (Die Stunde der Aasgeier) Alfonso Brescia / Glenn Saxson / Gordon Mitchell
23.11. "Tre croci per non morire" (Drei Kreuze, um nicht zu sterben)        Sergio Garrone
11.12. "Quien grita venganza?" (An den Galgen, Bastardo) Rafael Romero Marchent / Anthony Steffen
12.12. "Quel caldo maledetto giorno di fuoco" (Django spricht kein Vaterunser) Paolo Bianchini
                                                                                                                       / Robert Woods
21.12. "C'era una volta il west" (Spiel mir das Lied vom Tod)   Sergio Leone / Charles Bronson
                                                                                                                / Henry Fonda / Frank Wolff
31.12. "Ammazzali tutti e torna solo"(Töte alle und kehr allein zurück) Enzo G.Castellari / Frank Wolff

Der Name "L'amore in città" bezieht sich auf einen Episoden Film aus dem Jahr 1953, der erstmals Regisseure in Italien dazu brachte, ihre extra dafür geschriebenen und gedrehten Kurzfilme zu einem Gesamtwerk zu vereinen. Der Episodenfilm steht symbolisch für eine lange, sehr kreative Phase im italienischen Film, die in vielerlei Hinsicht stilbildend für die Kunstform Film wurde. Die intensive Genre-übergreifende Zusammenarbeit unter den Filmschaffenden war eine wesentliche Grundlage dafür.