Inhalt: Die
Polizei unter der Führung von Commissario Belli (Franco Nero) beobachtet die
Ankunft eines Kontaktmannes der Drogen-Mafia am Hafen von Genua, der aus
Marseille gekommen war. Als sich dieser einer Verhaftung entzieht, verfolgt
Belli das Fluchtfahrzeug mit einer waghalsigen Fahrt über Genuas Straßen, bis
die Verfolgten verunglücken. Beim Transport des möglichen Zeugen zum
Polizeipräsidium werden sie kurz vor der Ankunft von einem Lastwagen
aufgehalten. Als Belli den Fahrer deshalb anspricht, muss er mit ansehen, wie
das Auto von einer Bombe in die Luft gejagt wird.
Noch
frustriert von diesem Ereignis besucht Belli den alten Clanchef Cafiero
(Fernando Rey), der sich nur noch dem Garten seiner herrschaftlichen Villa über
Genua widmet. Diesem war nicht entgangen, dass inzwischen eine andere Gruppierung
versucht, den Drogenmarkt zu übernehmen, aber er behauptet, damit nichts mehr
zu tun zu haben. Sein Mitarbeiter Rico (Daniel Martin) reagiert deutlich
unfreundlicher auf Belli, als dieser das Anwesen wieder verlässt, aber Cafiero
beruhigt ihn und bespricht mit ihm die Situation. Am selben Abend kommt es am
Hafen von Genua zu einer tödlichen Auseinandersetzung zwischen den
konkurrierenden Drogen-Kartellen…
Der
Filmtitel "La polizia incrimina la legge assolve" (wörtlich "Die
Polizei klagt an, das Gesetz spricht frei") ähnelt in seiner ironischen
Anspielung dem ein Jahr zuvor erschienenen Poliziesco "La polizia ringrazia" (Das Syndikat, 1972) und dessen Nachfolger "La polizia sta a guardare" (Der unerbittliche Vollstrecker, 1973), aber Regisseur und
Drehbuchautor Enzo G.Castellari trieb das Genre in seinem ersten Polizeifilm zu
einer kompromissloseren Sichtweise, ist wütender und härter, ohne dabei die Realität
aus den Augen zu verlieren.
Die von Franco Nero verkörperte Figur des Commissario Belli wird zwar - anders als sein Kollege in Stenos "La polizia ringrazia" - von keinem Vorgesetzten oder Staatsanwalt bei seiner Arbeit überwacht oder eingeschränkt, handelt auch sehr direkt, unter Einsatz von körperlicher Gewalt, bleibt aber weit von Selbstjustiz oder anderen fragwürdigen Polizeimethoden entfernt. Nur dadurch funktioniert die Diskussion mit seinem Vorgesetzten Aldo Scavino (James Withmore), die ihre Aktionen danach hinterfragen, ob sie sinnvoll und zielführend sind oder nur die Spirale der Gewalt sinnlos antreiben. Belli vertritt in dieser Konstellation den treibenden Part, der seine Wut durch die täglichen Erlebnisse auf Genuas Straßen kaum noch bändigen kann, Scavino dagegen liegt an der Ermittlung von stichfesten Beweisen, um auch die Hintermänner vor Gericht bringen zu können.
Die von Franco Nero verkörperte Figur des Commissario Belli wird zwar - anders als sein Kollege in Stenos "La polizia ringrazia" - von keinem Vorgesetzten oder Staatsanwalt bei seiner Arbeit überwacht oder eingeschränkt, handelt auch sehr direkt, unter Einsatz von körperlicher Gewalt, bleibt aber weit von Selbstjustiz oder anderen fragwürdigen Polizeimethoden entfernt. Nur dadurch funktioniert die Diskussion mit seinem Vorgesetzten Aldo Scavino (James Withmore), die ihre Aktionen danach hinterfragen, ob sie sinnvoll und zielführend sind oder nur die Spirale der Gewalt sinnlos antreiben. Belli vertritt in dieser Konstellation den treibenden Part, der seine Wut durch die täglichen Erlebnisse auf Genuas Straßen kaum noch bändigen kann, Scavino dagegen liegt an der Ermittlung von stichfesten Beweisen, um auch die Hintermänner vor Gericht bringen zu können.
Diese unterschiedliche Sichtweise erinnert nicht zufällig an Damianis
"Confessione di un commissario di polizia al procuratore della repubblica" (Der Clan, der seine Feinde lebendig einmauerte, 1971), aber
Castellaris Film lebt den Konflikt offener aus, lässt Belli seinen Vorgesetzten
angreifen, ihm Feigheit und mangelnde Unabhängigkeit vorwerfen. Zudem gesellt sich
mit dem alten Bandenchef Cafiero (Fernando Rey), der sich angeblich zur Ruhe
gesetzt hat, noch eine weitere Person hinzu, dessen so realistische wie
fatalistische Sichtweise die Diskussion der beiden Polizeioffiziere zunehmend
als müßig erscheinen lässt - eine Haltung, der sich "La polizia incrimina
la legge assolve" insgesamt anschließt.
Denn in Castellaris Film wird jeder konstruktive Versuch, der Drogen-Mafia Einhalt zu gebieten, durch deren unmittelbare Gewalt torpediert. Nach einer grandiosen Verfolgungsjagd über Genuas Straßen, bei der auch die Hochstraße - wie später erneut in "Genova a mano armata" (1976) - eine optisch eindrucksvolle Rolle spielt, gelingt es Belli einen aus Marseille kommenden Kontaktmann, genannt der "Libanese", zu verhaften, nur um mit ansehen zu müssen, wie das Polizeiauto vor dem Polizeipräsidium mit dem möglichen Zeugen in die Luft gejagt wird. Er selbst entkommt dem Bombenanschlag nur durch Zufall.
Denn in Castellaris Film wird jeder konstruktive Versuch, der Drogen-Mafia Einhalt zu gebieten, durch deren unmittelbare Gewalt torpediert. Nach einer grandiosen Verfolgungsjagd über Genuas Straßen, bei der auch die Hochstraße - wie später erneut in "Genova a mano armata" (1976) - eine optisch eindrucksvolle Rolle spielt, gelingt es Belli einen aus Marseille kommenden Kontaktmann, genannt der "Libanese", zu verhaften, nur um mit ansehen zu müssen, wie das Polizeiauto vor dem Polizeipräsidium mit dem möglichen Zeugen in die Luft gejagt wird. Er selbst entkommt dem Bombenanschlag nur durch Zufall.
Diesen
schnellen Rhythmus aus Aktion und Gegenaktion behält der Film über die gesamte
Laufzeit, denn jeder scheinbare Erfolg der Polizei wird durch eine sofortige
Reaktion der Verbrecherbanden beantwortet, die vor den erschreckendsten
Gewalttaten nicht zurückschrecken. In "La polizia incrimina la legge
assolve" gibt es für keinen Beteiligten eine Überlebensgarantie und dank
der Auseinandersetzung der zwei Banden, wird auch nie deutlich, welche
Interessen gerade vertreten werden. Selbst Täter können in kürzester Zeit zum
Opfer werden - Rico (Daniel Martin), eigentlich ein Handlanger Cafieros, der
eigene Ziele verfolgt, wird kurz nach einem brutalen Mord, bei dem er sein
Opfer zudem kastriert hatte, selbst von gegnerischen Bandenmitgliedern
hingerichtet. Nur der Industrielle Franco Griva (Silvano Tranquilli), ein
unbescholtener Bürger, der bis in die höchsten politischen Kreise Kontakte
pflegt, bleibt von diesem Chaos scheinbar unberührt. Er lässt sich auch nicht
durch Scavinos und Bellis Besuch aus der Ruhe bringen.
An
Castellaris kritischer Sicht auf eine Gesellschaft, die längst von Kriminalität
unterwandert wurde, gibt es keinen Zweifel, aber ihm geht es weder um
Ausgewogenheit, noch um moralische Fingerzeige, sondern um den präzisen Blick
auf eine Situation, die nicht mehr beherrschbar ist. Besonders deutlich werden
diese Momente, wenn er Gedanken und Erinnerungen mit der Gegenwart optisch
verzahnt und damit die Hilflosigkeit der Protagonisten noch versinnbildlicht -
ihre Erkenntnisse kommen fast immer zu spät. Begleitet von der aufwühlenden
Musik der Brüder De Angelis treibt Castellari Commissario Belli, dem nur
wenige, zerbrechliche private Momente mit seiner Freundin (Delia Boccardo) und
seiner Tochter ( Stefania Girolami Goodwin (Castellaris Tochter)) vergönnt
sind, immer tiefer ins Geschehen und wurde damit stilbildend für das Genre.
"La polizia incrimina la legge assolve" Italien, Spanien 1973, Regie: Enzo G. Castellari, Drehbuch: Enzo G. Castellari, Tito Carpi, Maurizio Amati, Darsteller : Franco Nero, Fernando Rey, James Whitmore, Delia Boccardo, Silvano Tranquilli, Laufzeit : 98 Minuten
weitere im Blog besprochene Filme von Enzo G. Castellari:
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