Inhalt: Obwohl
er sich lieber mit seinen Sex-Heftchen beschäftigen möchte, muss der
Motorradfahrer auf Befehl des Maresciallo ausrücken, um die Musterungsbescheide
zu verteilen, was er daraufhin ohne Rücksicht auf Verluste ausführt. Sowohl
Alvaro (Alvaro Vitali), als auch Gianni (Alfredo Pea) werden in ungünstigen
Momenten gestört und müssen zur Musterung einrücken. Gianni lässt sich von dem
befreundeten Friseur Nicola (Alfredo Tomas) einen Trick erklären, um eine
chronische Bronchitis vorzutäuschen, aber das bringt ihn nur ins
Militärhospital, wo man seinen Gesundheitszustand unter den Augen von Dottore
Frustalupi (Gianfranco D’Angelo) überprüfen will, der alle Rekruten für
Simulanten hält.
Die
Situation bessert sich rapide als die schöne Dottoressa Elena Dogliozzi (Edwige
Fenech) dessen Aufgabe übernimmt. Vom Colonello Farina (Mario Carotenuto)
abwärts, hechelt ihr Jeder hinterher. Auch Gianni ergeht sich in wilden
Sexfantasien. Tatsächlich erweist sich Frau Doktor als kompetent, ernsthaft und
einfühlend, auch bereit sich mit den Kollegen anzulegen – eine
Charaktereigenschaft, die Gianni für seine Zwecke ausnutzen will...
Mitte der
70er Jahre befand sich Edwige Fenech auf dem Höhepunkt ihrer Karriere als sie
zu einer der populärsten Protagonistinnen der "Commedia sexy
all'italiana" wurde, eine bis in die frühen 80er Jahre erfolgreiche
erotische Variante der italienischen Komödie. Ihre ersten Sporen im erotischen
Genre verdiente sich die Französin mit italienischer Abstammung
mütterlicherseits im frühen deutschen Sex-Film ("Frau Wirtin hat auch
einen Grafen" (1968)), bevor sie der Produzent Luciano Martino - zu dieser
Zeit auch ihr Lebengefährte - gezielt zu fördern begann. Unter der Regie seines
Bruders Sergio Martino reüssierte sie zunächst in dessen Gialli ("Lo
strano vizio della Signora Wardh" (Der Killer von Wien, 1971)), um in
"Giovannona Coscialunga disonorata con onore" (1973) auch seinen
Beginn im erotischen Komödien-Fach zu begleiten.
Während
sich Sergio Martino nach "Cugini carnale" (1974) zunehmend dem
Poliziesco zuwandte, produzierte sein Bruder unter der Regie von Nando Cicero
"L'insegnante" (Die Bumsköpfe, 1975) mit Edwige Fenech als schöner
Lehrerin, der stilbildend für das Genre werden sollte. Ihre Konfrontation mit
dem braven "Jüngelchen" Alfredo Pea, der nichts als Sex im Kopf hat,
und dem Komiker Alvaro Vitali als idiotischem Side-Kick - beide Darsteller
hatten zuvor nur kleinere Nebenrollen gespielt - war so erfolgreich, dass das
selbe Team im Jahr darauf "La
dottoressa del distretto militare" (Die Knallköpfe der 6. Kompanie, 1976)
folgen ließ. Erneut schrieb Francesco (hier unter dem Vornamen Franco) Milizia
das Drehbuch und mit den Komödianten Carlo Delle Piane, Gianfranco D'Angelo und
Mario Carotenuto waren die wichtigsten Nebendarsteller wieder mit von der
Partie.
Die
Struktur beider Filme ähnelt sich entsprechend - nur das die Handlung diesmal
vor dem Hintergrund der Armee statt in der Schule spielt. Nicht nur angesichts
des Alters der Darsteller eine glaubwürdigere Situation, sondern ein beliebtes
Thema im italienischen Film, in dem die Armee häufig das Objekt satirischer
Betrachtung war. Mit einer kritischen Sichtweise scheint "La dottoressa
del distretto militare" (wörtlich: Frau Doktor vom Bezirkskommando), der
damit beginnt, dass ein orientierungslos gewordener Blinder einen
Verkehrspolizisten anpinkelt, vordergründig wenig zu tun zu haben, aber das
täuscht - sich der Wehrpflicht zu entziehen, war ein populäres Thema in Italien
und traf den Nerv eines Publikums, das nicht genug von inkompetenten,
bestechlichen und schwachsinnigen Militärs bekommen konnte, weshalb Nando
Cicero mit "La soldatessa alla visita militare" (Die letzten Heuler
der Kompanie, 1977) und "La soldatessa alle grandi manovre" (Die
trüben Tassen der Stube 9, 1978) noch zwei Fortsetzungen folgen ließ.
