Inhalt: 2019
– der Atomkrieg liegt schon beinahe 10 Jahre zurück und hinterließ nur Ruinen
und von der Radioaktivität verseuchte Menschen. Einzig die Euraker, die den
Krieg damals ausgelöst hatten, profitieren von der Situation und halten auch
New York, die frühere wirtschaftliche Zentrale der westlichen Welt, besetzt. Angesichts
der verbrannten Erde, die sie überall hinterlassen haben, halten sich ihre
Vorteile aber in Grenzen, weshalb sie mit Gen-Experimenten versuchen, wieder
eine gesunde menschliche Rasse entstehen zu lassen, denn seit dem Atomangriff
sind keine Kinder mehr geboren worden, da die Radioaktivität die Menschen
sterilisierte.
Parsifal
(Michael Sopkiw), einer der Wenigen, die den Angriff unbeschadet überstanden
haben, verdient sich bei brutalen Autorennen in der Wüste Arizonas, bei denen
nur der Gewinner überlebt, ein kleines Zubrot. Der Einzelgänger, der auch der
Prostituierten ihre Freiheit wiedergibt, die er ebenfalls als Preis erhielt,
reagiert wenig begeistert, als er von einer Flugzeugbesatzung der
pan-amerikanischen Konföderation gefangen genommen wird. Der Präsident (Edmund
Purdom) benötigt Parsifal für einen gefährlichen Auftrag, der ihn mitten ins
verseuchte New York führen wird. Dort soll sich die letzte Frau befinden, die
noch Kinder kriegen kann. Mit ihr als Keimzelle einer neuen Nation, ließen sich
die Euraker wieder vertreiben, so die Hoffnung des Präsidenten, der Parsifal
keine Wahl lässt. Gemeinsam mit den zwei Kämpfern Bronx (Paolo Maria Scalondro)
und Ratchet (Romano Puppo) begibt er sich in die schwer bewachte Stadt…
Zum
Zeitpunkt der Entwicklung der Story konnten sie auf einige Vorbilder
zurückgreifen, aus denen sie kräftig zitierten. Neben dem Auslöser der Apokalypse-Welle
"Mad Max" (1979) stand besonders "Escape from New York"
(Die Klapperschlange, 1981) Pate, aber auch die menschenähnlichen Replycanten
aus "Blade Runner" (1982), ein wenig Raumschiff-Optik á la "Star Wars" (1977) und selbst die Affenmenschen vom "Planet of the
apes" (1968) wurden in die Handlung einbezogen. Trotzdem ist es falsch,
Gastaldi und Martino ein zusammengeklautes Drehbuch vorzuwerfen, denn sie
entwickelten aus diesen Bestandteilen eine eigenständige Story, die nicht nur über
überraschende Wendungen, sondern eine im Vergleich zu den US-Vorbildern
unerbittlichere Konsequenz verfügt.
In diesem
Zusammenhang steht auch die Figur des Protagonisten, die im Original nicht
zufällig "Parsifal" heißt. Der häufige Vorwurf, Darsteller Michael
Sopkiw wäre als Besetzung zu hübsch und weich, ist falsch - sein fast
makelloses, am Schönheitsideal der 80er Jahre orientiertes Aussehen,
unterschied ihn im Film eklatant von seiner Umgebung und prädestinierte ihn
damit zum naiven Helden. Die deutsche Synchronisation spielte mit dem Namen
"Flash" auf Science-Fiction-Helden wie "Flash Gordon" an,
womit sie dem Protagonisten eine martialische Haltung verlieh, die das Drehbuch
nicht für ihn vorsah. Im Gegenteil bleibt Parsifal (Michael Sopkiw) trotz
seiner Kampfkraft ein Held ohne besondere Motivation, der sich innerhalb der
unterschiedlichen Machtinteressen seine moralische Integrität bewahrt - eine
sich von den häufig zynischen und auf ihren eigenen Vorteil bedachten Helden
des US-Kinos unterscheidende Charakterisierung, die von der deutschen
Synchronisation unterlaufen wurde.
