Inhalt: Während
Django (Tony Kendall) Jagd auf die Verbrecherbande von Crow (Teodoro Corrà)
macht, bekommt die Stadt,. in der sein Bruder Steve (John Alvar) lebt, Besuch
von dem gefürchteten Pistolero Sartana (George Ardisson). Steves Boss, der
Bankdirektor Singer (Bernard Farber), will Sartana mit 3000 Dollar kaufen,
damit dieser seine Bank in Ruhe lässt. Aus diesem Grund schickt er Steve zu
ihm, aber Sartana verweigert entrüstet das Angebot, da er niemals Banken
ausraubt. Wenig später verlässt er wieder die Stadt.
Kurz darauf
wird Singer ermordet, dessen Nichte (Adler Grey) entführt und der äußerlich
unbeschädigte Banksafe wird leer aufgefunden. Als man Steve im Bett mit der
Bardame Maria findet, die Taschen voller Geld, ist für die Männer der Fall
klar. Steve hat mit Sartana gemeinsame Sache gemacht, weshalb sie ihn mitten in
der Stadt aufhängen. Ein Anblick, der Django zuerst in Trauer stürzt, dann
voller Wut die Jagd auf Sartana beginnen lässt...
Angeführt
von Django (Tony Kendall) traben die Reiter langsam durch hohes Gras, bevor sie
auf einer von saftig grünen Wiesen überzogenen Hügellandschaft die Bande von
Crow (Teodoro Corrà) finden. Weder das verhaltene Tempo, noch die intensiven
Farben deuten auf einen staubigen Italo-Western hin, aber dann zieht Django
nicht nur seinen Hut ins Gesicht, sondern auch schneller als sein Gegner, womit
der Job abgeschlossen ist. Regisseur Pasquale Squitieri, hier unter dem
Pseudonym William Redford, begann seine Karriere mit diesem Western (sieht man
von dem intimen Erstversuch "Io e dio" (1969) über seine
sizilianische Heimat einmal ab), zu dem der damals Anfang 30jährige auch das
Drehbuch schrieb. Wahrscheinlich hatte er die Entwicklung des Genres in den
60er Jahren, das 1970 schon seinen Zenit überschritten hatte, genau beobachtet
- anders ist die Wahl von Django und Sartana als Hauptfiguren nicht zu
erklären.
Tatsächlich
mutet "Django sfida Sartana" (Django gegen Sartana) teilweise wie
eine Parodie auf den Western an, da die Story nur auf Basis der Berühmtheit der
beiden Protagonisten funktioniert. Schon die Ankunft Sartanas (George Ardisson)
in der Kleinstadt ruft gleich einen Rotzlöffel auf den Plan, der sich mit ihm
duellieren will, und der hiesige Bankdirektor Singer (Bernard Farber) schickt
sofort einen Mitarbeiter mit 3000 Dollar, um Sartana dazu zu bewegen, nicht die
Bank auszurauben. Dabei handelt es sich nicht um irgendeinen Mitarbeiter,
sondern um Djangos Bruder Steve (John Alvar), auf den der Bankdirektor
zurückgreift, da sein berühmter großer Bruder - der einzige, der angeblich noch schneller
schießt als Sartana - zur Zeit anderweitig beschäftigt ist. Als er ein paar Tage
später in die Stadt zurückkommt, findet er seinen kleinen Bruder tot vor. Von
einem Lynchmob gehängt, weil dieser angeblich die Mitschuld am Tod des
Bankdirektors trägt und gemeinsam mit Sartana die Bank ausgeraubt haben soll.
Wütend macht er sich auf den Weg, seinen Bruder zu rächen.
Die an sich
gute Grundidee der Story wird von Squitieri holprig und wüst geschnitten
inszeniert, und hinterlässt einen uneinheitlichen Eindruck.
Entspricht der gelungene Titelsong zu Beginn noch den Genre-Traditionen,
verfällt die Musik zeitweise in moderne jazzartige Klänge, passend zu der
geföhnten Langhaarfrisur der meisten männlichen Darsteller, womit eher auf das Entstehungsjahr des Films hingewiesen wird als auf den Handlungszeitpunkt. Auch die Gewaltszenen hinterlassen einen inkonsequenten Eindruck. Erst werden sie mit sadistischem Gestus angekündigt, dann wirken sie in ihrer
Blutarmut und Körperlosigkeit häufig lächerlich. Zudem wird das Erzähltempo
teilweise unnötig verschleppt, wenn minutenlang nur reitende Cowboys gezeigt
werden, interessante Aspekte aber nur kurz angerissen und nicht weiter verfolgt
werden. Nachdem das Bierglas des dunkelhäutigen Barpianisten mit einer
rassistischen Beleidigung zerschossen wurde, bleibt diese Szene ohne weitere Konsequenzen. Mehrfach noch deutet Squitieri den im Westen vorherrschenden Rassismus an, bleibt aber immer bei im Gesamtkontext
unerheblichen Szenen.
Auch der
zwiespältige Charakter von Djangos kleinem Bruder, hätte mehr Beachtung verdient gehabt,
denn nachdem sich der brave Bankmitarbeiter bei Sartana eine Abfuhr holte - wobei dieser noch betonte, grundsätzlich keine Banken zu überfallen - fiel ihm nichts besseres ein,
als das Geld der Bank mit der Hure Maria zu verjubeln, weshalb man ihm ohne
weitere Argumente die Schuld an dem Bankraub in die Schuhe schieben konnte.
Natürlich ist Jedem klar, dass Steve daran unschuldig ist, aber hätte er das Geld
einfach wieder zurückgebracht, wie es seinem bisher untadeligen Lebenswandel
entsprach, wäre der gesamte Plan des Drahtziehers gefährdet gewesen. Auf dieses
Fehlverhalten geht der Film leider ebenso wenig ein wie auf die Frage, warum Django,
nachdem man ihm diese Geschichte aufgetischt hatte, nicht noch wenigstens den
Lynchmob bestraft hatte? - Nur dieser trug die Schuld am Tod seines Bruders. Stattdessen beginnt er sofort mit der Verfolgung Sartanas, obwohl er
von dessen Unschuld dank eines Tagebucheintrags seines Bruders schon weiß – wann er diesen
zwischen der Ablehnung Sartanas und den Verführungskünsten Marias verfasst
haben soll, bleibt ein Rätsel.
Man kann
Pasquale Squitieri die Liebe zum Western nicht absprechen – mit „La vendetta è
un piatto che si serve freddo“ (Drei Amen für ein Hallelujah, 1971) ließ er
noch einen weiteren folgen - denn einige Szenen des Films sind gut inszeniert
und atmen den Mythos des Genres. Auch Ardisson als cooler Revolverheld kann
überzeugen, etwa wenn er den jugendlichen Angeber, der ihn herausfordert, ohne Schuss in
seine Schranken weist. Kendall als Django wirkt dagegen vor allem nett, ohne
jeden Anflug einer bedrohlichen Aura. Doch einzelne gute Szenen ergeben noch
keinen guten Film, der besonders an seiner unschlüssig entworfenen, unlogischen
Story krankt. Der Zwang, den Filmtitel, der eine Auseinandersetzung der beiden
Superschützen versprach, irgendwie zu begründen, wird an Squitieris sehr konstruiertem Drehbuch sichtbar. Dass Django den Tagebucheintrag seines Bruders erst nach ihrem Kampf vorlegt, der Sartanas Unschuld beweist, erklärt auch nicht, warum sie sich zuvor hatten schlagen müssen.
Schon dass
Django zuvor seine Waffe niederlegte, um die Sache zwischen ihm und Sartana mit
der Faust auszutragen, enttäuschte die Erwartungen, weil diese „sanfte“ Form
der Rache jeder inhaltlichen Grundlage entbehrte, passte aber hervorragend zu
einem Film, indem sich die Helden zuerst gegenseitig grün und blau schlagen, um
im nächsten Moment, wenn es gemeinsam gegen den tatsächlichen Feind geht,
wieder mit frisch gestählten, unversehrten Gesichtern davon zu reiten. „Django
sfida Sartana“ lässt Pasquale Squitieris Regisseur-Talent in einzelnen Szenen
erkennen, auch sind die optischen Mängel sicherlich dem knappen Budget geschuldet,
aber eine größere Sorgfalt bei der Ausarbeitung der Grundidee hätte diese
Schwächen ausgleichen können, so wie die gesellschaftskritischen Anspielungen
des überzeugten Kommunisten zu schwach und inkonsequent bleiben.
"Django sfida Sartana" Italien 1970, Regie: Pasquale Squitieri, Drehbuch: Pasquale Squitieri, Darsteller : Tony Kendall, George Ardisson, Bernard Farber, José Torres, Adler Grey, Laufzeit : 84 Minuten
weitere im Blog besprochene Filme von Pasquale Squitieri:
"Il prefetto di ferro" (1977)
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