Inhalt: Ein
Fremder (Clint Eastwood) kommt in einen staubigen, kleinen Ort in Mexiko, nahe
der USA gelegen. Er wird Zeuge wie ein Vater und ein kleiner Junge unter den
Augen einer Frau (Marianne Koch) von zwei Männern mit Schüssen über einen Platz
getrieben werden, bevor sie den schon am Boden liegenden Mann noch
zusammentreten. Obwohl der so Malträtierte unbewaffnet ist, greift der Fremde
nicht ein. Er reitet stattdessen weiter in den Ort hinein und begegnet einer
Gruppe von Männern, die sich über ihn und seine Kleidung lustig machen und sein
Pferd mit Schüssen antreiben. Doch er lässt sich nicht provozieren, sondern
begibt sich in den Saloon. Dort erfährt er, dass zwei verfeindete, etwa gleich
starke Gruppen den Ort kontrollieren – der mexikanische Clan der Rojo und die Gang
des Sheriffs Baxter (Wolfgang Lukschy), die er kurz zuvor schon kennengelernt
hatte.
Der
Fremde ohne Namen beschließt, Geld verdienen zu wollen, und geht zu den Männern
zurück, die ihn bedroht hatten, und bittet sie darum, sich bei seinem Pferd zu
entschuldigen. Es kommt zu einem Schusswechsel, den die Männer mit dem Tod
bezahlen. Mit dieser Reputation geht er zu Don Miguel Rojo (Antonio Prieto) und
bietet ihm seine Hilfe an, gegen Dollars natürlich. Dieser zeigt sich
interessiert, obwohl sein Bruder Esteban (Sieghardt Rupp) misstraurig gegenüber
dem Fremden bleibt. Doch entscheidend wird die Haltung des noch abwesenden
Bruders Ramón (Gian Maria Volonté) sein, der als der Gefährlichste des Clans
gilt, was er gerade wieder unter Beweis stellt. Verkleidet als Soldat tötet
er jeden Mann eines militärischen Begleitzugs, der einen Geldtransport beschützen
sollte, mit einem Maschinengewehr…
Vergleicht man die Anzahl der Western der Jahre 1963 und 1965 aus italienischer Produktion, dann erkennt man einen signifikanten Anstieg - eine Entwicklung, die sich in den folgenden Jahren nicht nur fortsetzte, sondern noch erheblich steigerte bis sie Ende der 60er Jahre wieder abebbte. Der überraschende Erfolg von „Per un pugno di Dollari“ (Für eine Handvoll Dollar), den Sergio Leone 1964 in die Kinos brachte, gilt dafür als entscheidend - eine Produktion, die von einer Gruppe von Berufsanfängern und unbekannten Darstellern unter einfachen Bedingungen mit begrenztem Budget in Spanien gedreht wurde. Auch die Tatsache, dass deutsche Produktionsgelder an dem Vorhaben beteiligt waren, lässt erkennen, dass sich der europäische Western damals noch als Genre-Nische verstand.
Vergleicht man die Anzahl der Western der Jahre 1963 und 1965 aus italienischer Produktion, dann erkennt man einen signifikanten Anstieg - eine Entwicklung, die sich in den folgenden Jahren nicht nur fortsetzte, sondern noch erheblich steigerte bis sie Ende der 60er Jahre wieder abebbte. Der überraschende Erfolg von „Per un pugno di Dollari“ (Für eine Handvoll Dollar), den Sergio Leone 1964 in die Kinos brachte, gilt dafür als entscheidend - eine Produktion, die von einer Gruppe von Berufsanfängern und unbekannten Darstellern unter einfachen Bedingungen mit begrenztem Budget in Spanien gedreht wurde. Auch die Tatsache, dass deutsche Produktionsgelder an dem Vorhaben beteiligt waren, lässt erkennen, dass sich der europäische Western damals noch als Genre-Nische verstand.
In
Deutschland hatte man den Western auf sehr eigene Art schon wenige Jahre zuvor
wieder entdeckt, dank der erfolgreichen Verfilmungen der Karl May Romane, beginnend mit "Der Schatz im Silbersee" (1962), aber bei diesen handelte es sich eher
um familientaugliche Unterhaltungsfilme. Mit "Der letzte Ritt nach Santa Cruz" (1964) versuchte man sich auch in Deutschland am staubigen, kompromisslosen
Western, woran ersichtlich wird, dass die europäische Antwort auf die
us-amerikanischen Western generell in der Luft lag. Auch sonst gab es eine übergreifende
Zusammenarbeit innerhalb der Szene.
Marianne Koch und Sieghardt Rupp übernahmen Rollen sowohl bei Leone, als auch
beim deutschen Genre-Beitrag, Rupp zudem noch in der Karl May-Verfilmung
"Unter Geiern" (1964). Wolfgang Lukschy, hier als Boss der
amerikanischen Familie Baxter besetzt, wirkte später auch bei Karl May-Filmen
mit, während Leone wiederum Klaus Kinski für "Per qualche Dollaro in più" (Für ein paar Dollar mehr, 1965) engagierte, der zuvor in
"Winnetou 2" (1964) und "Der letzte Ritt nach Santa Cruz"
einen Bösewicht gemimt hatte.
Auch der
spätere "Django" - Regisseur Sergio Corbucci drehte 1964 mit
"Minnesota Clay" einen Western, an dem mit dem Spanier Fernando
Sancho schon früh ein späterer Dauergast des Genres mitwirkte, aber wie in
"Der letzte Ritt nach Santa Cruz" blieb die Nähe zum amerikanischen
Vorbild noch deutlich spürbar. Das wird an Mario Adorfs und Klaus Kinskis
Rollen ersichtlich, die ihre Kompromisslosigkeit einen Moment lang andeuten
durften, bevor sie von der Moralkeule wieder zurück gepfiffen wurden. Vergleicht
man Filme wie "Der letzte Ritt nach Santa Cruz" mit "Per un
pugno di Dollari", die damals unter ähnlichen Bedingungen entstanden, lassen
sich eine Vielzahl von Gründen finden, warum es Leones Film war, der
stilbildend für den europäischen Western wurde. Auch die übliche Verpflichtung
eines US-Amerikaners für die Hauptrolle, die ein wenig Authentizität in die
Besetzung bringen sollte, ging klar zugunsten Leones Films aus. Das es für
Clint Eastwood der Beginn einer Weltkarriere wurde, war nicht zuletzt dessen
Inszenierung zu verdanken.
Kurosawas “Yojimbo“
hatte Sergio Leone als Basis für sein Drehbuch gewählt, welches neben dem klar
strukturierten Konflikt den Vorteil hatte, dass die Handlung an einem
begrenzten Ort stattfand. Der Regisseur, der zuvor nur „Il colosso di Rodi“ (Der
Koloss von Rhodos (1959)) eigenverantwortlich gedreht hatte, wurde später
berühmt für seine großartigen Landschaftspanoramen, aber dafür stand in „Per un
pugno di Dollari“ schlicht kein Geld zur Verfügung, weshalb der eingeschränkte
Sichtkreis der Handlung – neben dem mexikanischen Dorf gibt es nur wenige
außerhalb liegende Schauplätze – dem Budget entgegen kam. Auch die Gestaltung
des von Clint Eastwood gespielten Protagonisten beschränkt sich auf wenige
äußerliche Aspekte. Weder hat er eine Vergangenheit, noch einen Namen, und
seine Motivation scheint alleine den Dollars zu gelten. Diese Reduzierung auf
das Wesentliche, erlaubte es dem Regisseur, sich ganz auf die psychologischen
Details im Zusammenspiel aller Beteiligten zu konzentrieren.
Der Fremde
ohne Namen (Clint Eastwood) trifft auf eine klassische Patt-Situation in dem
staubigen kleinen Ort. Der mexikanische Clan der Rojos steht dem US-Sheriff
Baxter (Wolfgang Lukschy) und seiner Truppe in einem ausgewogenen
Kräfteverhältnis gegenüber, während alle sonstigen Bürger keine Rechte zu
besitzen scheinen. Der Fremde begreift diese Situation schnell und beginnt das
sensible Gefüge durcheinander zu bringen, indem er jeder Seite einen
scheinbaren Vorteil verschafft, was die Gegenseite zur sofortigen Reaktion
zwingt. In der Figur des Ramón Rojo (Gian Maria Volonté) verfügt Leones Film
zudem über das notwendige Gegengewicht, um es dem Fremden nicht zu leicht zu
machen. Volonté, ebenfalls noch am Beginn seiner Karriere, spielt den
Gefährlichsten der drei Rojo-Brüder keinesfalls als typischen, sadistischen
Bösewicht, wie er im ersten Moment erscheint, als er den militärischen
Begleitzug eines Geldtransports mit einem Maschinengewehr gnadenlos niedermäht,
sondern auch mit kontrollierter Intelligenz. Als der Fremde einen Moment seine
Gleichgültigkeit gegenüber dem Schicksal der Bewohner der kleinen Stadt verliert,
liefert er sich damit Ramón aus.
