Inhalt:
Nachdem Agent Martin Stevens (Roger Brown) seinen letzten Auftrag erfolgreich
erledigt hatte, kehrt er wieder in die Londoner Zentrale zurück, wo er von dem
Professor (Mino Doro) einen neuen Auftrag erhält. Ein wertvolles radioaktives
Material ist gestohlen und daraus das Objektiv einer Super 8-Kamera
gefertigt worden, um es unauffällig über die Grenze bringen zu können. Leider
ist der Bande in Kairo ein Missgeschick unterlaufen, weshalb die Kamera an
einen Unbekannten verkauft wurde, der nichts von dem Material weiß. Stevens
Aufgabe ist es, den Mann, von dem Niemand weiß, wie er heißt oder aussieht, vor
der Gangsterbande zu finden, um das Objektiv sicher zu stellen.
In Kairo erwartet
man ihn schon und hat Faddja (Rosalba Neri) auf ihn angesetzt. Die Bande
kennt Stevens Schwäche für schöne Frauen, weshalb sie ihn um den Finger wickeln
soll, aber er durchschaut ihr Spiel schnell. Nachdem sie ihn davon überzeugt hat, dass sie zu dem Job gezwungen wurde, gibt er ihr Informationen, die sie zu einem
geheimen Briefkasten bringt. Doch als kurz darauf ein Mann kommt, der den
Kasten leert, verliert Stevens dessen Spur in der Menschenmenge…
Einen
frühen Umberto Lenzi-Film zu besprechen, hat etwas Undankbares an sich. Seine
in der ersten Hälfte der 60er Jahre entstandenen zahlreichen Produktionen
können ihre Intention, möglichst schnell und kostengünstig die Nachfrage des
Kinopublikums zu befriedigen, nicht verbergen, aber die Abenteuer- und
Sandalenfilme der frühen 60er Jahre waren immerhin ein eigenständiges Genre und
verfügten über Stars wie Steve Reeves, die dieser Phase ein individuelles
Gesicht gaben. Dagegen wirken die danach im Zuge des James-Bond-Hypes
entstandenen Agentenfilme, in denen Möchtegern-Bonds auf dicke Hose machten,
aus heutiger Sicht nur noch peinlich - Niemand würde es mehr wagen, eine
Stilrichtung so offensichtlich zu kopieren, ohne auch nur annähernd die
technischen und inhaltlichen Standards des Vorbilds zu erreichen. Doch Mitte
der 60er Jahre genügte es offensichtlich, die Story vom englischen Agenten mit
der Lizenz zu töten, in leicht abgewandelter Form zu wiederholen.
Umberto
Lenzi machte in seinem zweiten Agentenfilm nach "A 008, operazione
Stermino" (1965) - der deutsche Titel "Heiße Grüße vom C.I.A."
verbirgt leider die Anspielung auf "007" - auch kein Geheimnis
daraus, das James-Bond-Franchise plündern zu wollen. Gemäß dem Vorbild beginnt der Film mit einer von der späteren Handlung unabhängigen Einganssequenz, die Martin
Stevens (Roger Brown) im Bett mit einer Schönen zeigt, die es plötzlich sehr
eilig hat und ihn zu töten versucht. Doch Stevens erkennt ihr Ansinnen
rechtzeitig und kann sie mit einem Schuss aus seinem Kugelschreiber erledigen,
womit schon drei wesentliche Bond-Elemente vereint sind - schöne Frauen,
technische Tricks und das entspannte Lächeln eines Mannes von Welt, der sich von
nichts aus der Ruhe bringen lässt. Selbstverständlich führt Stevens nächster
Weg ins Hauptquartier nach London, wo er erst das Trainingscamp durchstreift,
wo knapp geschürzte Frauen mit Maschinengewehren auf Pappkameraden schießen,
bevor er sich beim "Professor" (Mino Doro) - eine Art Widergänger von
"M" - den neuesten Auftrag abholt, nicht ohne zuvor mit speziellem
technischen Gerät ausgestattet worden zu sein.
