Inhalt: Bombolo
muss seinen Chef (John Chan) zum Flughafen bringen, da dieser einen längeren
Aufenthalt in China plant. Bis zu seiner Rückkehr hat er Vincenzo (Enzo
Cannavale) als Leiter seines China-Restaurants eingesetzt, von dem er erwartet,
dass es während seiner Abwesenheit keine Klagen gibt. Dafür soll auch der neue
Koch Ciù Ci Ciao (Tomas Milian) sorgen, den Bombolo gleichzeitig am Flughafen
abholt und dessen Spezialität gefüllte Reiskörner sind.
Zuerst
scheint die Ankunft des neuen Kochs die Erwartungen zu erfüllen, aber als
dieser und Bombolo einen Gast tot auffinden, geraten sie in Schwierigkeiten. Ciù
Ci Ciao, der Angst hat, wieder nach China abgeschoben zu werden und um die
Reputation des Restaurants fürchtet, schlägt Bombolo vor, den Toten in dessen
Wohnung zu transportieren. Zwar gelingt es ihnen nach einigen Anstrengungen,
aber Nico Giraldi (Tomas Milian), der trotz seines Gipsbeins als Ermittler auf
den Fall angesetzt wurde, kommt Bombolo sofort auf die Spur, der der Versuchung
nicht widerstehen konnte, eine exotische Briefmarke für seine Sammlung aus
einem in der Wohnung liegenden Briefumschlag zu schneiden...
Die von
elektronischen Rhythmen begleitete Disco-Musik während der Credits zu Beginn
ließ keinen Zweifel aufkommen: die 70er Jahre waren vorbei und das
Polizieschi-Genre hatte seinen Höhepunkt schon seit Mitte des vergangenen
Jahrzehnts überschritten, das vom Team Bruno Corbucci/Tomas Milian mit der
Rolle des römischen "Superbullen" Nico Giraldi seit "Squadra antiscippo" (Der Superbulle mit der Strickmütze, 1976) persifliert worden
war. Inzwischen waren sie bei der siebten Fortsetzung "Delitto al
ristorante cinese" (Ein Schlitzohr außer Rand und Band) angekommen,
weshalb sie dem "Franchise" offensichtlich eine Frischzellenkur
verordnen wollten. Zwar spielte der italienische Originaltitel auf den
Vorgängerfilm "Delitto a Porta Romana" (Elfmeter für den Superbullen,
1980) an, aber die deutschen Verleiher ließen angesichts der inhaltlichen Veränderungen
den "Superbullen" verschwinden
- auch in den noch folgenden drei Fortsetzungen sollte er nicht mehr im
Filmtitel auftauchen.
Natürlich
trat Tomas Milian auch in "Delitto al ristorante cinese" im gewohnten
Outfit als Nico Giraldi auf, aber der Anteil einer kriminalistisch geprägten
Handlung nahm deutlich zugunsten humoristischer Szenen ab. Außer dem
titelgebenden Mord im China-Restaurant geschieht im Film kein weiteres
Verbrechen und bis auf eine kurze Szene zu Beginn greift Nico Giraldi erst nach
einem Drittel der Laufzeit in die Handlung ein. Deshalb musste der Betrachter
aber nicht auf Tomas Milian verzichten, der in einer zweiten Rolle als Ciù Ci
Ciao die Stelle des neuen Kochs im besagten China-Restaurant antritt, in dem
Bombolo schon als Chauffeur und Kellner arbeitet und der Neapolitaner Enzo
Cannavale in Abwesenheit des Chefs (John Chan) die Leitung übernommen hat.
Allein
diese Besetzung und Milian als Chinese, der jedes Klischee noch potenzierte,
ließen keinen Zweifel daran, dass "Delitto al ristorante cinese"
besonders die Liebhaber absurder italienischer Komödien ansprechen wollte, was
vortrefflich gelang. Obwohl Milian in seiner Rolle als chinesischer Koch kaum
einen bekannten Witz ausließ - darunter die ständigen Verwechslungen von
"r" und "l", die in der italienischen Originalfassung
teilweise sehr komisch sind - vermied er jede Herabwürdigung dieser Figur, da
er auch in der skurrilen Verkleidung gewohnt selbstbewusst auftrat. Zudem
schaffte es Bombolo mühelos, jeden noch so kleinen Anflug an Intelligenz zu
unterbieten, wodurch das chinesisch-römische Gespann zu einem sympathischen
Chaos-Duo mutierte, das in einer Parallel-Handlung zu den polizeilichen
Ermittlungen auftrat, auch wenn sie den toten Gast im Restaurant entdeckten und
äußerst ungeschickt in dessen Wohnung transportierten.
Tomas
Milian ist in beiden Rollen nie gleichzeitig im Bild zu sehen, was er dazu
nutzte, den Polizei-Inspektor Nico Giraldi wieder cooler und ohne die zuletzt gewohnten
Albernheiten anzulegen - diese lebte er hier ausschließlich als Ciù Ci Ciao
aus. Trotz seiner üblichen Wortgefechte mit Ehefrau Angela (Olimpia di Nardo)
und der Tatsache, dass er mit Gipsbein und einer Krücke in Form einer riesigen
Zuckerstange unterwegs ist, agierte Milian in der Tradition der frühen
"Superbullen" - Filme, weshalb der Handlungsstrang um die Aufklärung
des Mordes nachvollziehbar blieb und ihm genügend Gelegenheiten gab, seine
Umgebung ironisch zu kommentieren, bis zu der Anspielung auf die Tradition von
Schwarz-Bauten, die in Italien nicht mehr abgerissen werden dürfen, sobald das
Dach fertig gestellt wurde - wie es Vittorio de Sica in "Il tetto"
(Das Dach, 1956) einst ernsthaft thematisierte.
"Delitto
al ristorante cinese" gehört zu den gelungensten Filmen um Nico Giraldi,
weil er dank der Doppelrolle Tomas Milians die in den Vorgängerfilmen zunehmend
absurder angelegte Figur des Polizisten in zwei Charaktere spaltete. Als
unorthodoxer römischer Ermittler musste Milian nicht mehr allein den gesamten
Film tragen und konnte sich auf die von den ersten Folgen der Reihe gewohnte
Art der Verbrechensbekämpfung konzentrieren, während er als chinesischer Koch,
gemeinsam mit Bombolo, einem absurden, zum Teil albernen, aber nie
geschmacklosen Spiel frönte – zusammen führte das zu einem sehr unterhaltsamen
Ergebnis, dass noch einmal die Stärken des Teams Bruno Corbucci/Tomas Milian
demonstrierte.
"Delitto al ristorante cinese" Italien 1981, Regie: Bruno Corbucci, Drehbuch: Bruno Corbucci, Mario Amendola, Darsteller : Tomas Milian, Bombolo, Enzo Cannavale, Olimpia di Nardo, Giacomo Furia, Laufzeit : 97 Minuten
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