Inhalt: Ein
junges Paar befindet sich auf einem Tauch - Tripp in ein havariertes U-Boot, um
dort aufregenden Sex zu erleben. Dabei werden sie empfindlich gestört, denn
auch genetisch veränderte Piranhas halten sich dort auf, die über die Liebenden
herfallen. Zwar wird kurz danach ihr Schlauchboot gefunden, aber an dem Hinweis
der Tauchlehrerin Ann (Tricia O’Neil), der Sache nachzugehen, zeigt niemand
Interesse – auch nicht ihr Ex-Mann und Polizeichef der Karibikinsel Steve Kimbrough (Lance Henrikson).
Das ändert
sich zwar, als sich einer von Anns Tauchschülern ebenfalls in das U-Boot-Wrack
wagt und nur noch als angefressene Leiche herausgeholt werden kann, aber an
ihren Verdacht, dass genetisch veränderte Piranhas, die von der US-Army für den
Vietnam-Krieg gezüchtet wurden, daran schuld sein könnten, glaubt Niemand –
schon gar nicht der Hotel-Manager Raoul (Ted Richert), gleichzeitig Anns
Arbeitgeber. Deshalb versucht sie auf eigene Faust zu ermitteln und dringt
gemeinsam mit Tyler Sherman (Steve Marachuk), einem begabten Taucher, der sich
an sie heranmacht, in das Leichenschauhaus ein, um den Toten zu begutachten.
Dabei werden sie von einer Mitarbeiterin gestört und sind gezwungen, das
Gebäude verlassen, aber die junge Frau erlebt danach eine böse Überraschung…
Angesichts
der Storyanlage von "Piranha part two: the spawning" (Piranha paura /
Fliegende Killer - Piranha II) stellt sich die Frage, warum der Film als
offizielles Sequel zu "Piranha" (Piranhas, 1978) gilt? Zwar nahm er
die Idee der für den Vietnam-Krieg gezüchteten Killer-Piranhas wieder auf, aber
darüber hinaus gibt es weder von der Story, noch vom filmischen Charakter her,
Gemeinsamkeiten mit dem von Roger Corman produzierten "Piranhas". Der
italienische Produzent Ovidio G. Assonitis, der mit "Tentacoli"
(Angriff aus der Tiefe) 1977 schon einen Tier-Horrorfilm mit einem Riesenkraken
als Regisseur und Autor verantwortet hatte, schrieb auch das Drehbuch zu
"Piranha II" und orientierte sich dabei offensichtlich mehr am großen
Vorbild "Jaws" (Der weiße Hai, 1975), dessen wirtschaftlicher Erfolg einige
Nachahmer im italienischen Kino fand, das ab den späten 70er Jahren zunehmend
den Trends hinterher lief, als sie selbst zu bestimmen.
Die Regie
überließ Assonitis in "Piranhas II" James Cameron, der sich in dieser
italienisch/us-amerikanischen Co-Produktion die ersten Sporen als Regisseur
verdiente - keine dankbare Ausgangslage, denn anders als der erste, ausgewogen
zwischen Humor und Horror angelegte "Piranhas" - Film, der sich eher
lässig an Spielbergs Film anlehnte, entwickelte das Sequel sein Szenario an
einer Urlaubsinsel in der Karibik und plagiierte damit die Situation in „Jaws“
ganz konkret, ohne nur annähernd an dessen differenzierte Charakterisierungen
heranzukommen. Dabei machen Lance Henrikson als Polizeichef Steve Kimbrough und
Tricia O’Neil als seine Ex-Frau Ann und Tauchlehrerin der Ferienanlage ihre
Sache noch ganz ordentlich, aber der Film nutzt den behaupteten Konflikt
zwischen ihnen gar nicht. Weder kommt es nach dem Fund ihrer blutverschmierten
Scheck-Karte bei einer frischen Leiche, noch nachdem er sie mit Tyler Sherman
(Steve Marachuk), einem verdächtig neugierigen Tauchschüler, im Bett erwischt
hatte, zu einer bemerkenswerten Reaktion seinerseits, weshalb sich der Film
diese privaten Verstrickungen hätte sparen können. Auch die Dramatik um ihren
jugendlichen Sohn Chris (Ricky Paull Goldin) – eins zu eins bei Spielberg
abgekupfert – kann sich nicht auf den Betrachter übertragen, da er als einer
von Wenigen gar nicht in echte Gefahr gerät.
