Inhalt: Das
Ehepaar Silvia (Lucia Bosé) und Donald Forrest (Giacomo Rossi-Stuart) befindet
sich bei schlechtem Wetter auf einer Fahrt zu einer ihrer Freundinnen, die ihre
frisch vom Schönheitschirurgen operierte Nase feiern lassen möchte, worüber
sich Donald sehr abschätzig auslässt. Während sie weiter streiten, werden sie
von zwei waghalsig rasenden Fahrzeugen überholt, deren Verfolgungsjagd an einer
vom Unwetter zerstörten Brücke endet. Inspektor Wright (Dino Fazio) gelingt es
so, den gesuchten Mörder Spike (Farley Granger) zu verhaften, aber das ändert
nichts daran, dass sie genauso an diesem Ort festsitzen wie das Ehepaar Forrest
und das wenig später eintreffende Fahrzeug von Dr. Williams (Stelvio Rossi),
der zu einem dringenden Notfall unterwegs war.
Gezwungenermaßen
begeben sie sich zu einer alten Villa, die nur sehr widerstrebend von Joe
(Gianni Medici) geöffnet wird, der sich gerade mit seiner Freundin (Giulia
Rovai) vergnügt hatte. Er hatte das Haus von der verstorbenen Lady Marlowe
erworben, die ein unglückliches Schicksal ereilt hatte. Die gelangweilte und
immer nach Unterhaltung gierende Silvia Forrest schlägt deshalb vor, eine
Seance zu veranstalten, um den Geist von Lady Marlowe herauf zu beschwören...
"Qualcosa
striscia nel buio" (Etwas kriecht im Dunkeln) bedeutete für Einige der
Beteiligten den Endpunkt ihrer Karriere, andere nahmen sie wieder auf. Während
Regisseur Mario Colucci, der in den 60er Jahren hauptsächlich als Drehbuchautor
tätig war, nach seiner zweiten Regiearbeit (zuvor drehte er den Italowestern
"Vendetta per vendetta" (Rache für Rache, 1969)) die Filmbranche
nicht einmal 40jährig verließ und Mia Genberg als Darstellerin letztmals
auftrat, befand sich Lucia Bosé nach einer langjährigen Schaffenspause wieder
voll im Geschäft. Und Farley Granger, dessen einzige Arbeit in Italien - Viscontis
"Senso" (Sehnsucht, 1954) - viele Jahre zurücklag, hatte eine zweite
Karriere in Italien begonnen, die ihn an vielen Genre-Filmen bis Mitte der 70er
Jahre mitwirken ließ.
Auch die
sonstige Besetzung bestand aus im Genre erfahrenen Darstellern wie Stelvio
Rosi, Giacomo Rossi-Stuart und Angelo Francesco Lavagnino, die für die
notwendige Qualität sorgten. Denn Colucci entwarf die klassische Ausgangssitution
einer zusammen gewürfelten Gruppe, die gezwungen wird, sich für eine Nacht
gemeinsam an einem Ort aufzuhalten. Die Art wie er diese Situation vorbereitet,
gibt schon einen Vorgeschmack auf die kommenden Ereignisse, denn während das
Ehepaar Silvia (Lucia Bosé) und Donald Forrest (Giacomo Rossi-Stuart) keinen
Zweifel daran lässt, dass sie sich nur in ihrer gegenseitigen Abneigung einig
sind, während sie bei schlechtem Wetter mit ihrem Auto unterwegs sind, nähern
sich in rasender Fahrt zwei Autoscheinwerfer, die von einem anderen Paar Lichter
verfolgt werden – eine sehr atmosphärische Zusammenführung der Beteiligten, die
sich alle an einer vom Unwetter zerstörten Brücke begegnen.