Alles in
"Superseven chiama Cairo" (Höllenhunde des Secret Service) atmet den
Geist eines James-Bond-Films, nur mehrere Nummern kleiner - die technische
Ausstattung des Agenten, die Verbrecherbande, der eine Super 8 - Kamera durch
die Lappen ging, deren Objektiv sie aus einem wertvollen gestohlenen Material
fertigen ließ, um es über die Grenze schmuggeln zu können, und die Locations,
die sich auf Rom, Locarno und Kairo beschränken, auch wenn sich Lenzi viel Mühe
gibt, die Pyramiden häufig ins Bild zu rücken. Nur die Frauen können es dank
Rosalba Neri und Fabienne Dali problemlos an Schönheit mit den Bond-Girls
aufnehmen. Die gesamte Story kann ihren provinziellen Touch nicht verbergen,
denn es geht um die Suche nach einem radioaktiven Kameraobjektiv, das
versehentlich an einen unwissenden Käufer geriet, den nun beide Seiten
versuchen, zuerst ausfindig zu machen - Agent Stevens und die skrupellos
vorgehende Bande von "Il levantino" (Andrea Aureli).
Angesichts
typischer Filmfehler - einmal greift Stevens mitten auf einem See schwimmend in
einen Kampf ein, obwohl er Sekunden zuvor noch weit entfernt am Strand
gestanden hatte - und unfreiwillig komischer Szenen - nachdem Stevens
Grenzbeamte mit einer Waffe bedroht hatte, um seinen Übertritt zu erzwingen,
wird die Anklage von der Justiz fallen gelassen, weil sich die Waffe beim Kommissar
als Zigarettenanzünder herausstellt - wäre es leicht, den Film als
Billigproduktion abzutun, aber tatsächlich kann "Superseven chiama
Cairo" phasenweise faszinieren. Zu verdanken ist das einerseits dem
US-Mimen Roger Brown, der den britischen Agenten mit leicht schmierigem Charme
spielt, der jederzeit einen klaren Blick für seine Situation und seine
Frauenbeziehungen behält, die er mit ironischem Unterton begleitet, andererseits
einer Inszenierung, die die Thematik ernst nimmt und mehr wagen durfte als die
mainstreamigen Bond-Filme. Seitens der Gangster wird skrupellos getötet und
gefoltert – auch einmal die Drogenabhängigkeit einer Frau für eigene Zwecke genutzt
– weshalb deren Taten konkreter und brutaler wirken als im Unterhaltungsfilm
für die große Leinwand.
Neben den
kompromisslosen Gangstern weist auch die rasant gefilmte Verfolgungsjagd nach
dem erzwungenen Grenzübertritt schon auf Lenzis zukünftige Polizeifilme hin,
aber die größte Schwäche des Films bleibt dessen unausgewogenes Tempo – abwechslungsreiche,
schnelle Abschnitte wechseln mit betulichen, uninspirierten Szenen, die auch
dem geringen Budget geschuldet sind, etwa wenn abwechselnd ein Hubschrauber und
ein Auto gefilmt werden, um damit zu vermitteln, dass gerade Jemand umgestiegen
ist, ohne es aber im Bild zeigen zu können. "Superseven chiama Cairo"
kann seinen B-Charakter nicht verbergen, aber ist auch aus heutiger Sicht kein
„Trash“, sondern verleiht dem Agenten-Film etwas dreckig Direktes im Gegensatz
zu der gewohnten James-Bond-Eleganz. Damals reichte es noch für die Fortsetzung
„Le spie amano fiori“ (Die Höllenkatze des Kong-Fu, 1966) – Martin Stevens
übernehmen Sie!
"Superseven chiama Cairo" Italien, Frankreich 1965, Regie: Umberto Lenzi, Drehbuch: Piero Pierotti, Umberto Lenzi (Roman), Darsteller : Roger Brown, Rosalba Neri, Fabienne Dali, Massimo Serato, Andrea Aureli, Mino Doro, Laufzeit : 89 Minuten
weitere im Blog besprochene Filme von Umberto Lenzi:
"Kriminal" (1966)
"Paranoia" (1970)
"Milano odia: la polizia non può sparare" (1974)
"Il giustiziere sfida la città" (1975)
"Paranoia" (1970)
"Milano odia: la polizia non può sparare" (1974)
"Il giustiziere sfida la città" (1975)
"Roma a mano armata" (1976)
"Il trucido e lo sbirro" (1976)
"La banda del gobbo" (1978)
"Incubo sulla città contaminata" (1980)
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