Dass
Parsifal sich ins verseuchte und von den Eurakern kontrollierte New York
begibt, um die einzige Frau zu finden, die noch Kinder gebären kann - eine
Anlehnung an die Handlung in "Escape from New York" (Die
Klapperschlange) - geschieht nur unter Zwang des Präsidenten der pan-amerikanischen
Konföderation (Edmund Purdom). Dieser will damit die Euraker bekämpfen, die den
Atomangriff auslösten, um das Land zu besetzen. Die in "2019 - Dopo la
caduta di New York" beschriebene politische Konstellation orientierte sich
an der Anfang der 80er Jahre im Zuge des "Kalten Krieges" betriebenen
atomaren Aufrüstung - die Euraker weisen
alle Insignien einer Diktatur auf - aber allzu ernst nahmen Martino und
Gastaldi diese Situation nicht, sondern nutzten sie vor allem als Hintergrund
für ständige Gefechte und Action-Szenen, die - wie vom italienischen Film
gewohnt - mit plakativer Gewalt und graphischen Zerstörungen aufwarten konnten.
Interessanter
als die Action-Szenen und der Haupthandlungsstrang sind einige Nebenfiguren,
die erst für Abwechslung sorgen. Zur Besatzungs-Truppe der Euraker gehört mit
Ania (Anna Kanakis) auch eine dunkelhaarige attraktive Frau, die als Offizier
eine leitende Position einnimmt. Dass die Szenen mit ihr in der geschnittenen
deutschen Kino-Fassung größtenteils fehlten, ist aussagekräftiger als der Cut
einiger Gewaltdarstellungen. Ihre Rolle ist erfrischend zwiespältig angelegt
und wurde von Martino und Gastaldi gegen die übliche Erwartungshaltung
entwickelt. Selbst die Rolle der schönen, nicht von den Zerstörungen gezeichneten
jungen Giara (Valentine Monnier), die sich folgerichtig in Parsifal verliebt,
erhält eine differenzierte Note, denn Schönheit bedeutet hier nicht
gleichzeitig Gesundheit, wie es üblicherweise vorausgesetzt wird. Zudem kontrastierten
George Eastman als „Big Ape“, dem Anführer der Affenmenschen, Romano Puppo als
superstarker Kämpfer Ratchet und Paolo Maria Scalondro als desillusionierter,
mit einer Metallhand versehener „Bronx“ den naiven Helden und verliehen den
Gefechten damit eine gewisse egoistische und ironische Würze.
Weder die Ausstattung, noch die Inszenierung können über die billigen Produktionsbedingungen hinwegtäuschen, ganz abgesehen von den damals futuristischen, heute altmodisch wirkenden Details. Auch die Story verfügt dank ihrer erzählerischen Vielfalt über einige Holprigkeiten und entwickelt sich nicht immer schlüssig, aber die Atmosphäre einer zerstörten, vom Untergang bedrohten Welt bleibt jederzeit stimmig – noch betont durch die einfachen Locations und die oft improvisiert wirkende Kleidung und Maske. Mit den professionellen Science-Fiction-Filmen Marke Hollywood kann "2019 - Dopo la caduta di New York" optisch nicht mithalten, aber Sergio Martino und Ernesto Gastaldi nutzten ihren Freiraum für eine eigenständigere Handlung, die sich weder am üblichen Moral-Kodex orientierte, noch trotz des hohen Tempos martialische Emotionen schürte – für ein manchmal naives, aber unbelastetes Vergnügen.
Weder die Ausstattung, noch die Inszenierung können über die billigen Produktionsbedingungen hinwegtäuschen, ganz abgesehen von den damals futuristischen, heute altmodisch wirkenden Details. Auch die Story verfügt dank ihrer erzählerischen Vielfalt über einige Holprigkeiten und entwickelt sich nicht immer schlüssig, aber die Atmosphäre einer zerstörten, vom Untergang bedrohten Welt bleibt jederzeit stimmig – noch betont durch die einfachen Locations und die oft improvisiert wirkende Kleidung und Maske. Mit den professionellen Science-Fiction-Filmen Marke Hollywood kann "2019 - Dopo la caduta di New York" optisch nicht mithalten, aber Sergio Martino und Ernesto Gastaldi nutzten ihren Freiraum für eine eigenständigere Handlung, die sich weder am üblichen Moral-Kodex orientierte, noch trotz des hohen Tempos martialische Emotionen schürte – für ein manchmal naives, aber unbelastetes Vergnügen.
weitere im Blog besprochene Filme von Sergio Martino: