Inhalt:
Der gelungene Diebstahl eines Tresors bereitet dem „Professor“ Albert (Philippe
Leroy), seiner Geliebten Giorgia (Rosanna Podestà) und ihren sechs Mitstreitern
nur kurz Freude, denn die CIA wartet schon schwer bewaffnet, um sie in Haft zu
nehmen. Um den Kumpanen weitere Verhöre zu ersparen, stellt sich der
„Professor“ freiwillig, übernimmt aber sofort wieder die Regie, da er die
Motive der US-Amerikaner kennt. Sie sollen für diese einen kommunistischen
Diktator aus einem südamerikanischen Land entführen, was Albert nur unter
seinen Bedingungen in Betracht zieht.
Der
CIA bleibt keine Wahl und sie begeben sich an Bord eines U-Boots an die
südamerikanische Küste, von wo aus sie beobachten, wie Giorgia in die
luxuriösen Gemächer des „Presidente“ (Enrico Maria Salerno) eindringt. Zwar
wird sie verhaftet, aber schon bald als persönlicher Gast des Diktators
begrüßt, der sich den Reizen der schönen Frau nicht entziehen kann. Diese
Ablenkung genügt dem Professor, um einen Plan durchzuführen, der noch ganz andere
Ziele im Blick hat…
Nur
ein Jahr nach "Sette uomini d'oro" (Sieben goldene Männer, 1965) erschien
der Nachfolger "Il grande colpo dei sette uomini d'oro" (Das Superding
der sieben goldenen Männer) in den italienischen (und internationalen) Kinos -
eine schnelle Reaktion auf den überraschenden Erfolg der intelligent-lässigen
Gaunerkomödie, an der alle wichtigen Protagonisten um Regisseur und Autor Marco
Vicario und seine Frau und Hauptdarstellerin Rosanna Podestà erneut beteiligt
waren. Konsequent beginnt der Film mit einer thematischen Zusammenfassung des
Erstlings: während Giorgia (Rosanna Podestà) mit ihrer extravaganten
Erscheinung die Angestellten einer römischen Bank ablenkt und der
"Professor" (Philippe Leroy) per Radargerät die Aktion leitet, fahren
seine sechs Männer mit einer Lokomotive in einen Tunnel, die einen speziell
ausgerüsteten Anhänger zieht. Unterhalb des Bankgebäudes angekommen, fährt eine
große rechteckige Säge nach oben, um sich kurz darauf den vollständigen Tresor
einzuverleiben.
Begleitet
wird der Coup wie gewohnt von den launigen Kommentaren des international
zusammen gewürfelten Teams von Männern, deren Vornamen alle mit "A"
beginnen, unter denen Gastone Moschin als Adolf (der Deutsche) heraus sticht,
dessen regelmäßige "Jawoll", "Auf Wiedersehen" oder
"Kaputt"-Rufe auf das seit der Besatzungszeit im 2.Weltkrieg in
Italien bekannte deutsche Vokabular anspielten. Mit "Arrivo Gestapo"
(Gestapo, ich komme) startet entsprechend die Aktion, deren Ironie sich auch darin
zeigt, dass der Professor und Giorgia die Rollen tauschten. Während sie Zigarre
rauchend vom Hotel die Leitung übernimmt, stakst er als Blickfang verkleidet
auf hohen Absätzen in die Bank. Erwartungsgemäß können sie sich ihres Erfolgs
nicht lange erfreuen, denn die CIA wartet schon am Tunnelausgang mit ihren
Maschinengewehren, ohne des Professors und Giorgia habhaft zu werden. Beide
stellen sich kurz darauf freiwillig, um selbstbewusst eine Belohnung von 7
Millionen Dollar für den eigentlichen Zweck der Festnahme zu fordern - die
sieben goldenen Männer und Giorgia sollen für die USA einen kommunistischen
Diktator aus einem südamerikanischen Land entführen.
Diese
ersten Minuten beinhalten noch sämtliche Qualitäten des Vorgängers, aber die
danach beginnende eigentliche Story krankt an den bekannten Schwierigkeiten
einer Fortsetzung - der Zwang zum schneller, höher und weiter. Besaßen die
futuristischen Spielereien in "Sette uomini d'oro" noch einen dezenten,
die Realität leicht überhöhenden Charakter, die an die Gimmicks der "James
Bond" - Filme erinnerten, werden im Nachfolger für beinahe jede Aktion
fantastische Apparaturen hervor gezaubert, passend zu einer Handlung, die sich
nicht mehr mit einem gewieften Bankraub zufrieden gab. Nicht nur, dass der
"Professor" die Entführung des Diktators von einem U-Boot der
US-Flotte aus leitet, gleichzeitig bringt seine Truppe noch ein im Hafen
liegendes Sowjet-Schiff unter seine Kontrolle, in dessen Rumpf riesige
Goldbarren-Reserven lagern. Von dem fast unsichtbar ausgeführten Bankraub der Premiere
sind diese Vorhaben ebenso weit entfernt, wie deren intelligente Wendungen von
der linearen, grob gestrickten Story in "Il grande colpo dei sette uomini
d'oro". Stattdessen setzte diese auf viel Action. Es wird geprügelt und
mit Maschinengewehren um sich geballert, ohne dass angeblich Jemand verletzt
wird - kein Vergleich zum gewaltlosen Vorgehen im Erstling.
Vielleicht
versuchte Marco Vicario auch gar nicht erst, dessen dichte, in einem überschaubaren
Umfeld spielende Handlung zu wiederholen, sondern ließ seinen Mitstreitern in
einem bewusst übertriebenen Szenario freien Lauf. Dafür spricht die Lust, mit
der besonders Gastone Moschin und Rosanna Podestà hier aufspielten, die
deutlich mehr Screen-Time erhielten. Während Moschin seine Karikatur eines Deutschen
sympathisch umsetzte, glänzte Podestà als selbstbewusst, emanzipierte
Verführerin des Diktators, den der neu zum Cast hinzu gekommene Enrico Maria
Salerno als urkomische Fidel-Castro-Kopie gab, die wesentlich besser wegkam
als die US-Amerikaner, deren Foltermethoden der Film persiflierte. Am Ende
kombinierte Vicario den Nachfolger mit Originalszenen aus "Sette uomini d'oro" und schloss damit das Kapitel um eine Gaunerbande, der er zwei - trotz
der gemeinsamen 60er Jahre Optik plus passender Stimmungsmusik - sehr
unterschiedliche Filme widmete.
"Il grande colpo dei sette uomini d'oro" Italien, Frankreich, Spanien 1966, Regie: Marco Vicario, Drehbuch: Marco Vicario, Mariano Ozores, Darsteller : Philippe Leroy, Rosanna Podestà, Gastone Moschin, Gabriele Tinti, Maurice Poli, Enrico Maria Salerno, Laufzeit : 96 Minuten
weitere im Blog besprochene Filme von Marco Vicario:
"Sette uomini d'oro" (1965)
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