Im durch den Vorfall entstandenen Trubel auf der Strasse begegnet Luciani auch der jungen Silvana, die ausplappert, dass er die Ermordete doch auch gekannt hätte und ihn in der Wohnung der Toten gesehen hätte, nicht ahnend, dass er gegenüber der Polizei das Gegenteil behauptet hatte. Als er sie plötzlich fragt, was sie am nächsten Tag vorhätte, reagiert sie beglückt, und verabredet sich mit ihm...
Bevor
Damiano Damiani 1960 im Alter von 38 Jahren das erste Mal Regie führte, hatte
er schon eine jahrelange Tätigkeit als Drehbuchautor hinter sich. 1946 war er
von Mailand, wo er Kunst studiert hatte, nach Rom gekommen und geriet mitten in die Hochphase des "Neorealismus".
Besonders Cesare Zavattini ("Ladri di biciclette" (Fahrraddiebe, 1948)), hatte als Drehbuchautor entscheidend an dieser Stil-Epoche mitgewirkt, und wurde auch zum Compagnon Damianis bei dessen ersten Regie-Arbeiten. Gemeinsam schrieben sie die Drehbücher zu "Il rossetto", "Il sicario" (Das bittere Leben, 1961) und "L'isola di Arturo" (Insel der verbotenen Liebe, 1962), inzwischen zur "Trilogia psicologica" zusammen gefasst, und schufen damit ein
Werk, das gleichzeitig exemplarisch für Damianis neorealistische Wurzeln steht und auf seine zukünftigen sozialkritischen Filme hinweist.
Ebenso wie bei Francesco Rosi, der früh 1948 mit Visconti zusammenarbeitete, bevor er ab Mitte der 50er Jahre selbst zu drehen begann, lässt sich auch an Damianis Filmen ablesen, dass der neorealistische Stil, inszenatorisch und stilistisch gewandelt, nach Mitte der 50er Jahre im italienischen Film weiter fortbestand. Der "Trilogia psicologica" ist die Nähe zum Neorealismus zwar noch deutlich anzumerken, aber sie hatte die Nachkriegszeit hinter sich gelassen und widmete sich komplex der sich verändernden Sozialisation Anfang der 60er Jahre. In "Il rossetto" atmet alles die Moderne. Die Stadt (Rom) scheint nur aus hohen Wohnhäusern, breiten Strassen, Geschäften und Cafés zu bestehen, in denen die Menschen nicht nach Privatsphäre suchen, sondern einer scheinbar grenzenlosen Zukunft entgegen fiebern. Ähnlich nah an der heutigen Gegenwart skizzierten Damiani und Zavattini das Umfeld der 12jährigen Silvana (Laura Vivaldi), die bei einer allein erziehenden Mutter, die Liebesprobleme plagen, vernachlässigt aufwächst.
Ebenso wie bei Francesco Rosi, der früh 1948 mit Visconti zusammenarbeitete, bevor er ab Mitte der 50er Jahre selbst zu drehen begann, lässt sich auch an Damianis Filmen ablesen, dass der neorealistische Stil, inszenatorisch und stilistisch gewandelt, nach Mitte der 50er Jahre im italienischen Film weiter fortbestand. Der "Trilogia psicologica" ist die Nähe zum Neorealismus zwar noch deutlich anzumerken, aber sie hatte die Nachkriegszeit hinter sich gelassen und widmete sich komplex der sich verändernden Sozialisation Anfang der 60er Jahre. In "Il rossetto" atmet alles die Moderne. Die Stadt (Rom) scheint nur aus hohen Wohnhäusern, breiten Strassen, Geschäften und Cafés zu bestehen, in denen die Menschen nicht nach Privatsphäre suchen, sondern einer scheinbar grenzenlosen Zukunft entgegen fiebern. Ähnlich nah an der heutigen Gegenwart skizzierten Damiani und Zavattini das Umfeld der 12jährigen Silvana (Laura Vivaldi), die bei einer allein erziehenden Mutter, die Liebesprobleme plagen, vernachlässigt aufwächst.
Auch Silvana kann ihre schwärmerischen Gefühle für
den attraktiven und immer gut angezogenen Gino (Pierre Brice), der im
Nachbarwohnblock wohnt, kaum vor den gleichaltrigen
Mädchen ihrer Wohngegend verbergen, weshalb diese sie vor ihm bloßstellen.
Während Silvana beschämt davonrennt, schmunzelt er leicht über das Mädchen, beachtet sie aber nicht
weiter. Er ahnt nicht, wie intensiv Silvana ihn von ihrem Fenster aus beobachtet. Schon früh wählte Damiani ein Stilmittel, dass er in seinen späteren Polit -Thrillern mehrfach wiederholen sollte, um die inneren Konflikte deutlicher auszuarbeiten - es geschieht ein Mord.
Nur kurz nach Entdeckung der Leiche wird ein Laufbursche verhaftet, der die
Ermordete kannte. Rigoros nimmt die Polizei den seine Unschuld Beteuernden fest,
während die Fotoreporter ihn gnadenlos ablichten. Gino dagegen, der als
direkter Nachbar auf derselben Etage wohnte, behauptet, er hätte nie mit der
Frau gesprochen. Während er auf der Straße die aufgeregten Massen beobachtet,
begegnet ihm wieder Silvana, die munter ausplaudert, ihn mit der toten
Frau zusammen gesehen zu haben. Plötzlich beginnt er sich für Silvana zu
interessieren und überrascht das verliebte Mädchen damit, sich mit ihr treffen
zu wollen.
Zwar nutzte Damiani die Gelegenheit, die Polizeiarbeit realistisch zu schildern, aber an der tatsächlichen Identität des Täters gibt es von Beginn an keinen Zweifel. Viel mehr interessieren ihn dessen Beweggründe, die sich mit dem Erscheinen seiner Verlobten Lorella (Gorgia Moll), einer Tochter aus reichem Hause, erklären, und die thematisch auf den Nachfolgefilm "Il sicario" hinweisen - die Sucht nach einem besseren Leben, die auch vor Mord nicht zurückschreckt. Mit Hilfe der Verhörmethoden des Commissario Fioresi (Pietro Germi), auf den sich die zweite Hälfte des Films konzentriert, charakterisiert der Film den eitlen Täter Gino und die leicht verführbare Silvana als Prototypen des gesellschaftlichen Wandels. Zavattini verzichtete deshalb darauf, Gino als krankhaften oder gefährlichen Gewalttäter hinzustellen, um die Alltäglichkeit seines Denkens noch zu betonen. Entsprechend ist er auch unfähig, Silvana Gewalt anzutun, um sie als Zeugin loszuwerden.
Zwar nutzte Damiani die Gelegenheit, die Polizeiarbeit realistisch zu schildern, aber an der tatsächlichen Identität des Täters gibt es von Beginn an keinen Zweifel. Viel mehr interessieren ihn dessen Beweggründe, die sich mit dem Erscheinen seiner Verlobten Lorella (Gorgia Moll), einer Tochter aus reichem Hause, erklären, und die thematisch auf den Nachfolgefilm "Il sicario" hinweisen - die Sucht nach einem besseren Leben, die auch vor Mord nicht zurückschreckt. Mit Hilfe der Verhörmethoden des Commissario Fioresi (Pietro Germi), auf den sich die zweite Hälfte des Films konzentriert, charakterisiert der Film den eitlen Täter Gino und die leicht verführbare Silvana als Prototypen des gesellschaftlichen Wandels. Zavattini verzichtete deshalb darauf, Gino als krankhaften oder gefährlichen Gewalttäter hinzustellen, um die Alltäglichkeit seines Denkens noch zu betonen. Entsprechend ist er auch unfähig, Silvana Gewalt anzutun, um sie als Zeugin loszuwerden.
Die
Schlüsselszene gilt dem Titel gebenden Lippenstift („Il Rossetto“) als Synonym für Oberflächlichkeit und unterschwellige Promiskuität. Der Kommissar fand ihn in der Handtasche des Mädchens - sie hatte ihn vor dem Treffen mit Gino aufgetragen - und bemalt damit aggressiv ihr Gesicht vor den Augen der ebenfalls vorgeladenen Nachbarn, um eine Aussage gegen Nino zu erzwingen. Der Film kulminiert in eine aufgeladene Situation aus rücksichtslosen Polizeimethoden und einem Mob, der seinen Vorurteilen freien Lauf lässt - eine Konkretisierung der generellen Opferrolle Silvanas. Damianis fatalistische Sichtweise seiner späteren Filme lässt sich einen Moment lang erahnen, aber er verzichtete in "Il rossetto" noch auf weitere negative Konsequenzen, auch dank der souveränen
Gestalt des Kommissars, dessen kurzzeitiges Fehlverhalten verzeihlich wirkt.
Damianis erster Film ist Rückblick und Ausblick zugleich. Geprägt von der dramaturgischen, noch im Neorealismus verankerten Sprache Zavattinis, wurde "Il rossetto" der Erste von drei gemeinsam erarbeiteten Filmen, die die damalige Gegenwart mit bis heute anhaltender Zeitlosigkeit - inhaltlich voneinander unabhängig - realistisch einfingen, gleichzeitig aber auch eine spannende, unterhaltende Story erzählen wollten. Trotz der überzeugenden Darstellerleistungen und der dichten, das moderne Großstadtleben wiedergebenden Bildsprache blieb Damiano Damiani die verdiente Anerkennung dafür verwehrt. Allein der deutsche Titel lässt schon den Versuch erahnen, den Film in eine sensationsheischende Ecke zu schieben, die angesicht der ruhigen, lakonischen Erzählweise nicht unpassender sein könnte.
Damianis erster Film ist Rückblick und Ausblick zugleich. Geprägt von der dramaturgischen, noch im Neorealismus verankerten Sprache Zavattinis, wurde "Il rossetto" der Erste von drei gemeinsam erarbeiteten Filmen, die die damalige Gegenwart mit bis heute anhaltender Zeitlosigkeit - inhaltlich voneinander unabhängig - realistisch einfingen, gleichzeitig aber auch eine spannende, unterhaltende Story erzählen wollten. Trotz der überzeugenden Darstellerleistungen und der dichten, das moderne Großstadtleben wiedergebenden Bildsprache blieb Damiano Damiani die verdiente Anerkennung dafür verwehrt. Allein der deutsche Titel lässt schon den Versuch erahnen, den Film in eine sensationsheischende Ecke zu schieben, die angesicht der ruhigen, lakonischen Erzählweise nicht unpassender sein könnte.
"Il rossetto" Italien 1960, Regie: Damiano Damiani, Drehbuch: Damiano Damiani, Cesare Zavattini, Darsteller : Pierre Brice, Giorgia Moll, Pietro Germi, Bella Darvi, Laura Vivaldi, Laufzeit : 93 Minuten
weitere im Blog besprochene Filme von Damiano Damiani:
"Il sicario" (1961)
"L'isola di Arturo" (1962)
"Quien sabe" (1966)
"Il giorno della civetta" (1968)
"La moglie più bella" (1970)
"Confessione di un commissario di polizia al procuratore della republicca" (1971)
"L'isttruttoria è chiusa: dimentichi" (1971)
"Perché si uccide un magistrato" (1974)
"Io ho paura" (1977)
"I'avvartimento" (1980)
"Quien sabe" (1966)
"Il giorno della civetta" (1968)
"La moglie più bella" (1970)
"Confessione di un commissario di polizia al procuratore della republicca" (1971)
"L'isttruttoria è chiusa: dimentichi" (1971)
"Perché si uccide un magistrato" (1974)
"Io ho paura" (1977)
"I'avvartimento" (1980)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen