Inhalt: „El
Cachal“ (Fernando Sancho) überfällt mit seinen Männern die Ranch von Johnny
Ashley, tötet dessen indianische Ehefrau und raubt ihren zweijährigen Sohn
Jerry. Johnny Ashley (Anthony Steffen) kann nach seiner Rückkehr nur noch die
Toten begraben und schwört Rache für das grausame Verbrechen. Der Sheriff warnt
ihn davor, das Gesetz in die eigenen Hände zu nehmen, aber Johnny will sich seinen Männern nicht
anschließen, sondern seinen Weg alleine gehen. Er ahnt nicht, dass Jerry bei
„El Cachal“ aufwächst, der seine Bande nach einem erfolgreichen Raub auflöst
und verschwindet, weshalb Johnny ihn sehr lange vergeblich zu finden versucht.
Zwanzig
Jahre später ist Jerry (Roberto Miali) selbst zu einem gnadenlosen Verbrecher
geworden, der sich Frauen mit Gewalt nimmt und Wehrlose erschießt. Sein
vermeintlicher Vater will mit ihm die Bank einer Großstadt ausrauben, weshalb
er die Lage auskundschaften soll. Dazu begibt er sich in den Saloon der
Schwestern Emily (Loredana Nusciak) und Sybil (Eilsa Montés), nicht ahnend,
dass auch Johnny Ashley dort bei Emily zu Besuch ist…
Die
Geschichte ist altbekannt - obwohl
"Sette dollari sul rosso" (wörtlich "Sieben Dollar auf
Rot") 1966 noch kurz vor Corbuccis "Django" in die italienischen
Kinos kam, erging es dem Film in Deutschland wie vielen anderen Italo-Western
dieser Zeit. Der von Anthony Steffen gespielte Protagonist Johnny Ashley wurde
in "Django" umbenannt, um den Film 1969 unter dem Titel "Django
- die Geier stehen Schlange" in die Kinos bringen zu können, zusätzlich
mit dem Werbesatz "Der neueste Django - einer der härtesten, die es bisher
gab" versehen. Es ließe sich leicht über diese falsche Behauptung und die
Namensänderung hinwegsehen, wäre dieser Umgang nicht signifikant für den
niedrigen Stellenwert der Filme im Auge der damaligen Vertriebsgesellschaft.
Ende der 60er Jahre war der Zenit des Italo-Western-Genres schon überschritten,
weshalb die Filme möglichst reißerisch vermarktet wurden, wozu auch eine
Synchronisation beitrug, die vor allem auf flotte Sprüche setzte, was den dramatischen
Charakter von "Sette dollari sul rosso" abschwächte und damit die
Intention des Films verfälschte.
Johnny
Ashley (Anthony Steffen) ist eine tragische Figur, der bei seiner Heimkehr
nicht nur seine erschossene Frau auffindet, sondern feststellen muss, dass sein
zweijähriger Sohn Jerry verschwunden ist. Anthony Steffen, der in
"Perché uccidi ancora" (Jetzt sprechen die Pistolen, 1965) und "Una bara per lo sceriffo" (Eine Bahre für den Sheriff) kurz hintereinander gleich in zwei
Hauptrolle im Western reüssierte und zu einem führenden Vertreter
des Genres werden sollte, spielte diesen Mann, den die Verzweiflung antreibt,
ernsthaft und mit sparsamer Mimik, ohne den Gestus eines von sich selbst überzeugten
Pistoleros. Im Gegenteil fällt die deutliche Betonung auf, dass
"Selbstjustiz" kriminell ist - eine Ausnahme innerhalb des Italo-Western-Genres. Ashley wird deshalb vom Sheriff gefragt, ob er
die Position eines Hilfssheriffs übernehmen will, damit er im Namen des
Gesetzes handeln könnte. Er lehnt die Bitte zwar ab, um allein Rache zu üben, hält sich aber doch an diese Regel und tötet ausschließlich in Notwehr.
Für den
Part des Gegenspielers wählte Alberto Cardone, dessen wenige Regiearbeiten sich
hauptsächlich auf das Western-Genre beschränkten, Fernando Sancho, der den
mexikanischen Bandenboss "El Cachal" wie gewohnt mit brachialer Lust
am Verbrechen spielt und ohne zu zögern Frauen und Unbewaffnete erschießt. Auch
Ashleys Frau hatte er getötet, bevor er den kleinen Jerry mitnahm, um ihn von
seiner Frau als seinen eigenen Sohn aufziehen zu lassen. Erwachsen geworden
tritt Jerry (Roberto Miali) ganz in die Fußstapfen seines vermeintlichen Vaters
und übertrifft ihn sogar noch an hinterhältiger Rücksichtslosigkeit. Der große
charakterliche Unterschied zwischen "El Cachal" und Jerry sowie dem
einsamen Rächer Ashley ist von entscheidender Bedeutung für die dramatische Entwicklung
des Films, weshalb der penetrante Versuch der deutschen Synchronisation, aus dem
Scout und Familienvater einen knallhart vorgehenden, immer einen lockeren Spruch
auf den Lippen führenden "Django"-Typus zu machen, die innere Tragik dieser Situation nicht zulässt.
Als Emily (Loredana Nusciak) gegenüber Ashley nichts als Angst, Einsamkeit und
Bitterkeit für ihre Zukunft sieht, geht die Synchro einfach lässig darüber
hinweg, um den Unterhaltungswert nicht zu stören.
Allerdings
erleichterte „Sette dollari sul rosso“ diese Vorgehensweise, weil sich der Film
nach dem dramatischen Beginn ein wenig in den Weiten der Italo-Western-Welt
verliert. Der Grund lag in der storytechnischen Aufgabe, etwa 20 Jahre überbrücken
zu müssen, damit aus dem Kleinkind Jerry ein erwachsener Fiesling werden konnte
– ein epischer Zeitraum aus dem Blickwinkel von Banditen und Revolverhelden im
Western. Um zu erklären, warum Ashley so viel Zeit benötigt bis er endlich den
Mörder seiner Frau findet, wird „El Cachal“ ein gewinnträchtiger Überfall
angedichtet, woraufhin sich dessen Bande auflöst. Ashley hilft es deshalb
wenig, ein früheres Mitglied zu erwischen und zum Reden zu bringen, denn der Unterschlupf
der Bande ist längst verlassen und „El Cachal“ macht nicht mehr von sich Reden.
Die Szenen im Mittelteil bieten zwar gelungene Western-Action, wirken aber
beliebig aneinander gereiht und ohne stringent auf den Showdown am Ende
hinzuführen. Im Gegenteil stellt sich die Frage, wieso „El Cachal“ nach einer
so langen Zeit einer „bürgerlichen Existenz“ plötzlich wieder zum Banditen
wird, der diesmal zusammen mit seinem Sohn die Bank einer Stadt überfallen will
? – Zudem ausgerechnet in dem Ort, indem sich auch Ashley gerade eingefunden hat, leicht angegraut von seiner jahrzehntelangen Suche.
Dem
Drehbuch gelingt es nicht, die sehr gute und im Italo-Western außergewöhnliche
Idee, einen Vater auf seinen als Kleinkind geraubten und zum Verbrecher
gewordenen Sohn treffen zu lassen, über die gesamte Laufzeit schlüssig
umzusetzen, da die Überleitung zwischen Ausgangssituation und dem dramatischen
Ende nicht funktioniert. Trotzdem ist das letzte Drittel des Films spannend und
nachvollziehbar inszeniert – zumindest in der Originalfassung – und entwickelt im
Zusammenspiel der drei männlichen Protagonisten mit den beiden Schwestern Emily
und Sybil (Elisa Montés) eine dramatische Zuspitzung, begleitet von einem
stimmigen melancholischen Score, deren Ausgang nicht vorhersehbar ist.
"Sette dollari sul rosso" Italien / Spanien 1966, Regie: Alberto Cardone, Drehbuch: Juan Cobos, Melchiade Coletti, Arnaldo Francolini, Amedeo Mellone, Darsteller : Anthony Steffen, Fernando Sancho, Roberto Miali, Loredana Nusciak, Elisa Montés, Laufzeit : 96 Minuten
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