Noch
deutlich schwächer als diese Konstellation gerät das Panoptikum in der
Ferienanlage um den Hotelmanager Raoul (Ted Richert), der von Assonitis als Widergänger
des Insel-Bürgermeisters in „Jaws“ angelegt wurde, der die Gefahren ignorierte,
um sich sein Geschäft nicht verderben zu lassen. Doch während dessen Verhalten
bei Spielberg in eine realistische Situation integriert wurde, kann sich
„Piranhas II“ nicht entscheiden, ob er dramatisch oder albern sein will.
Einerseits versucht Ann (Tricia O’Neil) heraus zu bekommen, was hinter den
geheimnisvollen Todesfällen steckt – dabei wenig wirkungsvoll vom zuerst noch
skeptischen Sheriff (Lance Henrikson) behindert - , andererseits bevölkern
hauptsächlich Klischeetypen aus italienischen Sex-Komödien das Hotel –
angefangen bei der promiskuitiven Alten, über das verhuschte Pärchen bis zu dem
stotternden Koch, der sich von zwei barbusigen hübschen Mädchen reinlegen
lässt. Hier kann „Piranha paura“ (wörtlich „Piranha Angst“), wie der Film im
italienischen Original heißt, seine Herkunft als kalkuliertes Produkt, dass das Publikumsinteresse möglichst breit abdecken will, nicht verbergen.
Der
Schwerpunkt blieb aber auf den kleinen Monstern, weshalb Assonitis auch unternahm,
was alle Fortsetzungen versuchen – er steigerte noch deren Bedrohlichkeit,
zumindest äußerlich. Waren sie schon in „Piranhas“ schwer zu stoppen, sind ihnen
jetzt dank der Kreuzung mit „Fliegenden Fischen“ Flügel gewachsen, weshalb sie
ihrem gefräßigen Treiben auch oberhalb der Wasserfläche nachgehen können.
Leider holt der Film aus dieser Idee viel zu wenig heraus, da es „Piranha II“ nicht
gelingt, über die Handlung eine bedrohliche Spannung aufzubauen – einzig die
abgenagten Leichen können einen gewissen Thrill erzeugen. Die beste Sequenz des
Films, wenn die euphorisierten Gäste der Ferienanlage mit „Wir wollen Fisch!“ –
Rufen auf das Meer zugehen, während die fliegenden Piranhas schon in Formation
angreifen, ist signifikant für einen Film, der vor allem dank seiner
unfreiwilligen Komik unterhält, dem aber der selbstironische, sich nicht zu ernst
nehmende Gestus des ersten „Piranhas“ – Films fehlt.
Warum
Assonitis kurz vor dem Ende der Dreharbeiten James Cameron feuerte und die
Regie selbst übernahm, lässt sich nur schwer beurteilen, da er als Autor für
die Anlage des Films verantwortlich war. Zudem reihte sich „Piranha part two:
the spawning“ sowohl in seiner inhaltlichen Qualität, als auch in seiner
reißerischen Aufmachung stimmig in eine Vielzahl an Filmen ein, die in dieser
Phase im italienischen Kino entstanden waren (siehe "Das italienische Kino frisst sich selbst" (Essay/Filmliste 1977 - 1983)). Sergio Martinos „ Il fiume del
grande caimano“ (Der Fluss der Mörderkrokodile, 1979) – gedreht unter der
freundlichen Mithilfe des „Piranha“ - Produzenten Roger Corman – oder Enzo
G.Castellaris „L’ultimo squalo“ (Der weiße Killer, 1981) fischten in den selben
trüben Gewässern, die „Der weiße Hai“ hinterlassen hatte. Diese Filme haben
aber alle etwas gemeinsam, was dem großen Vorbild fehlt – sie sind gröber,
sexuell offensiver und vermitteln unmittelbar das Zeitkolorit der späten 70er/frühen 80er Jahre, weshalb sie sich trotz ihrer offensichtlichen Mängel einen gewissen
Unterhaltungsfaktor bewahrt haben.
"Piranha part two: the spawning" Italien, USA 1981, Regie: James Cameron, Ovidio G. Assonitis, Drehbuch: James Cameron, Ovidio G. Assonitis, Charles H. Eglee, Darsteller : Tricia O'Neil, Steve Marachuk, Lance Henriksen, Ricky Paull Goldin, Ted Richert, Laufzeit : 91 Minuten
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