Inhalt: Colonello Gustavo (Jacques Dufilho) leitet mit Vehemenz
und militärischer Überzeugung eine Versorgungseinheit, die er als wichtige Grundlage
für die kämpfenden Truppen ansieht. Seine Soldaten teilen seine Einstellung weniger,
schmuggeln Waren aus der Kaserne nach draußen und laufen hinter jedem
Weiber-Rock her. Besonders das Auftauchen von Ada (Dagmar Lassander), der jungen
Ehefrau des Colonello, erzeugt gierige Blicke, aber auch dessen Hausmädchen weckt
Begehrlichkeiten - besonders bei zwei Unteroffizieren, die sich um ihre Gunst
streiten.
Als sich der Neffe des Colonello ankündigt, den dieser in
seiner Einheit zum Soldaten ausbilden lassen will, protestiert Ada kurz. Doch
sobald der hübsche junge Mann am Bahnhof auftaucht, ändert sie schnell ihre
Meinung. Der Colonello ist dagegen schockiert, denn sein Neffe will keineswegs
die militärische Laufbahn antreten, sondern Priester werden. Dagegen hilft aus
seiner Sicht nur ein Mittel – Sex. Ada erhält keineswegs gegen ihren Willen den
Auftrag, den jungen Mann von den Nachteilen des Zölibats zu überzeugen, aber
dieser erweist sich trotz ihrer Verführungskünste als sehr widerstandsfähig…
"Basta con la guerra...facciamo l'amore" (Schluss
mit dem Krieg...lasst uns Liebe machen)
Gibt es einen sympathischeren und aussagekräftigeren Titel
für eine Militärklamotte? - In Deutschland, wo der Film erst drei Jahre nach
seinem Erscheinen in den italienischen Kinos einen Verleiher fand, hängte man
sich mit "Der Oberst mit dem Dachschaden schlägt wieder zu" dagegen
an die in Italien erfolgreiche Kino-Filmreihe um den irren Colonello Rambaldo
Buttiglione an, die es insgesamt auf fünf Filme brachte. Für den französischen
Mimen Jacques Dufilho, ein seit den frühen 40er Jahren häufig besetzter
Nebendarsteller, der es später noch zu „César“-Ehren bringen sollte, wurde die
Parodie eines hohen Offiziers zu seiner Paraderolle, die er zuerst in der
Persiflage "Les bidasses en folie" (Die fünf tollen Charlys -
Frechheit siegt, 1971) unter der Regie Claude Zidis verkörperte – und die zum
Auslöser für die Figur des Colonello Rambaldo Buttiglione wurde, die ab "Un
ufficiale non si arrende mai nemmeno di fronte all'evidenza, firmato Colonnello
Buttiglione" (1973) ihr Unwesen treiben sollte.
Der Colonello bindet dem General das Lätzchen |
Aus dem vielsagenden Original - Titel „Ein Offizier, der niemals
je die direkte Front erreichte, gezeichnet Oberst Buttiglione“ wurde in
Deutschland das schnöde „Zu Befehl, Herr Feldwebel“, kam aber erst mit
deutlicher Verspätung 1975 in die Kinos, gleichzeitig mit dem zweiten Film der
Reihe "Il colonnello Buttiglione diventa generale" (Herr Oberst haben
eine Macke, 1974). Dabei blieb es – bis 1977 noch "Der Oberst mit dem
Dachschaden schlägt wieder zu" nachgeschoben wurde, bei dem es sich um
kein Sequel handelt, sondern der unabhängig davon schon vor dem zweiten Teil der
Oberst Buttiglione-Saga herausgekommen war. An dieser rudimentären sowie
verspäteten Veröffentlichungspraxis wird deutlich, dass die in Italien Ende der
60er Jahre als Reaktion auf den Vietnamkrieg zunehmend populärer werdende Militär-Klamotte
in Deutschland nur auf wenig Gegenliebe stieß. Zwar gibt es auch frühe
Beispiele deutscher im Militärumfeld spielender Komödien („Mikosch, der Stolz
der Kompanie“ (1957)), aber die Albernheiten betrafen nur die unteren
Dienstränge – die Konsequenz, mit der in italienischen Klamotten auch höchste
Offiziere der Lächerlichkeit preisgegeben wurden, hat im deutschen Film dagegen
keine Tradition.
