|
Don Giovanni (Robert Hoffmann) mit Esmeralda (Barbara Bouchet) |
Inhalt: Während Paco die Tochter des Grafen mit zwar
stotternd vorgetragenen, aber liebevollen Versen davon überzeugen will, dass es
sich bei ihm um Don Giovanni handelt, befindet sich sein Herr, der echte Frauenheld
(Robert Hoffmann), gerade im Bett der Hausherrin Esmeralda (Barbara Bouchet).
Das Ablenkungsmanöver gelingt zwar, aber der Ärger bleibt Don Giovanni nicht
erspart, da Esmeraldas Mann glaubt, er hätte es auf seine Tochter abgesehen. Nur
dank seiner Fechtkünste kann er ihm und dessen aufgebrachten Soldaten entkommen.
|
Fürstin Isabella (Ira von Fürstenberg) betrachtet den Frauenheld skeptisch |
Trotzdem erscheint er am kommenden Tag in Sevilla auf dem
Empfang der Fürstin Isabella Gonzales (Ira von Fürstenberg), da er weiß, dass sich
der Graf vor der illustren Runde keine Blöße geben wird. Ungerührt fordert er vor
dessen Augen dessen verliebte Tochter auf, während er gleichzeitig ein Auge auf
die schöne Fürstin wirft, die ihn ganz offensichtlich missachtet. Ein
Verhalten, dass Don Giovanni erst motiviert.
|
Am liebsten beschäftigt sich Don Giovanni auf diese Weise... |
Ausnahmsweise traf der deutsche Titel "Sein
Schlachtfeld war das Bett" den Inhalt des Films genauer als der
Originaltitel, denn "Le calde notti di Don Giovanni" (Die heißen
Nächte des Don Giovanni) war eine Mogelpackung. Von "heißen Nächten"
ist im Film nur wenig zu sehen, von "Schlachtfeldern" dagegen umso
mehr, wenn auch nicht im Bett. Auch die sehr vorzeigbare Riege an weiblichen
Stars - Barbara Bouchet, Edwige Fenech, Ira von Fürstenberg, Annabella
Incontrera und Lucrezia Love - kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass das
Schwergewicht der immerhin mehr als 100 Minuten andauernden Handlung auf
Männern im Kampfeinsatz liegt. Don Giovanni Tenorio (Robert Hoffman) gibt sich
zwar die größte Mühe, bei den Schönen im Bett zu landen, gemessen am zeitlichen
Aufwand und dem nicht zu vernachlässigenden Risiko, wirkt seine Erfolgsquote aber
wenig beeindruckend.
|
...aber gezwungenermaßen meistens so. |
Entsprechend rar gesät sind auch die erotischen Einblicke,
die der Film gewährt. Räkelt sich zu Beginn Barbara Bouchet als Esmeralda in
den Armen Don Giovannis (in der deutschen Fassung zudem noch gekürzt), dauert es
mehr als eine Stunde, bis sich Edwige Fenech entblättert. In den letzten
Minuten darf auch Lucrezia Love als zyprische Prinzessin noch ein wenig nackte
Haut zeigen. Gemessen am Standard deutscher Erotikfilme der frühen 70er Jahre
eine dezente Inszenierung, aber typisch für diese Phase der „Commedia sexy all’italiana“
zwischen den gesellschaftspolitisch ambitionierten, optisch noch
zurückhaltenden Episodenfilmen der 60er Jahre und der kurz bevorstehenden Welle
der „Decamerotichi“ nach Pier Paolo Pasolinis Erfolg mit „Decameron“ (1971), die
den Prozess in Richtung einer freizügigeren Erotik im italienischen Film beschleunigten.
|
Der genesene Don Giovanni umgarnt Maddalena (Annabella Incontrera)... |
Regisseur Alfonso Brescia, seit Mitte der 60er Jahre (“La colt
è la mia legge“ (Stirb aufrecht, Gringo!, 1965)) vor allem im Western-Genre
tätig, hatte sich 1969 erstmals mit der Sexual-Thematik beschäftigt. „Nel
labirinto del sesso (psichidion)“ (Im Labyrinth der Sexualität) war noch ein Vertreter
der semi-dokumentarischen Auseinandersetzung mit der aufkommenden Sex-Welle, bevor
er mit „Le calde notti di Don Giovanni“ ins komödiantische Fach wechselte. Sein
Film gehört zur Reihe der „Commedia sexy“ in Folge von Pasquale Festa Campaniles "La cintura di castità" (Der Keuschheitsgürtel, 1967), deren meist ungenauer historischer
Kontext Ende der 60er Jahre mehr inhaltliche Freizügigkeit als zeitgenössische
Stoffe zuließ, nicht zuletzt im Hinblick auf die Konfrontation von Kirche und
Sexualität.
|
...und stürzt sie ins Unglück - ein kurzer Abstecher ins Dramatische |
Zu diesem Konflikt kam es in Brescias Film, als Don Giovanni,
zuvor nur knapp dem Tod entronnen und im Kloster wieder zu Kräften gekommen,
vergeblich versucht die junge Nonne Maddalena (Annabella Incontrera) zu
verführen, die daraufhin sehr mit ihren inneren Gefühlen zu kämpfen hat.
Innerhalb der italienisch-spanischen Co-Produktion eine ungewöhnlich ernsthafte
Szene, die in der deutschen Fassung fast vollständig der Schere zum Opfer fiel,
weil sie nicht ins sonst lustige Treiben passen wollte. Tatsächlich finden sich
in dieser Sequenz noch Berührungspunkte zu der literarischen Vorlage: das in
Spanien sehr populäre, 1844 uraufgeführte Theaterstück „Don Juan Tenorio“ des
spanischen Dichters José Zorilla, wenn auch in einem verfälschenden
Zusammenhang. Die unmögliche, erst nach ihrem Tod vollendete Liebe zwischen der
Novizin Dona Ines und Don Juan ist zentraler Bestandteil in Zorillas Werk.
|
Danach ist wieder Amore (hier mit Edwige Fenech) angesagt... |
Von der Kloster-Szene abgesehen, waren Brescia und sein
Autorenteam um Aldo Crudo nur an den äußeren Rahmenbedingungen der Story um den
berühmten Weiberhelden interessiert, der vom spanischen König wegen seiner
zahlreichen Affären mit Ehefrauen einflussreicher Persönlichkeiten zu den
Berbern nach Nordafrika verbannt wird. Mitten im islamischen Hoheitsgebiet scheinen
Don Giovanni die Gelegenheiten für Liebesabenteuer abzugehen, aber mit der so
emanzipierten wie schönen Tochter des Emirs Omar, Aiscia (Edwige Fenech),
findet sich schnell wieder ein neues Objekt der Begierde. Religion, Sex, Emanzipation
– von Bedeutung war das nicht in „Le calde notti di Don Giovanni“, der weder sich
selbst, noch irgendein anderes Thema ernst nahm. Robert Hoffmann mit
ondulierter 70er Jahre Matte zwinkerte sich reihenweise durch die Frauenherzen,
die ihm nur scheinbar verfallen, ihren eigenen Vorteil aber nicht aus den Augen
verlieren. In der Konsequenz daraus befindet sich Don Giovanni ständig auf der Flucht –
entweder vor eifersüchtigen Ehemännern und aufgebrachten Vätern oder vor allzu heiratswütigen Geliebten.
|
...nicht immer mit befriedigendem Ergebnis |
Mit dem auch im italienischen Original stotternden Paco, Don
Giovannis stets getreuem Knappen, fand sich hier schon eine Figur, die auf
Brescias folgende Historien-Komödien „Poppea... una prostituta al servizio
dell'impero“ (Zwei Halunken im alten Rom, 1972) und „Elena si, ma... di Troia“
(Zwei Halunken stürmen Troja, 1973) hinwies. Von deren derbem Humor grenzte
sich „Le calde notti di Don Giovanni“ aber noch wohltuend ab und behielt die
Balance zwischen Belustigung und Respekt. Besonders gelungen sind trotz einer
gewissen Abnutzung der sich wiederholenden Gags die Szenen im letzten Drittel
des Films, in denen Don Giovanni mit vier Kumpanen im Stil eines Heist-Movies in
die uneinnehmbare Festung von Aiscias Vater eindringt. Eine Persiflage, die den
Eindruck noch bestärkt, dass hier Aufwand und Nutzen in einem Missverhältnis zueinander
stehen. Wenn Don Giovanni - endlich am Ziel angelangt - zudem noch damit
konfrontiert wird, dass sein wiederholter Verführer-Spruch „Ein flüchtiges
Lächeln, ein zärtlicher Blick nur von dir und ich wäre bereit, zufrieden zu
sterben“ wörtlich genommen wird, will trotz der schönen Frauen nicht wirklich
Neid aufkommen. Aber Spaß macht es, ihm dabei zuzusehen.
"Le calde notti di Don Giovanni" Italien, Spanien 1971, Regie: Alfonso Brescia, Drehbuch: Keith Luger, Aldo Crudo, Arpad DeRiso, Arturo Marcos, Darsteller : Robert Hoffmann, Barbara Bouchet, Edwige Fenech, Ira von Fürstenberg, Lucretia Love, Annabella Incontrera, Laufzeit : 101 Minuten
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen