Als Francos Vater die ewigen Beschwerden des Schuldirektors zu viel werden, geht er auf dessen Vorschlag ein, für seinen Sohn eine Privatlehrerin zu verpflichten, die ihn wieder auf den rechten Weg zurückbringen soll. Allerdings stellt sich Giovanna Pagaus (Edwige Fenech) als das Gegenteil von dem heraus, was Franco auf andere Gedanken bringen könnte...
Der deutsche Titel "Die Bumsköpfe" hat sprachlich nichts mit dem Originaltitel "L' insegnante" (Die Lehrerin) gemein, trifft aber den Nagel auf den Kopf. Während sich der italienische Titel noch in einer Jahrzehnte alten Tradition sonnte, wies die deutsche "Übersetzung" schon auf die Zukunft hin.
Franco (Alfredo Pea), Sohn wohlhabender Eltern, leidet ausgerechnet kurz vor Schulabschluss an schlechten Leistungen. Da sein Vater der Abgeordnete der Stadt ist, wendet sich der Direktor persönlich an ihn und seine Frau, die sich darauf hin für eine Privatlehrerin entscheiden, die dem Sohn zu Hause in Griechisch Nachhilfe geben soll. Doch die schöne Giovanna Pagaus (Edwige Fenech) bringt Franco in Verlegenheit, denn sie heizt dessen Wunsch nach Sex noch mehr an, der schuld an seinen mangelhaften Schulleistungen ist. Als seinen Eltern das bewusst wird, versuchen sie Franco nicht etwa bei der Eroberung eines gleichaltrigen Mädchens zu helfen, sondern Vater Fefe geht zuerst mit ihm ins Bordell, was Franco nicht gefällt, weshalb er daraufhin die Lehrerin zu überreden versucht, den Jungen auch in dieser Hinsicht zu schulen.
Aus heutiger Sicht wirkt diese Situation wie typischer Komödienstoff, hatte aber einen realen Hintergrund im katholisch geprägten Italien. Ein Großteil der jungen Männer hatte seinen ersten Sex im Bordell oder bei einer erfahrenen Frau, wenn sich die Möglichkeuit ergab, denn die gleichaltrigen Mädchen mussten jungfräulich in die Ehe gehen. Konsequenterweise spielten sie in "L'insegnante" - außer als voyeuristische Objekte zu Beginn des Films - keine prägende Rolle.
Auch der parallel entstandene "Lezioni private" bezog sich auf diese Tradition, aber Regisseur Nando Cicero verfolgte eine andere Intention. Cicero, der das Regie-Handwerk bei Luchino Viconti ("Le notte bianche" (Weiße Nächte, 1957)) und Francesco Rosi ("Le mani sulla città" (Die Hände über der Stadt, 1963)) als Assistent gelernt hatte, und Mitte der 60er Jahre begann, selbst Filme zu drehen ("Il tempo degli avvoltoi" (Die Zeit der Geier, 1967)), wurde damit zu einem Wegbereiter der erotischen Variante der "Commedia all'italiana". Schon an seiner Auswahl der Darsteller zeigte sich, dass es ihm nicht um ein authentisches Szenario ging. Während Carrol Baker in "Lezioni private" überzeugend die ältere Lehrerin spielte, war die damals schon sehr populäre Edwige Fenech zum Entstehungszeitpunkt des Films erst 27 und damit gerade fünf Jahre älter als der jugendlich aussehende Alfredo Pea, der hier ihren Schüler mimte.
Für Edwige Fenech war es die erste Zusammenarbeit mit Regisseur Nando Cicero, der noch einige gemeinsame Filme folgen sollten - jeweils von Luciano Martino produziert, ihrem damaligen Lebensgefährten. Dass das Gewicht auf jungen und attraktiven Frauen lag, wird auch an der Besetzung von Francos Eltern offensichtlich. Sein Vater wurde vom damals 53jährigen Vittorio Caprioli gespielt, seine Mutter von der für diese Rolle viel zu jungen 32jährigen Francesca Romana Coluzzi. Letztlich spielten diese Details keine Rolle, denn auch die Darsteller der Schulkameraden und besten Freunde Francos - der dicke La Rosa (Stefano Amato) und der kleine Tartuzzo (Alvaro Vitali) - waren mit Mitte 20 zu alt für ihre Schülerrollen, was inmitten der jüngeren Statistenschar auch auffällt.
Ciceros Film war die erste Komödie, die männliche pubertierende Schüler in den Mittelpunkt stellte, die nichts als Sex im Kopf haben und deren ganzes Streben nur ihrer Befriedigung gilt. Auch die Zusammensetzung dieser Dreier-Konstellation - bestehend aus einem unerfahrenen jungen Mann, der Chancen beim weiblichen Geschlecht hat, und zwei nicht vermittelbaren Idioten, die für jede Albernheit bis zu flammenden Fürzen zuständig sind - wurde zum Vorbild für viele Nachahmer, wie die "Eis am Stil" - Reihe in den 80er Jahren.
Während ein Film wie "Lezioni private" vom Protagonisten Einfühlungsvermögen gegenüber Frauen einforderte - der italienische Macho im Film diente als negativ besetzte Witzfigur - ging "L'insegnante" den entgegen gesetzten Weg. Der als Sympathieträger auserkorene Franco verfolgt seine Ziele auf die plumpeste Weise. Er fasst der Hausangestellten an den Po und fotografiert sie in Unterwäsche, aber verlangt von ihr, ihr Gesicht zu verdecken, denn als Love-Interest kommt sie dank ihres (angeklebten) Damenbarts und ihrer buschigen Augenbrauen für den Snob nicht in Frage. Da ist die knackige Lehrerin Giovanna ein ganz anderes Kaliber und zudem die Einzige, die nicht verhaltensauffällig wirkt. Schon in "L'insegnante" ist der Kontrast der sehr attraktiven und einzig kein Over-Acting betreibenden Edwige Fenech zu der übrigen Darstellerriege auffällig - eine Wirkung, die Cicero in ihren späteren gemeinsamen Filmen noch steigern sollte.
Homophobe Ansichten waren ein fester Bestandteil der italienischen Erotikkomödie, lebten sich in der Regel aber in tuntigen Gags aus - hier dagegen wird die Homosexualität als Krankheit abgehandelt, gegen die der Sex mit einer schönen Frau das beste Heilmittel darstellt. Francos Mutter fleht Giovanna an, ihrem Sohn zu helfen, als dieser vortäuscht, schwul zu sein - das die Sache schief geht, liegt nur daran, dass sie sein Spiel zuvor durchschaut. Franco startet danach noch einige Versuche, die nah am Tatbestand der versuchten Vergewaltigung stehen, aber weder ist Giovanna ihm richtig böse, noch schadet das letztlich seiner Reputation. Am Ende liebt sie ihn und will mit ihm zusammen sein, womit "L'insegnante" - wenn auch auf humorvolle Weise - die alte Macho-Brachialmethode predigt. So zeitgemäß Ciceros Film in seiner Anlage war, so rückständig waren die darin verbreiteten Ansichten.
Es ist den beiden heimlichen Hauptdarstellern, La Rosa und Tatuzzo, zu verdanken, dass dieser negative Eindruck nicht noch stärker ins Gewicht fiel, denn die erste, gelungene Hälfte des Films (Edwige Fenech tritt erst nach knapp 30 Minuten auf), konzentriert sich auf das allgemeine Schul-Chaos - Albernheiten, Streiche, irre Lehrer und Titten - Schau bestimmen die Szenerie. Die ständig sex-lüsternen Bemerkungen der Beteiligten lassen zwar keine andere Geisteshaltung erkennen als Franco bei seinem Versuch, seine Lehrerin zu verführen, aber sie versuchen gar nicht erst, dabei seriös oder gar emotional zu wirken. So sehr Edwige Fenech in der zweiten Hälfte als Blickfang dient, so sehr verliert der Film seinen dilettantisch - komödiantischen Schwung zugunsten einer konstruierten Liebesgeschichte mit fadem Beigeschmack.
Letztlich entschied das Publikum über seine Favoriten, denn in den vielfachen Fortsetzungen der "Lehrerin-Reihe" und in Ciceros komödiantischer Militär-Trilogie mit Edwige Fenech, beginnend mit "La dottoressa del distretto militare" (Die Knallköpfe der 6. Kompanie (1976)) waren zunehmend Witzbolde wie Alvaro Vitali gefragt, der Mitte der 70er Jahre in vielen ähnlich gearteten Filmen mitwirkte - und natürlich die körperlichen Vorzüge der weiblichen Darsteller. Dass "L'insegnante" im Gegensatz zu diesen "Nachfolgern" noch über eine richtige Story verfügte, die sich in Grenzen an der Realität orientierte, stellt sich aus heutiger Sicht eher als Nachteil heraus - wenn schon Sex-Klamotte, dann konsequent.
"L'insegnante" Italien 1975, Regie: Nando Cicero, Drehbuch: Tito Carpi, Francesca Milizia, Darsteller: Edwige Fenech, Alfredo Pea, Alvaro Vitali, Stefano Amato, Vittorio Caprioli, Laufzeit: 89 Minuten
weitere im Blog besprochene Filme von Nando Cicero:
"Il tempo degli avvoltoi" (1967)
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