Nicht nur
Spike (Farley Granger), ein gesuchter Mörder, wird zum Halt gezwungen, auch
Inspektor Wright (Dino Fazio) und Detective Sam (Franco Beltramme) kommen nicht
weiter, können ihn aber festnehmen. Nur wenig später stößt das kurz zuvor
überholte Ehepaar Forrest auf die drei Männer, gefolgt von einem weiteren
Fahrzeug, indem sich Dr.Williams (Stelvio Rosi) und seine Assistentin Susan (Mia
Genberg) befinden, die noch einen liegen gebliebenen Fahrer mitgenommen hatten,
den undurchsichtigen Professor Lawrence (Angelo Francesco Lavagnino). Sie alle
sind gezwungen, sich zu einer nahe gelegenen Villa zu begeben, in der Hoffnung
telefonieren zu können. Der dortige Bewohner Joe (Gianni Medici) zeigt sich
wenig begeistert von deren Ankunft, aber Inspektor Wright weiß sich
durchzusetzen, weshalb Joe das Schäferstündchen mit seiner Freundin (Giulia
Rovai) unterbrechen muss. Damit ist die Gruppe, klassisch aus 10 Personen
bestehend, vollständig und das fröhliche Reduzieren kann beginnen.
Doch obwohl
die Telefonleitung während Wrights Gespräch unterbrochen wird und mit einer
Seance die tragisch verstorbene Lady Marlowe, die frühere Besitzerin der Villa,
gerufen werden soll, setzt Colucci nicht auf den typischen Agatha
Christie-Effekt, sondern variiert die Thematik in einer Balance aus
Gesellschaftssatire und Gruselfilm. Besonders Lucia Bosè als gelangweilte
Ehefrau aus besseren Kreisen gelingt eine überzeugende Performance als ständig
nach Unterhaltung gierender Nervensäge, der ihr Ehemann mit seinen zynischen
Bemerkungen Paroli bietet. Mit ihrer übergriffigen Art provoziert sie nicht nur
die unscheinbare Susan, der sie unterstellt, in Dr.Williams verliebt zu sein,
sondern auch Spike, dessen Erfahrungen als Mörder sie faszinieren.
Selbstverständlich ist sie es, die die Seance gegen den Willen ihres Mannes vorschlägt,
den sie als Medium auserkoren hatte. Trotz seiner Weigerung scheint die Stimme
Lady Marlowes aus ihm zu sprechen.
Ab diesem
Moment beginnt Colucci mit scheinbar übernatürlichen Kräften zu spielen, ohne
die Balance zur Realität zu verlieren. Er nutzt die inneren Konflikte und
geheimen Sehnsüchte der unfreiwillig Zusammengepferchten dazu, jederzeit auch
eine logisch erscheinende Lösung anzubieten. Als sich Susan (wenig
überraschend) als schöne Frau entpuppt und Dr.Williams auf seinem Zimmer
verführt, wirkt sie wie verwandelt, erschrickt aber plötzlich vor ihrem eigenen
Verhalten. War der Geist Lady Marlowes in sie gedrungen oder hatte sie einfach
ihre Sehnsucht überwältigt? – Auch als der erste Mord geschieht, ist Inspektor
Wright sofort klar, wer der Mörder ist, auch wenn es dazu widersprüchlich
scheinende Indizien gibt. Immer versucht er, die Ereignisse logisch zu erklären
bis auch er von unerklärlichen Vorkommnissen heimgesucht wird.
„Qualcosa
striscia nel buio“ bleibt immer im Gleichgewicht zwischen Konkretem und
Ungefähren, ohne die Ereignisse erklären zu wollen, womit der Film trotz seiner
zurückhaltenden, wenig aufwändigen Inszenierung modernen Gruselfilmen, die
nicht mehr ohne eine noch so an den Haaren herbei gezogene Begründung
auskommen, überlegen ist. So ist Farley Granger als cooler Krimineller für die
handfesten Vorkommnisse zuständig, prügelt sich und versucht zu fliehen, gerät
dann aber in eine geheimnisvolle Situation, die der Betrachter nur erahnen
kann. Innerhalb der stimmigen Atmosphäre der alten Villa gibt es nur wenige
aktionistische Momente, bleiben die fantastischen Augenblicke zurückhaltend,
jederzeit unterbrochen von der Realität des Banalen, aber über allem bleibt die
Frage offen, was wirklich in den Schatten des Hauses geschah. Auch das Lachen
am Ende kann diese Frage nicht beantworten, denn vielleicht gilt es nur den
Zuschauern?
"Qualcosa striscia nel buio" Italien 1971, Regie: Mario Colucci, Drehbuch: Mario Colucci, Darsteller : Stelvio Rosi, Lucia Bosé, Mia Genberg, Farley Granger, Giacomo Rossi-Stuart, Dino Fazio, Laufzeit : 92 Minuten
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