Inhalt: Louisiana 1927: Einige Männer kommen per Boot über
einen Fluss, Andere erreichen das Hotel mit dem Auto, bevor sie gemeinsam das
Zimmer 36 aufsuchen, in dem ein Maler (Antoine Saint-John) kurz davor steht,
ein Gemälde zu vollenden. Doch dazu kommt es nicht mehr. Die Männer misshandeln
ihn brutal, schleppen ihn in den Keller, wo sie ihn kreuzigen und seinen Körper
mit Löschkalk zerstören.
Mehr als 50 Jahre später kehrt wieder Leben in das alte
Hotel ein, in dem die damalige Hinrichtung geschah. Lisa Merrill (Catriona
McColl) hat es geerbt und will es mit Hilfe ihres Freundes Martin (Michele Mirabella), einem
Architekten, wieder in Stand setzen – eine fast herkulische Aufgabe, angesichts
des baulichen Zustands und ihrer geringen finanziellen Möglichkeiten. Als einer
der Arbeiter schwer verunglückt, kommt erstmals der Arzt John McCabe (David
Warbeck) zu dem Hotel, der aber nichts mehr für den Mann tun kann. Doch Lisa
fasst Vertrauen zu ihm und bittet ihn erneut zu kommen, als sich die
unerklärlichen Ereignisse häufen…
"...auch du
wirst im Schrecken leben! Das Jenseits" - eine wenig vielversprechende
Aussicht, mit der Lucio Fulci den Betrachter direkt ansprach und damit schon
den Unterschied zu seinen Zombie-Vorgängern betonte. "...e tu vivrai nel
terrore! L'aldilà" (wenig inspiriert als "Die Geisterstadt der
Zombies" veröffentlicht oder inhaltlich falsch "Über dem
Jenseits" tituliert) gilt als dritter Teil der "Zombie-Trilogie"
nach "Zombi 2" (Woodoo - die Schreckensinsel der Zombies, 1979) und
"Paura nella città dei morti viventi" (Ein Zombie hing am
Glockenseil, 1980), die Fulci jeweils mit Drehbuchautor Dardano Sacchetti,
Kameramann Sergio Salvati und Komponist Fabio Frizzi entwickelte. Dank der
gruseligen Atmosphäre, gepaart mit sehr grafischen Splatter-Effekten, die Fulci
in jedem seiner Filme zu steigern wusste, lag die "Trilogie"-Einordnung
nah, täuscht aber ein wenig darüber hinweg, dass die Kreativen die
Zombie-Thematik jeweils sehr unterschiedlich umsetzten.
Erinnerte "Zombi 2" noch an die traditionelle Saga
("I walked with a Zombi" (Ich folgte einem Zombie, USA 1943)) und
spielte größtenteils auf einer Karibik-Insel, war "Paura nella città deimorti viventi" in den USA angekommen - der bevorzugte Handlungsort im
italienischen Genre-Film dieser Phase, um beim italienischen Publikum trotz des
offensichtlich geringen Budgets mit der Konkurrenz "Hollywood"
mithalten zu können (siehe den Essay "Das italienische Kino frisst sich selbst").
Die tödliche Gefahr durch die wieder auferstandenen Toten wird den Bewohnern
eines kleinen Ortes zwar nur langsam bewusst, aber sie blieb eine Bedrohung von
außen, gegen die sich die Protagonisten gezielt zur Wehr setzen konnten. Diese
eindeutige Trennlinie existiert nicht mehr in "...e tu vivrai nel terrore!
L'aldilà", in dem die Gefahr aus dem Inneren zu kommen scheint und die
Untoten nicht mehr klar von den Lebenden unterschieden werden können.
Wie gewohnt nutzte Autor Sacchetti okkulte Zeichen und
Formeln, um die mehr als 50 Jahre nach der Eingangsszene, in der ein Maler
brutal hingerichtet wird, einsetzende Handlung vorzubereiten, aber mehr noch
als in den Vorgängern bemühte er sich gar nicht erst um eine schlüssige
Durchführung der Story, sondern trieb sein Spiel mit den unterschiedlichen
Ebenen so weit, dass die kommenden Ereignisse nur schwer vorherzusehen sind.
Anders als im typischen Zombie-Film bedeutet eine Übermacht an Angreifern noch
nicht den sicheren Tod, der stattdessen
in ganz anderer Form überraschend eintreten kann – wie in der
Bibliotheks-Szene, in der das Opfer gefräßigen Taranteln ausgesetzt wird. Ein
unrealistisches, aber wirkungsvolles Szenario.
Einzigen erzählerischen Halt vermitteln die Figuren der Hotel-Erbin
Lisa Merrill und des Arztes John McCabe, der zum ersten Mal an den Ausgangsort
des Grauens gerufen wird, als bei den Renovierungsarbeiten ein Unglück
geschieht. Catriona McColl, die schon die Hauptrolle in "Paura nella città
dei morti viventi" spielte und bei dem Versuch, das geerbte Hotel mit
Hilfe ihres Freundes Martin wieder zu reaktivieren, dessen Vergangenheit herauf
beschwört, wurde diesmal David Warbeck an die Seite gestellt, der sich Anfang
der 80er Jahre als Protagonist der Söldner-Filme unter der Regie Antonio
Margheritis („L‘ultimo cacciatore“ (Jäger der Apocalypse, 1980) ) auf dem
Höhepunkt seiner Karriere befand. Zunehmend werden sie durch ein Geschehen
aneinander geschweißt, das sprunghaft die Szenen wechselt, Spuren legt und
Hinweise gibt, die nicht weiter verfolgt werden und Figuren einführt oder töten
lässt, ohne die Hintergründe genauer zu betrachten.
Dank des stimmigen Setting, der Kameraführung und nicht
zuletzt der Musik Fabio Frizzis sind Kritiker geneigt, über die Schwächen der
Story hinwegzusehen, dabei lässt sich darin gerade die Stärke eines Films erkennen,
der sich den üblichen Zombie-Adaptionen entzieht und zu einem
halluzinatorischen Trip wird, in dem Reales nicht mehr von Irrealem
unterschieden werden kann. Eine konsequente Weiterentwicklung der beiden ersten
Zombie-Filme Fulcis, die seine Ankündigung im Filmtitel nicht als leeres Versprechen
erscheinen lässt: „…auch du wirst im Schrecken leben!“
"...E tu vivrai nel terrore! L'aldilà" Italien 1981, Regie: Lucio Fulci, Drehbuch: Lucio Fulci, Dardano Sacchetti, Giorgio Mariuzzo, Darsteller : David Warbeck, Catriona MacColl, Cinzia Monreale, Antoine Saint-John, Michele Mirabella, Laufzeit : 84 Minuten
Abschlussfilm des 5. Forumtreffens "Deliria Italiano" in Nürnberg vom 10. bis 11.10.2014
Abschlussfilm des 5. Forumtreffens "Deliria Italiano" in Nürnberg vom 10. bis 11.10.2014
weitere im Blog besprochene Filme von Lucio Fulci:
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