Einzig die Nähe zur „Commedia sexy all’italiana“ sorgte für
einen gewissen Werbe-Effekt, denn die vorherrschende Konzentration des Soldaten
galt weniger dem Feind, der im Gegenteil nie personalisiert wurde, sondern fast
ausschließlich den Frauen. Das hatte zur Folge, dass attraktive Darstellerinnen
wie Edwige Fenech ("La dottoressa del distretto militare" (Die Knallköpfe
der 6. Kompanie (1976)) unter teilweise abenteuerlichen Umständen irgendwann
beim Militär landeten, um die versammelte Idioten-Truppe von Möchtegern-Soldaten
mit einer oft spärlich bekleideten Traumfrau zu kontrastieren. Diese Aufgabe
übernahm in "Basta con la guerra...facciamo l'amore" Dagmar Lassander
als Ehefrau des Colonello Gustavo (Jacques Dufilho) - ein Paar, dessen
Zustandekommen nur schwer nachzuvollziehen ist - die gleich zu Beginn für eine
vertraute Sequenz sorgte, die später fast identisch in "La dottoressa del distretto militare" wiederholt wurde.
Nachdem der chaotische Sauhaufen zum Morgenappell angetreten
war, wie immer begleitet von einem unfähigen Trompeter, dessen Signale weitest
möglichen Spielraum belassen, betritt Ada (Dagmar Lassander) die Szenerie und
hinterlässt weiche Knie und sabbernde Mundwinkel. Wie gewohnt lag der
Schwerpunkt der überschaubaren Story darauf, möglichst schnell und häufig
sexuelle Handlungen vollziehen zu können – meist ein hoffnungsloses Unterfangen. Sieht
man von gelegentlich eingefügten Slapstick-Szenen ab, die vor allem einem
Unteroffizier gelten, dessen Missgeschicke jedes Mal für das Eingipsen eines
weiteren Körperteils sorgen, spielten die eigentlichen Militär-Abläufe eine
untergeordnete Rolle. Aber anders als im Genre sonst üblich, verlegte Autor Sergio
Simonetti, der für Regisseur Andrea Bianchi auch das Drehbuch zu dessen
Vorgängerfilm "Quelli che contano" (Die Rache des Paten, 1974)
geschrieben hatte, den Handlungsstrang größtenteils in den zivilen Außenraum.
Oberst Gustavo, der sich nicht mehr in der Lage sieht, seine
junge Frau zu befriedigen, bittet diese, sich um seinen Neffen zu kümmern, der
statt zum Militär zu gehen, wie er es von einem „richtigen Mann“ verlangt,
Priester werden will. Um den herben Verlust an Wehrfähigkeit für Italien zu
verhindern, soll seine Ada quasi im staatlichen Auftrag mit vollem
Körpereinsatz seinen Neffen verführen, bei dem es sich praktischerweise um
einen attraktiven jungen Mann handelt. Neben Szenen, in denen einem General,
der die Versorgungseinheit inspizieren will, dass Gesicht mit Schokolade
verschmiert wird, gehört zum Höhepunkt der Handlung der ständige Zwiespalt
eines Offiziers, der Mannhaftigkeit predigt, selbst aber alles dafür tut, dass
ihm von seiner Frau Hörner aufgesetzt werden – eine von Jacques Dufilho
wunderbar gespielte Dekonstruktion typischer Testosteron gesteuerter
Männlichkeitsgebärden.
Dass "Basta con la guerra...facciamo l'amore" zu
den früheren Vertretern der Militär-Klamotte gehört, lässt sich an einer
gewissen Zurückhaltung erkennen. Obwohl 1974 offenherzige Erotik-Filme auch in
Italien schon zum Standard gehörten, umschiffte die Kamera geschickt jedes
direkte Erhaschen der Brüste Dagmar Lassanders und beließ es bei einer
dezenteren Form, ihren Körper aus allen möglichen Blickwinkeln einzufangen, die
an ihren verführerischen Qualitäten aber keinen Zweifel ließ. Die Anspielungen
auf eine mögliche Homosexualität des Neffen blieben spärlich und der später zum
Standardrepertoire gehörige Fäkalhumor oder Witze über Fettleibige kamen noch
nicht vor, weshalb Bianchis erster Ausflug ins Komödienfach einen unbeschwerten
Blick auf den Abgesang jeden militärischen Heldentums bietet. Nur die
moralischen Standards durften nicht außer Kraft gesetzt werden. Das glückliche
Ende für Ada erweist sich als Trugschluss, denn die Strafe in Form einer
jungen, knackigen Tante droht schon – vom Geist des Colonello nicht ohne Schadenfreude
beobachtet.
"Basta con la guerra...facciamo amore" Italien 1974, Regie: Andrea Bianchi, Drehbuch: Sergio Simonetti, Piero Regnoli, Gian Carlo Fusco, Darsteller : Jacques Dufilho, Dagmar Lassander, Vincenzo Cudia, Dada Gallotti, Mario Brega, Laufzeit : 88 Minuten
Lief als "Stählerner Überraschungsfilm" am ersten Tag des 14. Hofbauer-Kongress' vom 02. bis 06.01.2015 in Nürnberg.
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