Rivalisierende
Gangsterbanden hatte es auch in US-Western schon zur Genüge gegeben, ebenso wie
geschickte Revolverhelden. Doch ihre Handlungen basierten auf nachvollziehbaren
Emotionen, während „Per un pugno di Dollari“ streng genommen nicht einmal eine
Geschichte erzählt. Wie die Konstellation in dem kleinen Ort entstanden ist,
erfährt man genauso wenig, wie etwaige Ziele für die Zukunft, außer dem Wunsch
aller Beteiligten, immer mehr Dollars anzusammeln – die einzige Intention, die
der Film gelten lässt. Erst diese Reduktion auf den reinen Materialismus, verbunden
mit Machtgier und Selbstüberschätzung, erzeugte den nihilistischen Eindruck,
der für das Italo-Western-Genre in seinen besten Momenten stilbildend wurde.
Lange Zeit gilt dieser Eindruck auch für den Fremden ohne Namen, der sich durch
seinen freundlichen Umgang mit dem Saloon-Besitzer und dem Totengräber
allerdings von Beginn an positiv von den Mitgliedern der beiden Gangs abhebt.
Die einzige echte Emotion im gesamten Film – die Liebe der Mexikanerin Marisol
(Marianne Koch) zu ihrem kleinen Sohn – lässt deutlich werden, dass der Fremde
noch über moralische Standards verfügt.
Der
wesentliche Unterschied zum klassischen Western liegt in der Reduzierung der
menschlichen Psyche auf ihre niedrigsten Instinkte. Anteilnahme, Mitleid oder
Liebe führen nicht, wie beim US-Western üblich, zu heldenhaften Taten, sondern
sind Zeichen von Schwäche. Doch anders als Sergio Corbucci in „Il grande silenzio“ (Leichen pflastern seinen Weg, 1968), der auch unter dem Eindruck des
Vietnam-Krieges entstand, vermittelte Sergio Leone noch ein wenig Hoffnung und
erfand die von Clint Eastwood kongenial verkörperte Figur des „Mannes ohne
Namen“. Dank seiner überragenden Fähigkeiten mit dem Revolver, ist er in der
Lage, sich noch ein Minimum an Emotionen zu bewahren. „Per un pugno di Dollari“
beschränkte sich auf wenige, eindrucksvoll inszenierte Schusswechsel, wurde
aber vor allem wegen seiner äußerlichen Merkmale zum Vorbild des bald
beginnenden Italo-Western-Booms. Die Musik Ennio Morricones, einem Schulfreund
Leones, dessen Karriere hier ihren Ursprung nahm, stand ebenso Pate für die
zukünftigen Filme wie die raue Landschaft, die schäbigen Städte und lange
Schießereien - nur die innere psychologische Schlüssigkeit im Handeln der
Protagonisten gelang nur noch wenigen Nachfolgern.
Leone
verwendete in „Per un pugno di Dollari“ zwar bekannte Western-Charakteristika,
aber mit seiner konsequent reduzierten Umsetzung betrat er filmisches Neuland.
Das war auch ihm selbst klar, denn in seinen kommenden Western "Per qualche Dollaro in più" und „Il buono, il brutto, il cattivo“ (Zwei
glorreiche Halunken, 1966) variierte er die Thematik nur noch und nutzte die
deutlich höheren Produktionskosten für einen breiter angelegten Handlungsraum
und die weitere Stilisierung seiner Filmsprache, was seinen Einfluss auf das
Genre noch verstärkte. Nach dem Abschluss der „Dollar-Trilogie“ und damit der
Ausreizung der Thematik, war für ihn folgerichtig Schluss mit dem Western. Zu
„C’era una volta il West“ (Spiel mir das Lied vom Tod, 1968) wurde er von
seinen Geldgebern noch einmal überredet, aber der Film verfügt über ein
gänzlich anderes Konzept. Dagegen wirkt „Per un pugno di Dollari“ in seiner
Gestaltung fast grob und unfertig, weshalb Leones spätere Western heute
beliebter sind, aber das ändert nichts daran, dass auch sie hier ihren Anfang
nahmen.
"Per un pugno di dollari" Italien, Spanien, Deutschland 1964, Regie: Sergio Leone, Drehbuch: Sergio Leone, Victor Andrés Catena, Akira Kurosawa (Originalvorlage), Darsteller : Clint Eastwood, Gian Maria Volonté, Marianne Koch, Sieghardt Rupp, Wolfgang Lukschy, Laufzeit : 95 Minuten
weitere im Blog besprochene Filme von Sergio Leone:
"Per qualche dollaro in più" (1965)
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