Parallel
brachte das Team um Luciano Martino und Drehbuchautor Milizia mit
"L'insegnante va in collegio" (Das Liebesquartett, 1978) und
"L'insegnante viene a casa" (Die Hauslehrerin, 1978) auch noch zwei
Fortsetzung zu "L'insegnante" heraus - zwar unter wechselnder Regie,
aber jeweils mit Edwige Fenech, Alvaro Vitali sowie Renzo Montagnani, der den
Part des männlichen Hauptdarstellers ab dem zweiten Armee-Film von Alfredo Pea
übernommen hatte. Sowohl das Schule/Lehrerin-Thema, als auch der soldatische
Hintergrund, von der sich noch die Figur der sexy Frau Doktor abspaltete, waren
so erfolgreich, dass eine Vielzahl an Nachahmern auf die Leinwand kamen, die in
Deutschland fälschlicherweise als Fortsetzungen betrachtet werden. So gilt
"La dottoressa sotto il lenzuolo" (Der Kleine mit der großen Schnauze
(1977)) als Nachfolger von "La dottoressa del distretto militare",
obwohl beide Filme außer der titelgebenden "Frau Doktor" nur wenig
gemein haben.
Abgesehen
von ihren unterschiedlichen Sujets, sind "L'insegnante" und "La
dottoressa del distretto militare" inszenatorische Zwillinge, bedingt auch
durch den von Alfredo Pea verkörperten Rollentypus. In beiden Filmen wird die
Handlung, bevor Edwige Fenech nach etwa einem Drittel der Laufzeit erstmals
auftritt, ausschließlich von derben Spielszenen bestimmt, die je nach
Sichtweise urkomisch bis geschmacklos daher kommen. Als Hintergrund diente hier
die Übergabe des Einzugbefehls für die Wehrpflichtigen, die darauf folgende
Musterung und der Versuch der Rekruten, sich mit einer vorgetäuschten Krankheit
vor dem Militärdienst zu drücken. Allein die irre Motorradfahrt des Boten, der
mit seiner Übergabe des Schreibens an Gianni Montano (Alfredo Pea) diesen beim
ungewöhnlichen Liebesakt mit zwei Frauen in einem Hotelzimmer stört, genügt
schon, um ausreichend Stimmung zu verbreiten - und beweist, wie früh
italienischen Komödien nichts Menschliches fremd war.
Erneut
spielte Pea den einzig intelligenten männlichen Charakter, der mit Hilfe eines
befreundeten Friseurs (Alfonso Tomas) versucht, wieder ausgemustert zu werden,
gleichzeitig aber auch die Dottoressa Elena Dogliozzi (Edwige Fenech) ins Bett
kriegen will, die die Untersuchung der angeblich kranken Rekruten leitet. Ihm
zur Seite steht der ebenfalls eingezogene Alvaro Pappalardi (Alvaro Vitali),
dessen Chancen beim weiblichen Geschlecht wie gewohnt unter Null liegen,
weshalb er sich unterschiedliche Varianten der körperlichen Befriedigung
ausdenkt, die fast immer mit körperlichen Schmerzen enden. Innerhalb dieses
Panoptikums aus Drückebergern, dilettantischen Ärzten und dem strohdummen
Colonello Farina (Mario Carotenuto), Leiter der medizinischen Abteilung, wirkt
Edwige Fenech wie eine Außerirdische, woran eine entscheidende Qualität italienischer
Erotik-Komödien deutlich wird - zwar sind es auch hier die Frauen, die mit
ihren körperliche Vorzügen die voyeuristischen Bedürfnisse befriedigen sollten,
aber die Macher scheuten sich nicht, die Männer ausschließlich als Schwachköpfe
oder notgeile Lügner darzustellen.
Anders als
in "L'insegnante" tritt Edwige Fenech in ihrer Rolle als Ärztin
deutlich selbstbewusster und dominanter auf. Dort baggerte Pea in seiner Rolle
als verzogener Sohn reicher Eltern seine Nachhilfelehrerin ungehemmt an, was in
"La dottoressa del distretto militare" unvorstellbar ist - die gemeinsamen Nacktszenen entstehen lange
Zeit einzig in seiner Fantasie. Auch wenn die Witze über Fettleibige - Männer
wie Frauen - die Schmerzgrenze des guten Geschmacks deutlich überschreiten und
die übliche Homophobie nicht fehlt, bekommt dem Film der Verzicht auf einen
verlogenen romantischen Hintergrund, mit dem in "L'insegnante" noch
der Versuch einer schlüssigen Handlung unternommen wurde, sehr gut. Einzig
niedere Instinkte bestimmen hier das Handeln, was "La dottoressa del
distretto militare" die notwendige ironische Distanz verleiht.
Der Blick
auf das sich liebende Pärchen am Ende, das - wie zuvor schon in
"L'insegnante" - vermittelt, Gianni hätte mit seinen Brachialmethoden
doch Frau Doktor noch herum bekommen, stört ein wenig den guten Gesamteindruck
einer irren, geschmacklosen Komödie, die in vielerlei Hinsicht Vorbildwirkung
hatte. Doch das Ende versöhnt, denn während der sympathische Alvaro als zu
klein entlassen wird, muss Gianni zum Militärdienst einrücken und ward in den
zukünftigen Fortsetzungen nicht wieder gesehen.
weitere im Blog besprochene Filme von Nando Cicero:
"Il tempo degli avvoltoi" (1967)
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