Inhalt:
Ein Rolls-Royce hält vor einem Luxus-Hotel in bester Stadtlage, der Chauffeur
springt heraus und öffnet die Tür für ein attraktives Paar, das alle
Aufmerksamkeit auf sich zieht – ein englischer Gentleman alter Schule (Phillipe
Leroy) und seine schöne, auffällig gekleidete Begleiterin (Rossana Podestà).
Selbstverständlich ließen sie eine große Suite reservieren, aber den wahren
Grund ihrer Anwesenheit ahnt Niemand. Von dort haben sie den besten Blick auf
die Bank, die sie um ihre Goldbarren erleichtern wollen.
Ihre
sechs männlichen Begleiter haben mit ihrem Tagwerk schon begonnen, eine
Baustelle mitten auf dem verkehrsreichen Platz eingerichtet und befinden sich
auf dem Weg Richtung Tresor, gelenkt von dem „Der Professor“ genannten
Gentleman, der nicht nur den Plan ausklügelte, sondern auch über eine moderne
technische Ausrüstung verfügt. Doch ohne Giorgia kann das Unternehmen nicht
gelingen, deren Erscheinung für die notwendige Ablenkung sorgen soll…
Nachdem
Marco Vicario als Darsteller über Nebenrollen nicht hinausgekommen war, begann
er Ende der 50er die Seiten zu wechseln, produzierte seine ersten Filme,
schrieb Drehbücher für die damals angesagten Sandalenfilme ("La schiava di
Roma" (Antea - Sklavin Roms, 1961)) und saß bei dem Mondo-Film "Il
pelo nel mondo" (Mondo inferno - Alle Sünden dieser Welt (1964)) gemeinsam
mit Antonio Margheriti auf dem Regiestuhl. Die Schauspielkarriere seiner
Ehefrau Rossana Podestà verlief dagegen sehr erfolgreich. Schon früh wurde sie
in erotischen Rollen als "Femme fatale" in Filmen wie "La
red" (Brandung der Leidenschaft, Mexico 1953) und "Helen of
Troy" (Die schöne Helena, 1956) bekannt und spielte bis in die frühen 60er
Jahre diverse Hauptrollen in Abenteuer- und Sandalenfilmen. 1964 hatte sie auch
Margheriti in "La vergine di Norimberga" (Die Gruft der lebenden
Leichen) besetzt, so dass es nur eine Frage der Zeit war, bis mit "Le ore
nude" (Die nackten Stunden, 1964) - ein Drama nach einem Roman Alberto
Moravias - ihr erster Film unter der Regie ihres Mannes herauskam. Doch erst
dessen Nachfolger "Sette uomini d'oro" (Sieben goldene Männer), den
Vicario in seiner Mischung aus Heist-Movie und Komödie seiner schönen Frau auf
den Leib schrieb, brachte den Durchbruch auch an den Kinokassen.
Mit
Ugo Tucci ("Boccaccio '70", 1962) hatte sich Marco Vicario einen
bisher im künstlerisch-intellektuellen Kino aktiven Co-Produzenten ins Boot
geholt, der sich nach der Zusammenarbeit mit Vicario vermehrt dem Genre-Film
zuwandte, Sergio Leones „C’era una volta il West“ (Spiel mir das Lied vom Tod,
1968) mitproduzierte und später auch für Lucio Fulcis Einstieg ins Horror-Genre
verantwortlich zeichnete ("Zombi 2" (Woodoo - Schreckensinsel der
Zombies, 1979)). Rossana Podestà als erotischer Blickfang und der französische Mime
Phillipe Leroy als englischer Gentleman und Mastermind sollten im Mittelpunkt
einer intelligenten Story stehen, die sich in ihrer Anlage eines ausgeklügelten
Bankraubs am französischen Klassiker "Rififi" (1955) orientierte,
diesen aber modern im Stil des damals populären Agenten-Films interpretierte.
Die futuristische technische Ausstattung, der konsequent englische Charakter
des "Professors" Albert (Phillipe Leroy) und die verbal-erotischen
Spielereien mit seiner Geliebten Giorgia (Rossana Podestà) lassen den "James
Bond"-Einfluss auf einen klassischen 60er-Jahre Unterhaltungsfilm nicht
übersehen, der dank der Kombination mit einer internationalen 6köpfigen Crew,
deren Vornamen alle mit "A" beginnen, zu eigenständiger, höchst
amüsanter Form aufläuft.
Ohne
die extravagant gekleidete Frau und die sieben Männer näher vorzustellen, geht
„Sette uomini d’oro“ gleich in die Vollen. Während der Professor und Giorgia ihre
Zentrale in der Suite eines mondänen Hotels aufbauen, von wo sie einen idealen
Blick auf das Objekt der Begierde genießen – eine Schweizer Bank mit einem
unermesslichen Vorrat an Goldbarren im damals selbstverständlich modernsten
aller Tresore – beginnen ihre sechs
Kumpanen mit der Handarbeit. Als städtische Mitarbeiter gekleidet, richten sie
mitten im Verkehr eine Baustelle ein, von der sie sich erst in die Tiefe
begeben, bevor sie über komplizierte Wege unter die gelagerten Goldbarren
gelangen, immer geleitet von der radargesteuerten Anlage des Professors. Der
Beginn verläuft noch ruhig – die einzelnen Schritte der Truppe linear
begleitend – aber je vertrauter die einzelnen, größtenteils von bekannten italienischen Darstellern gespielten Protagonisten dem Betrachter werden, je
höher steigt das Tempo. Es kommt zu den erwarteten Komplikationen, aber damit
gibt sich der Film nicht zufrieden, sondern schlägt immer neue überraschende
Volten, die an den Stil von „Ocean’s eleven“ (Frankie und seine Spießgesellen,
1960) erinnern, den das Duo Clooney-Soderbergh 2001 wieder zu neuem Leben
erweckte.
Wie
in Gauner-Komödien üblich, handelt es sich bei den Banden-Mitgliedern um
manchmal etwas raue, aber sympathische Gesellen, während sich die wahren
Übeltäter hinter ihrer bürgerlichen Fassade verbergen. Allzu moralisierend kam
„Sette uomini d’oro“ glücklicherweise nicht daher, auch wenn die Freude an dem
gelungenen Coup, die Freude an der Beute wie gewohnt überwiegen sollte, denn
die 60er Jahre manifestierten sich nicht nur in der coolen Optik und der
poppigen Musik, sondern in dem im Mittelpunkt stehenden Paar, das in seinem selbstbewusst,
toleranten Verhalten seiner Zeit voraus war und stellvertretend für den
intelligent, vergnüglichen Charakter des Films steht. Dank des großen Erfolgs
ließ eine Fortsetzung nicht lange auf sich warten - unter Beteiligung derselben
Crew folgte ein Jahr später: "Il grande colpo dei sette uomini d'oro"
(Das Superding der sieben goldenen Männer, 1966).
"Sette uomini d'oro" Italien, Frankreich, Spanien 1965, Regie: Marco Vicario, Drehbuch: Marco Vicario, Mariano Ozores, Darsteller : Philippe Leroy, Rosanna Podestà, Gastone Moschin, Gabriele Tinti, Maurice Poli, Renzo Palmer, Laufzeit : 83 Minuten
Nachmittäglicher Überraschungsfilm beim 1. Festival des italienischen Genre-Filmfestivals "Terza Visione" in Nürnberg vom 25. bis 27.04.2014
Nachmittäglicher Überraschungsfilm beim 1. Festival des italienischen Genre-Filmfestivals "Terza Visione" in Nürnberg vom 25. bis 27.04.2014
weitere im Blog besprochene Filme von Marco Vicario:
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