Inhalt:
Sieben einflussreiche Männer treffen sich abends in einer am Tiber gelegenen
Badeanstalt, um mögliche Projekte in Rom zu diskutieren. Die regelmäßig
zusammen kommende Runde übergibt ihrem Vorsitzenden Manfredo Ruffini (Alberto
Farnese) das Wort. Doch nur wenige Augenblicke später fällt plötzlich der Strom
aus, was von den Anwesenden launig kommentiert wird - bis sie im Kerzenlicht
den toten Ruffini mit einem Messer im Rücken auf dem Tisch liegen sehen.
Franco
Bertarelli, genannt „Venticello“ (Bombolo), betritt einen Juwelierladen, um
sich ein paar wertvolle Stücke vorführen zu lassen. Er hat sich als Priester
verkleidet, um das Vertrauen des Verkäufers zu erschleichen, aber Nico Giraldi
(Tomas Milian) steht schon hinter ihm und nimmt den Widerspenstigen mit zu
dessem neu erworbenen, noch nicht bezahlten Auto. Er benötigt ein paar Informationen
über einen Verdächtigen im Fall des Tiber-Mordes, aber „Venticello“ rückt die
Adresse erst heraus, nachdem Giraldi seinen Wagen zu Schrott gefahren hatte. Die
Spur stellt sich als kalt heraus, aber Giraldi ist gezwungen weiter zu fahnden,
um seinen alten Freund Otello Sarti (Enzo Liberti), den der Staatsanwalt als
Verdächtigen verhaften ließ, wieder aus dem Knast zu holen…
Nachdem
Regisseur und Drehbuchautor Bruno Corbucci seinen originellen Ermittler
Maresciallo Nico Giraldi (Tomas Milian) im vierten Film der
"Superbullen"-Reihe in die USA geschickt hatte, wo er es in
"Squadra antimafia" (Der Superbulle jagt den Paten) mit dem
organisierten Verbrechen aufnahm, war im fünften Teil wieder römisches
Lokalkolorit angesagt. Die melancholische Melodie von "Roma stasera"
und die Bilder eines kleinen beleuchteten Schiffes auf dem Tiber verbreiten
eine angenehme Abendstimmung, die sich in der am Ufer des Flusses liegenden
Badeanstalt aber nicht fortsetzt. Dort haben sich sieben einflussreiche Männer
der Stadt versammelt, um gemeinsame Pläne zu diskutieren. Ein plötzlicher
Stromausfall kann ihnen die Laune nicht verderben, dafür aber die Leiche ihres
Vorsitzenden Manfredo Ruffini (Alberto Farnese), der mit einem Messer im Rücken
auf dem Tisch liegt. Nach Meinung der Polizei, kann der Mörder nur einer von
ihnen gewesen sein.
Mit
"Assassinio sul tevere" (wörtlich "Mord auf dem Tiber") kehrten
Corbucci und Milian wieder an ihre Anfänge des Jahres 1976 zurück, als der
römische Polizist, der die Verbrecher dank enger Kontakte zu den Einheimischen
mit eigenwilligen Methoden zur Strecke brachte, in "Squadra antiscippo" (Der Superbulle mit der Strickmütze) erstmals auftrat. Sein
römischer Dialekt, die Lockenmatte und seine ständigen respektlosen Sprüche
waren inzwischen zu seinem Markenzeichen geworden (von Milian in "Il trucido e lo sbirro" (Das Schlitzohr und der Bulle, 1976) eingeführt) - nur die Strickmütze hatte er
gegen einen Blaumann eingetauscht und vom Motorrad wechselte er auf das
Fahrrad. Der deutsche Titel "Der Superbulle jagt den Ripper" ist
entsprechend unpassend gewählt und setzt einzig auf die Steigerung der
Sensationsgier, nachdem es Giraldi zuvor schon mit dem Paten zu tun bekommen
hatte. Angesichts der Enttäuschung, die "Assassinio sul tevere"
damals auslöste und ihm den Ruf einbrachte, einer der schwächsten Filme der
Reihe zu sein, ist diese Vorgehensweise zwar verständlich, führte die
Erwartungshaltung aber noch weiter in eine falsche Richtung, denn von einem
"Ripper" gibt es hier weit und breit nichts zu sehen.
Bruno
Corbucci hatte Tomas Milians Figur von Beginn an als Persiflage auf das
Poliziesco-Genre angelegt, hielt in "Squadra antiscippo" aber noch
die Waage zwischen ernsthaftem Polizeifilm und komödiantischen Einlagen. Mit
der Hinzuziehung von Bombolo als sympathischem, aber dämlichem Kleinverbrecher,
genannt "Venticello", im zweiten Film der Reihe "Squadra
antifurto" (Hippie Nico von der Kripo, 1977), besann sich Corbucci
zunehmend auf den Klamauk, der den Erfolg der "Superbullen"-Filme
erst auslöste. Auch in "Assassinio sul tevere" gibt es solche
Momente, wenn Milian samt männlichem Background-Chor bei einem Gesangswettbewerb
auftritt oder auf einem Pferd reitend die Verfolgung eines Autos aufnimmt, aber
insgesamt überwiegt der Charakter eines Poliziesco, in dem Nico Giraldi
versucht, den schwierigen Fall ernsthaft zu lösen - zwar wie immer gut
aufgelegt und um keinen Spruch verlegen, aber mit konventionellen Methoden.
Offensichtlich
wollten Corbucci und Milian wieder einen größeren Realitätsbezug herstellen,
denn Nico Giraldi bekommt es mit gerissenen Geschäftsleuten und korrupten
Politikern zu tun - auch der Ermordete war kein Waisenknabe. Für den
Staatsanwalt und Commissario Galbiati (Renato Mori) steht der Schuldige
trotzdem bald fest. Ausgerechnet der mittellose Betreiber des Schwimmbads, in
dem die Versammlung stattfand, Otello Santi (Enzo Liberti), soll der Täter
gewesen sein. Giraldi, der ihn schon lange kennt, glaubt nicht an dessen
Schuld, weshalb er sich bei seinen Nachforschungen nicht nur Ärger mit seinen
Vorgesetzten einhandelt, sondern sein Leben in Gefahr gerät. Die Story
orientiert sich konkret an beliebten Mustern des Poliziesco-Genres, bleibt aber
vage hinsichtlich ihrer Ausrichtung zwischen Spannung und Komödie.
Einerseits
werden eine Vielzahl an Personen eingeführt und Giraldis Nachforschungen
detailliert geschildert, andererseits werden die Gewalttätigkeiten zu harmlos
inszeniert, um Spannung aufkommen zu lassen. Tomas Milian gelingen einige
wirklich komische Szenen, wie etwa in dem überfüllten Leichenschauhaus, aber
insgesamt verliert sich "Assassinio sul tevere" zu sehr in langen
Dialogen, die Giraldi zwar die Gelegenheit geben, ordentlich über kriminelle
Geschäftsleute und Politiker herzuziehen, was aber angesichts der banalen
Auflösung letztlich ohne gesellschaftskritische Tiefe bleibt. Selbst Bombolo
hat nur als falscher Priester einen witzigen Auftritt.
Dafür bahnt
sich eine ernsthafte Verbindung zu Angela (Roberta Manfredi, Tochter von Nino
Manfredi) an, der Tochter des zu unrecht verdächtigten Badeanstalt-Betreibers.
Ihre Eifersuchtsszenen, wenn Giraldi nicht ganz uneigennützig die attraktive
Witwe des Ermordeten Eleonora Ruffini (Marina Ripa di Meana) verhört, nerven
zwar mit der Zeit, aber am Ende wird geheiratet. Richtig gut kam die
Domestizierung des Helden nicht an, weshalb Corbucci im Nachfolger
"Squadra antigangster" (Ein Superbulle gegen Amerika, 1979) wieder
darauf verzichtete und Giraldi gleich in die USA schickte. Erst ab
"Delitto a Porta Romana" (Elfmeter für den Superbullen, 1980) durfte
Ehefrau Angela (diesmal von Olimpia Di Nardo gespielt) wieder ran, aber unter "anderen
Umständen".
Innerhalb
der "Superbullen"-Reihe bedeutete "Assassinio sul tevere"
einen gewissen Rückschritt, zumindest hinsichtlich der Abgedrehtheit des Plots
und der Steigerung des Klamauks, aber als komödiantisch angelegter Polizeifilm
mit einem gut aufgelegten Tomas Milian kann er trotzdem gut unterhalten und
empfiehlt sich neben "Squadra antiscippo" als Einstieg in die Reihe.
"Assassinio sul tevere" Italien 1979, Regie: Bruno Corbucci, Drehbuch: Bruno Corbucci, Mario Amendola, Darsteller : Tomas Milian, Bombolo, Roberta Manfredi, Marina Ripa Di Meana, Renato Mori, Nello Pazzafini, Laufzeit : 94 Minuten
"Squadra antifurto" (1976)
"Delitto a Porta Romana" (1980)
"Delitto al ristorante cinese" (1981)
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